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Kupfer gegen Keime: Erwartungen wurden übertroffen

(2.7.2009) Türgriffe und Lichtschalter aus Kupfer sind ein wirksames Mittel, um der Verbreitung von gefährlichen Keimen in Krankenhäusern entgegenzuwirken - das ist das Ergebnis eines weltweit beachteten Feldversuchs in der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg (siehe Google-Maps). Dazu wurden im Sommer 2008 und im Winter 2008/2009 über mehrere Monate zwei Krankenhausstationen mit Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern aus Kupferlegierungen ausgestattet. Die benachbarten Bereiche behielten ihre herkömmlichen Griffe und Schalter aus Aluminium, Edelstahl oder Kunststoff.


Unabhängige Wissenschaftler der Uni Halle-Wittenberg haben im Rahmen des Feldversuchs regelmäßig Proben genommen und die Anzahl der Keime auf den verschiedenen Kontaktflächen verglichen. Der gewünschte Effekt trat dabei insbesondere bei den Türklinken auf: Unter Alltagsbedingungen ließ sich nachweisen, dass die Zahl der Antiobiotika-resistenten Bakterien (MRSA) um ein Drittel zurückging. Auch die Neubesiedlung der Kupfer-Türgriffe und Kupfer-Schalter wurde demnach erheblich vermindert. Dies hatte einen unmittelbaren Nutzen für die Patienten: Auf den mit Kupferkliniken ausgestatten Stationen gab es im Untersuchungszeitraum einen erfreulichen Trend zu niedrigeren Infektionsraten, der allerdings wohl in größeren Studien noch genauer untersucht werden muss.

Erwartungen wurden übertroffen

Professor Dr. med. Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung der Asklepios Klinik Wandsbek Kupfer galt schon in der griechischen Antike als stark antimikrobiell. Diese Fähigkeit macht Kupfer für den Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime so interessant: „Die jetzt erzielten Ergebnisse, eine Reduzierung der Keime um mehr als ein Drittel, machen Hoffnung. Kontaktflächen wie Griffe und Schalter aus Kupfer können damit eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Hygienemaßnahmen wie der Händedesinfektion sein“, freut sich Professor Dr. med. Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung (Bild). Positiv zu bewerten sei auch der Trend zum Rückgang der so genannten nosokomialen Übertragung - also der im Krankenhaus erworbenen Infektionen. „Dieser klinische Effekt hat meine Erwartung übertroffen“, so Professor Braun. Auch die Bewertung durch Professor Dr. Dietrich H. Nies, Direktor des Instituts für Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Spezialist für Biometallstoffwechsel, fällt positiv aus: „Auf den Kupferoberflächen fanden sich im Vergleich zu den Kontrolloberflächen, also den herkömmlichen Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern, nur 63 Prozent der Keime. Außerdem hat sich in der Praxis gezeigt, dass Kupfer die Neubesiedlung der Oberflächen mit Keimen wesentlich reduziert.“

Weltweit wird mit Hochdruck geforscht

Der Feldversuch in der Asklepios Klinik steht im Kontext weltweit mit Hochdruck betriebener Forschung. Wissenschaftler in England, Japan, Südafrika, Chile und den USA testen derzeit diverse Kupferlegierungen an den unterschiedlichsten Einsatzorten, um die am besten geeignete Legierung und Einsatzgebiete zu ermitteln. Unter Laborbedingungen ist bereits bewiesen, das Oberflächen aus Kupfer innerhalb kürzester Zeit bis zu 99% der Keime eliminieren können. Zwar gehört die häufige Händedesinfektion bei Medizinern und Pflegepersonal zum Alltag, doch das genügt trotz größter Vorsichtsmaßnahmen und Hygieneregelungen nicht. „Der Kampf gegen hochresistente Erreger ist mit den bisherigen Mitteln wie dem Einsatz immer neuer Antibiotika und intensiver Desinfektionsmaßnahmen nicht zu gewinnen. Wir müssen neue Wege gehen, um das Gefahrenpotential für unsere Patienten zu reduzieren“, betont auch Professor Braun von der Asklepios Klinik Wandsbek.

Jahr für Jahr 50.000 Tote in Europa, 100.000 in den USA

Nach seriösen Schätzungen treten allein in deutschen Krankenhäusern jährlich mehr als eine halbe Million so genannter nosokomialer - also in der Klinik erworbener - Infektionen auf. Europaweit sollen es nach Angaben des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) europaweit drei Millionen Fälle sein - wovon 50.000 tödlich verlaufen würden. In den USA verursachen Krankenhausinfektionen nach Einschätzung der Infectious Diseases Society jährlich sogar 100.000 Todesfälle - bei zwei Millionen Infektionen. Eine besonders große Gefahr geht dabei von Antibiotika-resistenten Keimen wie MRSA aus (MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus).

Neben der zum Teil lebensbedrohlichen Gefahr für die Patienten kommt noch ein enormer wirtschaftlicher Schaden hinzu, der allein in Deutschland in die Milliarden gehen dürfte. Für die USA gibt es eine Einschätzung des Centers for Disease Control (CDC), wonach nosokomiale Infektionen jährliche Kosten von mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar anrichten. In Großbritannien schätzt der National Health Service (NHS) die zusätzlichen Kosten auf eine Milliarde Pfund jährlich. Patienten, die sich in der Klinik mit MRSA infizieren, liegen nach Schätzungen im Durchschnitt bis zu vier Tage länger im Krankenbett und verursachen Mehrkosten von 4.000 Euro, in Einzelfällen sogar bis zu 20.000 Euro.

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