Die populärsten Märchen über Sprinkleranlagen...
(6.4.2004) Solange es Sprinkler gibt, ranken sich um Funktionsweise und Eigenschaften dieser Technik zahlreiche Märchen und Mythen. Doch ganz gleich, wie oft sie auch erzählt werden, bleiben sie, was sie sind: reine Fiktion. Einige von ihnen klingen auf den ersten Blick plausibel, andere sind völlig absurd. Allen aber ist gemeinsam, dass sie nichts mit der Realität zu tun haben.
Das erste Märchen ist (fast) so alt wie die Sprinkler selbst: "Wenn es irgendwo brennt, gehen sofort alle Sprinkler auf..." Die Wahrheit: Eine Sprinkleranlage löscht selektiv. Im Brandfall öffnen nur diejenigen Sprinkler, deren Temperatur einen bestimmten Wert überschreitet (siehe auch Meldung "Das Farb-ABC von Sprinkleranlagen" vom 4.12.2003). Alle anderen Sprinkler bleiben geschlossen. Etwa 80% der Brände werden mit maximal vier geöffneten Sprinklern gelöscht.
Das zweite Märchen ist beinahe schon Legende: "Sprinkler setzen eine Menge Wasser frei und verursachen dadurch Wasserschäden..." Auch das hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun: Sprinkler öffnen konstruktionsbedingt nur beim Überschreiten der so genannten Auslösetemperatur. Wenn die gemessene Temperatur diesen Wert übersteigt, ist bereits ein Feuer ausgebrochen. Um größere Schäden zu verhindern, wird der entstehende Brandherd gezielt gelöscht - mit wesentlich weniger Wasser, als die Feuerwehr später dafür benötigen würde. In besonders sensiblen Bereichen wie Museen oder Rechenzentren empfehlen sich zudem andere Löschtechniken wie Inertgas-Löschanlagen.
Beim dritten Märchen handelt es sich um pure Augenwischerei: "Das größte Problem im Falle eines Brandes ist der Rauch - und nicht die Hitze; deshalb sind Sprinkleranlagen nicht die richtige Lösung..." Tatsächlich sind die meisten Todesopfer durch Rauch zu beklagen. Eine Sprinkleranlage bekämpft zwar nicht den Rauch - sehr wohl aber dessen Ursache: das Feuer. Merke: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Aber: Wo kein Feuer ist, ist auch kein Rauch.
Auch beim vierten Märchen bleibt der Blick für die Wahrheit deutlich getrübt: "Eine Sprinkleranlage ist überflüssig, da ja im Gebäude ein Feuerlöscher vorhanden ist..." Feuerlöscher sind dazu da, einen Entstehungsbrand zu bekämpfen - wie z.B. den brennenden Papierkorb. Vorausgesetzt, der Brandherd wird rechtzeitig entdeckt. Was aber ist außerhalb der Geschäftszeiten oder am Wochenende? Sprinkler schützen das Gebäude rund um die Uhr - auch dann, wenn niemand in der Nähe ist, der einen Feuerlöscher (richtig) bedienen kann.
Das fünfte Märchen ist eine Luftblase: "Für eine Sprinkleranlage muss ein größeres Löschwasserrückhaltevolumen bereitgehalten werden..." Das Gegenteil ist der Fall: Für Objekte ohne Sprinkleranlage muss das Rückhaltevolumen für Löschwasser für einen Löschwassereinsatz der Feuerwehr unter Vollbrandbedingungen ausgelegt sein. Für Objekte mit einer Sprinkleranlage reicht hingegen das Rückhaltevolumen für den verringerten Wasserbedarf einer Sprinkleranlage aus.
Nichts als Schall und Rauch verbirgt sich auch hinter dem sechsten Märchen: "Sprinkler öffnen schon, wenn jemand in der Nähe eine Zigarette raucht..." Sprinkler reagieren aber nicht auf Zigarettenqualm, sondern nur auf die deutlich erhöhte Temperatur im Umfeld eines Brandherdes. Ein brennende Zigarette zählt nicht dazu.
Das siebte Märchen hinkt der Wirklichkeit hinterher: "Sprinkler sind zu langsam, um einen Entstehungsbrand zu löschen..." In mehr als 60% der Fälle reichen schon ein oder zwei Sprinkler, um einen Brand zu löschen. Fazit: Sprinkler lösen schon aus, bevor sich der Brand ausbreitet.
Das achte Märchen ist eine echte Milchmädchenrechnung: "Sprinkleranlagen sind zu teuer..." Die Sprinkleranlage für ein Bürogebäude kostet pro Quadratmeter Grundfläche normalerweise etwa so viel wie der dort verlegte Teppichboden. Darüber hinaus können beim Einbau einer Sprinkleranlage preiswertere Baumaterialien verwendet werden. Außerdem honorieren die Versicherer den Einbau mit Prämienrabatten von bis zu 65%.
Alles andere als brandaktuell ist auch das neunte Märchen: "Sprinkleranlagen gefährden die Arbeitsplätze der Feuerwehr..." Solange es Brände gibt, brauchen wir selbstverständlich auch die Feuerwehr. Für die wirklich wichtigen Aufgaben. Dort, wo eine Sprinkleranlage im Einsatz ist, wird die Feuerwehr bei ihrem Eintreffen nicht mit einem Vollbrandszenario konfrontiert und weder durch starken Rauch noch durch herabfallende Gebäudeteile gefährdet. Daher kann sich die Feuerwehr auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren: Menschen retten und evakuieren.
Märchen Nummer zehn: "Wir brauchen keine Sprinkleranlage, denn bei uns brennt es sowieso nicht..."Aber: "Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss." (Verwaltungsgericht Gelsenkirchen 5 K 101/85 vom 14.11.1985; Oberverwaltungsgericht Münster 10 A 363/86 vom 11.12.1987)
siehe auch:
- VitraHaus in Weil am Rhein erhält "Sprinkler Protected"-Auszeichnung (26.9.2011)
- Neue Zwei-Phasen-Technologie von Siemens für Wassernebel-Löschung (17.8.2011)
- F90-Bekleidungen für brandgeschützte Sprinkleranlagen (17.8.2011)
- Fachwörterbuch Spezial-Löschanlagen (17.7.2011)
- Leitfaden zum Anschluss von Sprinkleranlagen an die Trinkwasserleitung (28.1.2010)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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