Mogelpackung Niedrigenergiehaus?
- EnEV-Standard verspricht mehr, als er halten kann
(26.9.2006) Häufig ist zu lesen, mit Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) sei das Niedrigenergiehaus zum Neubaustandard geworden. In der Praxis bestätigt sich diese Aussage nicht. So mancher Bauherr, der sich auf die gesetzlichen Vorgaben verlassen hat, reibt sich angesichts seiner Heizkostenrechnung verwundert die Augen: Von geringem Energieverbrauch kann keine Rede sein. Darauf macht auch die Gütegemeinschaft Niedrigenergie-Häuser e.V., Biberach, aufmerksam.
Der Begriff Niedrigenergiehaus ist weder geschützt noch durch eine Norm definiert. Dennoch waren sich bereits in den Neunzigerjahren Fachwelt und Gesetzgeber weitgehend darüber einig, was ein Niedrigenergiehaus ausmacht. Ein bis heute anerkannter Kennwert beispielsweise besagt, dass der Jahresheizwärmebedarf eines Einfamilienhauses unter 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr liegen muss. "Mit einer den EnEV-Vorgaben gerade noch genügenden Bauweise wird man dieses Ziel kaum erreichen", stellt der Vorsitzende der Gütegemeinschaft, Joachim Zeller, fest. Im ungünstigsten Fall erfüllt ein EnEV-konformer Neubau noch nicht einmal den Mindeststandard der alten Wärmeschutzverordnung. Das hatten Experten schon vor Einführung des Regelwerks kritisch angemerkt. Die Politik aber behauptete erfolgreich das Gegenteil.
Bauwillige, die nicht nur den Wortlaut des Gesetzes erfüllen, sondern tatsächlich energiesparend bauen möchten, sollten sich Angebote daher ganz genau ansehen. Einfach ist das allerdings nicht. Weil es verschiedene Berechnungsansätze für die energetische Qualität eines Hauses gibt, lassen sich die Kennwerte oft nicht direkt vergleichen. Auf Nummer sicher gehe aber, wer sich ein Haus mit RAL-Gütezeichen Niedrigenergie-Bauweise (RAL-GZ 965) für Planung und Ausführung zusichern lasse. Klar definierte Anforderungen an ...
- den baulichen Wärmeschutz,
- das Vermeiden von Wärmebrücken sowie
- an die Haustechnik
sollen dafür sorgen, dass man ein "echtes" Niedrigenergiehaus erhält. Beispielsweise liegt der mittlere U-Wert, also der Wärmeverlust über die Gebäudehülle, um mindestens 30 Prozent niedriger als von der Energieeinsparverordnung verlangt. Der Jahresheizwärmebedarf wird nicht ausdrücklich angegeben.
"Besitzer einer RAL-Immobilie können sich auf deren niedrigen Energiebedarf uneingeschränkt verlassen", betont der Vorsitzende der für die Vergabe des Gütezeichens verantwortlichen Gütegemeinschaft. Ein RAL-geprüftes Niedrigenergiehaus erfülle nicht nur sämtliche Anforderungen, die schon die Pioniere des Niedrigenergiegedankens an ein Gebäude stellten. Darüber hinaus unterziehe man die Bauausführung einer strengen Qualitätskontrolle.
Weitere Informationen zum Gütezeichen Niedrigenergie-Bauweise, seinen baulichen und technischen Anforderungen sowie zum gesamten Prüfverfahren gibt es im Internet unter guetezeichen-neh.de. Dort finden interessierte Bauherren auch die Adressen der bei der Gütegemeinschaft akkreditierten Sachverständigen, die gern weiterhelfen.
siehe auch:
- Gütegemeinschaft Niedrigenergie-Häuser e.V.
- Energieausweis aktuell
- Fördermittel von Energieversorgern und der öffentlichen Hand
- interaktive Online-EnergieSparRatgeber ( Heizkostenvergleich, PumpenCheck, Modernisierungsratgeber, Strom sparen, Kühlschrank-Check, Elektrogeräte-Check, Haushaltsgeräte)
- Bundesregierung ebnet den Weg zur Einführung von Energieausweisen (1.7.2007)
- "Tag des deutschen Fertigbaus" lockt Zehntausende Besucher in Werke und Hausausstellungen (18.5.2007)
- Ein Massivhaus - 36 Möglichkeiten (4.2.2007)
- Danhaus bietet fünf Jahre Heizkosten-Flatrate zum Nulltarif (4.2.2007)
- Neuer Ytong warm (0,08) und fest (2) (31.1.2007)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Ist energieeffizientes Bauen für Bauherren und Planer zu kompliziert? (24.9.2006)
- Mehr geförderte "Vor-Ort-Beratungen" in Wohngebäuden bis 2009 (22.9.2006)
- Tiefensee: Nächste Stufe des CO₂-Sanierungsprogramms startet Anfang (17.9.2006)
- CO₂-Gebäudesanierungsprogramm wird aufgestockt (6.9.2006)
- IKK 2006 Nürnberg: Impulse für die Energieeffizienz (10.8.2006)
- 2006 gibt es vom BAFA keine Solar- und Pellet-Förderung mehr! (16.8.2006)
- Passivhäuser: Auch bei Hitze cool (31.7.2006)
- Konferenz: Energiemanagement in der Immobilienwirtschaft (31.7.2006)
- Erneuter Streit um den "richtigen" Energiepass (17.6.2006)
- dena-Modernisierungstipps gegen steigende Energiepreise (21.4.2006)
- Wie wird ein Altbau (auch) zum Niedrigenergiehaus? (21.1.2006)
- Energieeinsparpotenziale bleiben mangels Kapital ungenutzt (21.12.2005)