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Bericht vom 11. FBB-Gründachsymposium (Tagungsband downloadbar)

(2.4.2013) Das Interesse am 11. Internationalen FBB-Gründachsymposium, das am 21. Februar 2013 in in Ditzingen stattfand, war wieder groß. Die veranstaltenden Verbän­de Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB), Forschungsgesellschaft Land­schaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL), Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (ZVDH), World Green Infrastructure Network (WGIN) und Bund Deutscher Land­schaftsarchitekten e.V. (BDLA) begrüßten etwa 120 Teilnehmer. FBB-Präsident und Organisator Dr. Gunter Mann brachte es auf den Punkt: „Wir hatten gute Themen und gute Referenten, so dass die Teilnehmer und damit auch wir sehr zufrieden waren.“

Die Referenten auf einen Blick (v.l.n.r.): Prof. Dr. Manfred Köhler, Josef Löcherbach, Melanie Trautmann, Prof. Dr. Klaus Neumann, Dr. Olga Gorbachevskaya, Nicole Baumüller, Susanne Herfort, Armin Schott, Melanie Müller-Boscaro, Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut, Prof. Dr.-Ing. Yvonne-Christin Bartel, Roland Streibich, Christoph Harlacher, FBB-Präsident Dr. Gunter Mann 

In Villingen-Schwenningen sind mindestens 40% der Dachflächen extensiv zu begrünen.

Das Symposium war in verschiedene Themenkreise gegliedert. Im ersten Block „Recht, Richtlinie und Planung“ machte Armin Schott, Stellvertretender Leiter im Amt für Stadtentwicklung der Stadt Villingen-Schwenningen den Auftakt und berichtete über seine Überzeugungsarbeit bei Gemeinderat und Industrie in Sachen Dachbegrünung im Bebauungsplan. Eine fachlich fundierte Beratung unter Abwägung aller volks-, be­triebswirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkte führte dort zu einem für Villin­gen-Schwenningen richtungsweisenden Beschluss: dass ein Anteil von mindestens 40 Prozent der Dachflächen extensiv zu begrünen ist.

Weitere Argumente für die Begrünung von Dächern brachte im nachfolgenden Vortrag „Planerische Anpassungsstrategien zur Minderung der Hitzebelastung in Städten“ Dipl.-Ing. Nicole Baumüller, Stadtplanerin aus Stuttgart. Die Aufgabe einer nachhalti­gen Stadtentwicklung sei es, die Lebensqualität in den Städten unter Hitzebedingun­gen weiter zu sichern und gesundheitliche Beeinträchtigungen zu minimieren. Dach- und Fassadenbegrünungen könnten durch ihre klimatischen Vorteile einen wertvollen Beitrag leisten, Hitzebelastungen zu minimieren. Sie seien neben Hofbegrünungen und Straßenbäumen oft die einzige Möglichkeit, Grün in verdichtete Stadtquartiere zu brin­gen. Sind viele Dächer in einem Stadtquartier begrünt, könne sich dies auch günstig auf die nächtliche Abkühlung auswirken.

Christoph Harlacher von der SFG Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung erläuterte in seinem Vortrag die praxisorientierte Verbandsarbeit und insbesondere die im Gelbdruck befindliche Schweizer Norm zur Dachbegrünung. Sie soll noch im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

barrierefreie Abdichtungen

Über Balkon- und Terrassenabdichtungen mit „barrierefreien“ Anschlüssen referierte Josef Löcherbach, Leiter Produktmanagement alwitra GmbH aus Trier und führte dabei folgende Normen und Richtlinien an:

  • Musterbauordnung §50 Abs. 2 Barrierefreies Bauen,
  • DIN 18040-1. Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude
  • DIN 18040-2, Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 2: Wohnungen
  • DIN 18195-5, Bauwerksabdichtungen - Teil 5: Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen, Bemessung und Ausführung
  • DIN 18195-9, Bauwerksabdichtungen - Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse,
  • Flachdachrichtlinien,
  • Dachbegrünungsrichtlinien,
  • Merkblatt des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Aufgrund des demographischen Wandels werden barrierefreie und schwellenlose Aus­gänge auf Balkone und Terrassen immer mehr gefordert. Dabei werden Planer und Ausführende mit den in den Normen beschriebenen Anforderungen schnell an Grenzen stoßen, da die beschriebenen Anwendungslösungen in der Praxis kaum bzw. nicht um­setzbar sind. Innovative Lösungen, die die Produkte unterschiedlicher Hersteller in ei­nem System integrieren könnnen, sollen jedoch Sicherheit versprechen.

Pflege und Wartung von Dachgärten spart zigtausend Euro

Im zweiten Themenkreis „Forschung & Lehre“ erläuterte Prof. Dr. Manfred Köhler, Hochschule Neubrandenburg eine Kosten-Nutzen-Analyse zur Pflege und Wartung von Dachgärten. In einem Beispielsvergleich mit und ohne Pflege an einem alten Dach zeigte er auf, dass die reguläre zehnjährige Pflege eine Ersparnis von etwa 100.000 Euro erbrächte. Auf das Einzeljahr umgerechnet wäre der jährliche Mehraufwand durch die vernachlässigte Pflege etwa 10.000 Euro.

Feinstaub- und CO₂-Bindung

Die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e. V. (FBB) hat im letzten Jahr zwei For­schungsaufträge an das IASP, Humboldt-Universität zu Berlin vergeben - der erste zum Thema „Feinstaubbindung in Abhängigkeit der Dachbegrünungsform“, und Dr. Ol­ga Gorbachevskaya als Projektleiterin stellte die Ergebnisse vor. Im Rahmen der Stu­die wurden Recherchen, Pflanzenversuche an Vegetationsmatte und Modellrechnun­gen durchgeführt mit dem Resultat, dass die Feinstaubaufnahme der Sedum-Vegeta­tion demnach etwa 10 g pro m² und Jahr beträgt.

