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"Kompetenzzentrum kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" startet seine Arbeit

(2.11.2001) Das bundesweite "Kompetenzzentrum kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" startet seine Arbeit. Kostengünstig und Qualität müssen sich nicht ausschließen, sagte der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Kurt Bodewig am Mittwoch in Berlin. Das Kompetenzzentrum sei der Eckpfeiler einer langfristig angelegten Strategie, die hohen Baukosten in Deutschland ohne Abstriche an der Qualität minimieren und die breitere Bevölkerungsschichten ihren Traum von schönen und bezahlbaren eigenen vier Wänden verwirklichen lassen will. Zu dem Maßnahmepaket gehörten auch Handreichungen für Kommunen, mehr und damit insgesamt billigeres Bauland zur Verfügung zu stellen. Ferner auch die "Initiative kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" von 13 Verbänden und dem Ministerium, die vor wenigen Tagen gegründet wurde. "Mit gutem und bezahlbarem Wohnraum können auch der Bauwirtschaft neue Impulse gegeben werden", meinte Bodewig.

Die Boden- und Baukosten seien in Deutschland vor allem in den Ballungsgebieten zu hoch, konstatierte der Minister. Im europäischen Ausland könnten mit einem Prozent des BIP 2,5 - 3,5 Wohnungen je 1.000 Einwohner gebaut werden. In Deutschland seien es dagegen nur 1,5 Wohnungen. Gemessen an ihrem Einkommen müssten Deutsche doppelt so viel für eine Wohnung bezahlen wie andere Europäer, ohne dass dem generell ein doppelt so hoher Wohnkomfort gegenüberstehe. Die Wohneigentumsquote sei mit etwa 41 Prozent in Deutschland deutlich niedriger als in den europäischen Nachbarländern. In Großbritannien läge sie bei 68 und Spitze sei Italien mit einer Quote von 75. "Gleichzeitig ist der Wunsch nach Wohneigentum größer denn je", betonte der Minister. Ziel der gesamten Maßnahme sei es, in Deutschland die durchschnittlichen Kosten pro Quadratmeter im Eigenheimneubau (ohne Grundstück) von derzeit rund 2.400 DM auf unter 2.000 DM zu bringen, ohne dass an der Qualität oder an der Ästhetik gespart werden müsse.

Untersuchungen gingen davon aus, dass jährlich rund 100.000 Haushalte mehr sich zur Bildung von Wohneigentum entscheiden würden, wenn die durchschnittlichen Kosten auf unter 300.000 DM sinken würden. Dieses Nachfragepotential könnte durch kostengünstiges und qualitätsbewusstes Bauen zusätzlich mobilisiert werden.

Als institutionelle Grundlage der "Initiative kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" hat Bundesminister Bodewig ein Kompetenzzentrum im Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB) an der TU Berlin eingerichtet. Es soll das über zahlreiche Institutionen breit gestreut und vielfältig vorhanden Fachwissen zu kostengünstigem, umweltgerechtem, innovativem und qualitätsbewusstem Bauen bündeln, aufarbeiten und Interessierten zugänglich machen. Ziel sei es, Hemmnisse für das kostengünstige und qualitätsbewusste Bauen zu identifizieren und auszuräumen.

Dabei diene das Kompetenzzentrum als Informations-Pool. Es wende sich an die interessierte Öffentlichkeit und das Fachpublikum über das Internet, Infoblätter und Fachveranstaltungen. Zur Zeit werde am Kompetenzzentrum ein interaktives Informationssystem im Internet zum Themenbereich schrittweise aufgebaut. Zudem stelle das Zentrum Infoblätter zu dem Thema zur Verfügung und stehe für Telefonauskünfte bereit (Tel. 030/39921-888).

Das Kompetenzzentrum wende sich an alle am Bau Beteiligten, insbesondere auch an die Bauwilligen und an die privaten Bauherren. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit werde in der Aus- und Weiterbildung von Architekten, Ingenieuren, Fachplanern und Handwerkern im Bereich des kostengünstigen und qualitätsbewussten Bauens liegen.

Außerdem bietet das Kompetenzzentrum eine Plattform für die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik, um gemeinsame Kostensenkungsstrategien vorzubereiten.

Bundesminister Bodewig hatte die "Initiative kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" in längerfristiger Perspektive gemeinsam mit Partnern aus der Bau- und Wohnungswirtschaft, Baufinanzierern, den Kammern und Verbraucherverbänden und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt gestartet. Auch die Länder sollen in die Initiative eingebunden werden.

Für kostengünstiges Bauen spiele aber auch die Mobilisierung von Bauland eine große Rolle. "Nur durch ein breites Baulandangebot lassen sich die Preise in den Griff bekommen", sagte Bodewig. Daher gelte es insbesondere die Baulandreserven zu mobilisieren. Baulanderschließung sei teuer und viele Gemeinden sähen sich damit finanziell überfordert. Ein Instrument um mehr Bauland zu mobilisieren seien Kommunale Grundsatzbeschlüsse zur Bodenpolitik. Bisher nutzen nur knapp 20 % der Kommunen dieses Instrument, um die von Planung und Erschließung begünstigten Eigentümer stärker als bisher aber gleichwohl angemessen an den Kosten der Baulandbereitstellung finanziell zu beteiligen. Dies sei für beide Seiten von Vorteil, wie die Vielzahl von städtebaulichen Verträgen im Rahmen bodenpolitischer Grundsatzbeschlüsse zeigten. Es habe sich bewährt, wenn die dafür geltenden "Spielregeln" für alle Akteure auf dem Grundstücksmarkt in Form von Grundsatzbeschlüssen offen gelegt würden. Hierdurch werde nach außen Transparenz und Kalkulierbarkeit für Investoren und Eigentümer geschaffen. Gleichzeitig sei ein einheitliches Handeln der Gemeinde gewährleistet.

Auf einem Baulandkongress seien die Handlungsanweisung "Bodenpolitische Grundsatzbeschlüsse" bereits den Fachleuten vorgestellt worden und das Instrumentarium sei auf großes Interesse und breite Zustimmung gestoßen, sagte Bodewig. Um der Praxis die Handhabung städtebaulicher Grundsatzbeschlüsse zu erleichtern, habe sein Ministerium die Broschüre "Baulandbereitstellung - Bodenpolitische Grundsatzbeschlüsse, Fallstudien, Dokumentation, Anwendungshinweise" erarbeitet. Die Schrift zeige den Gemeinden musterhafte Beispiele städtebaulicher Grundsatzbeschlüsse für die verschiedensten städtebaulichen Problemlagen auf.

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