Previer-Zentrum in der Hamburger HafenCity nutzt industrielle Abwärme
(1.12.2025) In der Hamburger HafenCity ist erstmals ein Gebäude an ein kombiniertes Wärme- und Kältekonzept angeschlossen, das industrielle Abwärme ganzjährig nutzbar macht. Das gemeinsame Schulungs- und Präventionszentrum „Previer” der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) bezieht neben klimaneutraler Wärme auch nachhaltige Kälte von Enercity Contracting. Der 60 m hohe Neubau umfasst Arbeitsplätze für rund 180 Beschäftigte sowie ein umfangreiches Seminar- und Ausstellungsangebot mit bis zu 50.000 Gästen pro Jahr. Zusätzlich ist ein Hotel für Seminarteilnehmer integriert.
Industrielle Abwärme als Basis für das Energiekonzept
Grundlage der Versorgung ist die nahezu CO₂-freie Abwärme des Multimetallproduzenten Aurubis. Durch die ganzjährige Nutzung der Fernwärme kann diese Quelle kontinuierlich eingesetzt werden. Die HafenCity erhält damit eine weitere technische Komponente im Energiekonzept des Stadtteils, die speziell in Hinblick auf zunehmende Hitzeperioden relevant ist. Enercity Contracting plant, das Konzept nach der Premiere beim Previer auch für weitere Bauvorhaben anzuwenden.
Kälteerzeugung durch Absorption – deutlich weniger Strombedarf
Die Kälteversorgung im Previer-Zentrum erfolgt über eine Absorptionskälteanlage, die Fernwärme in Kälte umwandelt. Dadurch liegt der Strombedarf laut Betreiber mindestens 50 % unter dem Verbrauch klassischer Kompressionskälteanlagen. Insgesamt entstehen rund 8 % der Kälte aus industrieller Abwärme sowie durch freie Kühlung, die Umgebungsluft nutzt. Nur etwa 20 % des Spitzenbedarfs werden über eine Kompressionskälteanlage bereitgestellt.
„Industriewärme steht das ganze Jahr zur Verfügung. Sie wird aber meist nur als Wärme zum Heizen und für Warmwasser insbesondere in den kalten Jahreszeiten genutzt. Die für das Präventionszentrum eingesetzte Absorptionskältemaschine kann die stetig anfallende Wärme in Kälte umwandeln, sodass wir die industrielle Abwärme somit auch im Sommer sinnvoll nutzen können”, sagt Sascha Brandt, Vertriebsleiter von Enercity Contracting.
Bei der Absorptionskälte wird, anders als bei elektrisch betriebenen Kompressionskälteanlagen, Wärme genutzt, um das Kältemittel zu verdampfen. In vielen Neubauten wird Kälte weiterhin ausschließlich elektrisch erzeugt, was einen deutlich höheren Energiebedarf verursacht. Im Previer kommt ein Gerät des Herstellers Baelz vom Typ „Hummel” zum Einsatz.
Technische Daten der Kälteanlage
- Kälteanschlussleistung: 941 kW
- Voraussichtlicher Kältebedarf: 480 MWh/Jahr
- Einsatz Fernwärme für Kälteerzeugung: 483 MWh/Jahr
- Absorptionskältemaschine: W. Baelz & Sohn GmbH & Co., Baelz Typ Hummel
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Energy-Charts: Öffentliche Nettostromerzeugung im 1. Halbjahr 2025 (14.7.2025)
- Enercity: Tunnelbau für Fernwärme-, Wasser- und Stromleitungen unter dem Mittellandkanal (26.2.2025)
siehe zudem:
- Heizung und Warmwasser, Wärmepumpe bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen über Industrieabwärme bei Amazon