Dipl. Ing. Susanne Herfort als Projektleiterin der zweiten Untersuchungen präsentierte provokativ „Die Wahrheit zur CO₂-Bindung durch begrünte Dächer. Aktuelle Untersu­chungsergebnisse und Diskussion.“ Es wurden drei extensiv begrünte Dächer in Berlin untersucht und anhand derer Biomasse die CO₂-Bindungskapazität ermittelt. Ergebnis: die oberirdische Biomasse einer dreijährigen extensiven Dachbegrünung kann unabhän­gig von der Vegetationsform mindestens zwischen 800 und 900 g/m² CO2 aufnehmen.

Begrünungspraxis

Im dritten und letzten Themenkreis „Aus der Praxis“ zeigte Prof. Dr. Wolfgang Dick­haut, HafenCity Universität Hamburg die Möglichkeiten extensiver Dachbegrünung als Element dezentraler Regenwasserbewirtschaftung auf. Er verdeutlichte jedoch auch, dass es noch vieler Aufklärungsarbeit und Praxisuntersuchungen bedarf, um die Sied­lungswasserwirtschaftler von den Retentionswirkungen begrünter Dächer zu über­zeugen.

Prof. Dr.-Ing. Yvonne-Christin Bartel, Hochschule Ostwestfalen-Lippe stellte in einem anschaulichen Vortrag „Steildachbegrünungen. Dachbegrünungsaufbauten im Grenz­bereich“ die Ergebnisse ihre Dissertation (Bartel, 2013, Verlag Dr. Kovaè) vor. Dabei zeigte sie auf, dass die Lagesicherheit von Dränkörpern erheblich variiere, so dass ab­weichend von Dachbegrünungsrichtlinien die Sicherung einiger Dränkörper bereits ab einer Neigung von 10° und nicht erst ab 15° notwendig erscheint. Schüttstoffe wür­den dagegen eine überraschend hohe Lagesicherheit bei Neigung bis zu 35° aufwei­sen. Die Filtervliese führen im Allgemeinen zu einer Reduzierung der Lagesicherheit. Im Vergleich dazu weise die Reibungsfestigkeit zwischen Schutzvlies und Abdichtung große Unterschiede auf und hingen in erster Linie von der verwendeten Abdichtungs­bahn ab.

„Bosco Verticale Milano. Der Hochhaus-Wald in Mailand“

Ein Highlight des diesjährigen Symposiums war der Vortrag der Landschaftsarchitektin Melanie Müller-Boscaro aus Mailiand zum „Bosco Verticale Milano. Der Hochhaus-Wald in Mailand“ (Bild rechts). In Mailand entstehen derzeit zwei begrünte Hochhäuser und auf ihnen ein vertikaler Wald - der erste in seiner Art und eine ganz neue Form der Dach- bzw. Fassaden­begrünung. Im Zuge der Weltausstellung Expo im Jahr 2015 rüstet Mailand im puncto Hochhäuser nach. So entstehen im neuen Stadtquartier Porta Nuova gleich mehrere neue Hoch­häuser, darunter zwei grüne Hochhäuser - der Bosco Verticale von den Mailänder Architekten Boeri Studio. Sie vertreten die Auffassung, dass pflanzliche Elemente zum Bestandteil der Ge­bäudehülle werden können und eine Kreuzung zwischen den klassischen architektonischen Elementen, wie Stein und Beton und der Pflanze entsteht.

Prof. Dr. Klaus Neumann, Beuth Hochschule Berlin, nahm die Zuhörer mit „Chancen für neue Dachnutzungen in der Stadt der Zukunft“ auf eine Reise zu einer anderen Sicht­weise mit. Er skizzierte die notwendigen Änderungen und Möglichkeiten, die sich auf­grund unserer Gesellschaft und unseres Klima ergeben müssen. Es änderten sich auch die Werteinstellungen und damit die Wertschöpfungsoptionen für grüne Dächer und Fassaden. Das grüne und nutzbare Dach werde zu einem ganz wesentlichen urbanen Wertschöpfungspotential der Zukunft mit vielen Wirkungsweisen, wie Artenvielfalt, Kli­mafunktion, Freizeit & Kultur, Gesundheit & Sport und Ernährung. Die Studentin Mela­nie Trautmann brachte dazu im Anschluss die passenden Praxisbeispiele.

Den Abschluss des Gründachsymposiums machte Dipl.-Ing. Roland Streibich von der Duraproof mit seinem Vortrag zur Leistungsfähigkeit von EPDM-Dachabdichtungen un­ter Dachbegrünungen. EPDM-Kautschukbahnen zeichneten sich u.a. aus durch ihre Haltbarkeit von über 50 Jahren, ihre Flexibiltät von -40 bis +120°C, ihre witterungsun­abhängige Nahtverschweißung und Hagelschlagbeständigkeit.

Als Sponsoren und Aussteller haben das Gründachsymposium unterstützt: Optigrün, Bauder, Vulkatec, Liebherr, Sika Deutschland, GaLaTech, ILD, Ruoff, Carlisle Construction Materials, Haymarket Media, Verlag Kuberski.

Der Tagungsband mit den Kurzfassungen der Vorträge zur Veranstaltung ist als PDF-Dokument downloadbar unter fbb.de > Dachbegrünung > FBB-Gründachsymposium > 2013.

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