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Holzwerk Schneider: Holzbau-Quartier „Naturella” mit saisonalem Energiekonzept realisiert

(24.11.2025) Auf dem Areal einer ehemaligen Saftfabrik ist in Langenargen das Wohnquartier „Naturella” entstanden: neun viergeschossige Häuser mit 119 Wohnungen, weitgehend in Holzbauweise, Wasser-Wasser-Wärmepumpe und geplanter Wasserstoff-Zwischenspeicherung für den Winterbetrieb. 

Neun, jeweils viergeschossige Häuser sind auf dem ehemaligen Industrie-Areal entstanden. (Bild: Nina Baisch / Naturella) 

Zukunftsweisendes Wohnen

Auf dem früher versiegelten Industrieareal in Langenargen wurde ein Wohnquartier mit dem Namen „Naturella” realisiert. Die neun, jeweils viergeschossigen Häuser bündeln 119 Wohnungen mit 65 bis 145 m² und wurden entlang der Straße so angeordnet, dass ein parkähnlicher Innenhof entsteht.

Das Gelände wurde ökologisch aufgewertet; die Versiegelung sank von etwa 90 % auf 40 %, der Altbaumbestand wurde weitgehend erhalten und um 100 neue Bäume ergänzt. Ein Dorf-Café und gestaltete Gemeinschaftsflächen sollen das Nachbarschaftsleben stärken. 27 Wohnungen sind öffentlich gefördert und kosten 10 Euro/m² – bei gleicher Ausstattung wie die übrigen Einheiten. Alle Wohnungen verfügen über Loggia oder Terrasse sowie eine möblierte Küche und ein eingerichtetes Bad; ein Beleuchtungskonzept ist integriert.

Bauherrin ist die Fränkel AG, die Planung stammt von Plösser Architekten, die Freianlagen wurden von Planstatt Senner gestaltet. Die Gebäude bestehen weitestgehend aus Holz; Treppenhäuser wurden aus statischen Gründen in Stahlbeton ausgeführt. Insgesamt wurden rund 3.660 m³ Holz aus Österreich und Deutschland eingebaut – rechnerisch eine Bindung von ca. 3.600 t CO₂. Die ausführenden Holzbauarbeiten übernahm die oa.sys baut GmbH aus Alberschwende (AUT). Für die Geschossdecken kamen Elemente der „Best Wood CLT BOX – Decke FS” von Best Wood Schneider zum Einsatz.

119 Wohnungen wurden entlang der Straße so angeordnet, dass ein parkähnlicher Innenhof entsteht. (Bild: Nina Baisch / Naturella) 

Technische Ausführung der CLT-Hohlkastendecken

Das Deckensystem ist ein Hohlkastenelement aus zwei CLT-Platten mit dazwischenliegenden Brettschichthölzern als Abstandhalter. Ein integrierter Gefachschallschutz verbessert den Trittschall besonders im tieffrequenten Bereich. Gegenüber einschaligen Massivholzdecken seien bis zu 40 % weniger Material erforderlich – bei gleicher statischer Leistungsfähigkeit. Die Elemente bieten geringe Konstruktionshöhen und große Spannweiten; sie sind bis zu 90 min brandbeständig und können mit einfachen Mitteln raumabschließend hergestellt werden. Die Unterseite weist ab Werk eine Sichtqualität auf (u.a. geschlitzte Weißtanne) und kann ohne weitere Bearbeitung als Zimmerdecke genutzt werden.

Das zurückhaltende Design lässt Sicht auf die Natur. (Bild: Nina Baisch / Naturella) 

Zur Ausführung berichtet Alexander Schneider, von Oa.sys baut: „Bei diesem Objekt haben wir ungefähr 9.100 m² der CLT-Boxen eingebaut sowie 5.100 m² CLT-Decken. Obwohl wir das System bis dahin noch nie verarbeitet haben, ging uns die Arbeit gut von der Hand.” Architekt Manuel Plösser ergänzt: „Zum Thema Nachhaltigkeit gehört auch der ressourcenschonende Umgang mit Baumaterialien. Dies war bei dem Deckensystem gegeben. Die geschlitzte Sichtholzuntersicht in Weißtanne sorgt für eine wertige Gestaltung.” Der hohe Vorfertigungsgrad trug zur zügigen Bauabwicklung bei.

Alle Wohnungen sind bereits mit einer kompletten Küche ausgestattet. (Bild: Nina Baisch / Naturella) 

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Energieseitig erfüllen alle Gebäude den KfW-Effizienzhaus-40-Standard. Die Dächer wurden begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet; durch die Dachbegrünung steigt die PV-Leistung im Sommer um etwa 4 - 5 %, da die Umgebungstemperatur sinkt. Eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit drei Grundwasserentnahmebrunnen liefert die Grundlast. Ziel ist eine weitgehende Autarkie von April bis September. Perspektivisch soll sommerlicher Stromüberschuss in Wasserstoff umgewandelt, gespeichert und von Oktober bis März u.a. für Wärmepumpen und E-Ladestationen genutzt werden.

Im Jahr 2022 wurde die Best Wood CLT BOX – Decke FS für den Bundespreis Ecodesign nominiert. (Bild: Nina Baisch / Naturella) 

Leistungen und Besonderheiten der Projektpartner

  • Fränkel AG (Bauherrin): Realisierung eines überwiegend in Holz errichteten Quartiers mit sozial durchmischtem Wohnungsangebot, inklusive 27 geförderter Wohnungen.
  • Plösser Architekten / Planstatt Senner: Städtebauliche Anordnung mit Innenhof, deutliche Reduktion der Flächenversiegelung, Erhalt des Altbaumbestands, Ergänzung um über 100 neue Bäume, sichtbare Holzoberflächen in den Innenräumen.
  • Oa.sys baut GmbH: Montage von ca. 9.100 m² CLT-Box-Decken und 5.100 m² CLT-Massivdecken; Erstanwendung des Systems in dieser Größenordnung.
  • Best Wood Schneider GmbH: Lieferung der „CLT BOX – Decke FS” – ein Hohlkastensystem mit Gefachschallschutz, geringer Bauhöhe, großen Spannweiten und hochwertiger Sichtunterseite.

Das System wurde 2020 mit dem Architects’ Darling Award Gold in der Kategorie „Beste Produkt-Innovation Rohbau” ausgezeichnet und war 2022 für den Bundespreis Ecodesign nominiert.

Bautafel

  • Projekt: Holzbau-Quartier Naturella 
  • Standort: Langenargen, Areal „Bierkeller”
  • Bauzeit: 2021 – 2025
  • Wohnfläche gesamt: ca. 11.000 m²
  • Anzahl Wohnungen: 119
  • Bauweise: überwiegend Holz
  • Parken: Tiefgarage mit 180 Stellplätzen
  • Bauherrin: Fränkel AG, Friedrichshafen
  • Architektur: Plösser Architekten GmbH, Friedrichshafen
  • Freianlagen: Planstatt Senner, Überlingen
  • Ausführung Holzbau: Oa.sys baut GmbH, Alberschwende (AUT)
  • Deckenelemente: Best Wood Schneider GmbH, Eberhardzell

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