MLP Studentenwohnreport 2025 – studentisches Wohnen zu teuer
(9.10.2025) Der Finanzdienstleister MLP hat gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) den MLP Studentenwohnreport 2025 vorgelegt. Die Untersuchung wertet Angebotsdaten von 38 Hochschulstandorten in Deutschland aus und dokumentiert eine Verlangsamung der Preisdynamik auf dem studentischen Wohnungsmarkt gegenüber dem Vorjahr. Dies sei jedoch „keine Entwarnung”.
„Die moderater ausgefallenen Mietsteigerungen sind keine Entwarnung: Die Lage am Wohnungsmarkt bleibt angespannt”, betont Prof. Dr. Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. „In Hochschulstädten trifft hohe Nachfrage auf zurückgehende Bautätigkeit; steigende Kosten, lange Genehmigungen und komplexe Standards bremsen zusätzlich die Entstehung neuen Wohnraums.”
In aller Kürze
- Kosten für studentisches Wohnen steigen im Schnitt um 2,3 %.
- Stärkste Preiserhöhungen bei kleinen Wohnungen < 40 m² (+4,3 %), moderatere Steigerung bei WG-Zimmern (+1,7 %).
- München bleibt Miet-Spitzenreiter.
- Die höchsten Steigerungen im Dreijahresdurchschnitt gab es in Leipzig, Freiburg und Konstanz.
- Am günstigsten ist das Wohnen weiterhin in Chemnitz.
- Berlin: Die Hauptstadt verzeichnet erstmals einen leichten Rückgang der Mieten (-0,8 %) – im Dreijahresdurchschnitt liegt sie dennoch bei +5,3 % pro Jahr.
- Wohnkosten führen bei knapp zwei Dritteln der studentischen Haushalte zu finanzieller Überlastung.
- Fehlender bezahlbarer Wohnraum wird zunehmend zum Standortfaktor.
Studentenwohnpreisindex steigt weiter
Im diesjährigen MLP Studentenwohnreport steigen die durchschnittlichen Kaltmieten an deutschen Hochschulstandorten — bereinigt um Qualität und Lage (Studentenwohnpreisindex) — im Mittel um 2,3 %. Die Preise für kleine Wohnungen legten um 4,3 % zu; WG-Zimmer verteuerten sich durchschnittlich um 1,7 %. Auf Dreijahressicht verzeichnen die Hochschulstandorte jährliche Mietsteigerungen zwischen 2,3 und 6,9 %.
Die höchsten Mietzuwächse über die letzten drei Jahre verzeichnen Leipzig, Freiburg und Konstanz mit jeweils mehr als 6 % pro Jahr; eine geringere Dynamik zeigt sich in Chemnitz, Trier und Stuttgart sowie in Würzburg, Tübingen und Ulm. Im aktuellen Untersuchungszeitraum war der Mietanstieg in Rostock mit 9,1 % besonders ausgeprägt. Berlin meldete erstmals einen leichten Rückgang der Mieten (-0,8 %).
Studentisches Wohnen bleibt in den Metropolen besonders teuer; im preisgünstigeren Segment dominieren ostdeutsche Standorte. Beim Kostenvergleich für eine 30-m²-Musterwohnung reicht die Spanne der verlangten Warmmiete von 837 Euro in München bis 296 Euro in Chemnitz.
BAföG-Wohnkostenzuschuss reicht nicht aus: 62 % der Studierenden finanziell überlastet
Mit der monatlichen BAföG-Wohnkostenpauschale (derzeit 380 Euro) lässt sich die Warmmiete für die 30-m²-Musterwohnung nur in Bochum, Magdeburg und Chemnitz vollständig abdecken. Im Durchschnitt verwenden Studierende 53 % ihres Einkommens für Wohnen (Gesamtbevölkerung: 25 %). Nach Eurostat gilt ein Haushalt ab einer Wohnkostenbelastung von mehr als 40 % als überlastet — das trifft auf 62 % der Studierenden mit eigenem Haushalt zu.
Steigendes Angebot ist keine Garantie für Zugänglichkeit
Gegenüber den Vorjahren ist das öffentlich geschaltete Mietangebot an den meisten Standorten gestiegen; in Rostock, Dresden und Trier sind hingegen deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Insbesondere haben WG-Angebote an den meisten Standorten zugenommen. Die bloße Verfügbarkeit gewährleistet jedoch weder Bezahlbarkeit noch uneingeschränkten Zugang.
Wohnen wird zum Standortfaktor
Ein unzureichendes Wohnungsangebot kann den Zuzug sowie die Bleibeabsichten von Studierenden aus dem Ausland erheblich beeinträchtigen. Das ist unter anderem von Bedeutung für die Wirtschaft, weil internationale Studierende erhebliche positive gesamtfiskalische Effekte generieren: Bei einem Anfängerjahrgang von rund 80.000 Personen ergibt sich bei mittleren Verbleibquoten nach dem Studienabschluss ein Nettobeitrag von 15,5 Mrd. Euro zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte; bei hohen Verbleibquoten sind es etwa 26 Mrd. Euro.
Der Wohnungsmarkt stellt für diese Gruppe den zentralen Engpass dar. Wer nicht in einem Wohnheim unterkommt, hat auf dem freien Mietwohnungsmarkt besonders große Schwierigkeiten: visabedingt spontane Ankünfte, fehlende lokale Netzwerke oder fehlende Bonitätsnachweise (z.B. Schufa) erschweren den Zugang.
„Die Wohnungssituation für Studierende stelle zukünftig eine ernstzunehmende Gefahr für Deutschlands bereits angeschlagene Wirtschaft, sofern diese nicht grundlegend verbessert wird,” so Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP SE.
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siehe zudem:
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