BG BAU, IG BAU, ILO am Welttag zum Arbeitsschutz: Feinstaub macht Steinmetze krank
(28.4.2013) Speziell ihre Initiative gegen die Staubbelastungen im Steinmetz-Handwerk hat die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) am weltweiten Tag für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz am 28. April vorgestellt. Sie will wegen der vielen Erkrankungen gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Steinmetze sowie der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Betriebe und Beschäftigte des Steinmetz-Handwerks über die Gefahren durch Staub und Gegenmaßnahmen informieren. Der Arbeitsschutztag wurde von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ins Leben gerufen.
"Fast die Hälfte aller bei der BG BAU anerkannten quarzbedingten Berufserkrankungen, wie Silikose, Siliko-Tuberkulose und Lungenkrebs betreffen Steinmetze, obwohl die 15.000 Beschäftigten nur ein halbes Prozent aller Versicherten der BG BAU ausmachen." Das betonte Bernhard Arenz, Leiter der Abteilung Prävention der BG BAU. Dabei sei in den letzten zehn Jahren eher ein Anstieg als ein Rückgang dieser Berufskrankheiten zu beobachten. So hätten allein im Jahr 2011 die gewerblichen Berufsgenossenschaften 1.600 entsprechende Verdachtsanzeigen erhalten.
Nach Messungen der BG BAU ergeben sich fünf Milligramm Quarzstaub pro Kubikmeter Luft, wenn Steinmetze meißeln, bohren oder sägen. Die zulässigen Staubgrenzwerte am Arbeitsplatz werden oft drastisch überschritten, wobei der nicht sichtbare Feinstaubanteil mit einer Partikelgröße von weniger als fünf Mikrometern besonders gefährlich ist. Ohne Einsatz von Schutzmaßnahmen entzündet der Feinstaub das Lungengewebe, führt zu Narbenbildung und schränkt die Funktion der Lunge immer weiter ein. Symptome wie Husten, Auswurf und Atemnot oder auch Bronchitis und Asthma können schon bei kurzzeitiger Belastung auftreten. Sind die Beschäftigten dem Quarzstaub länger ausgesetzt, kann das zur bleibenden Schädigung des Lungengewebes und Lungenkrebs oder Tuberkulose führen - und manchmal zum Tod.
Laut BG BAU ließen sich viele Erkrankungen vermeiden, wenn der vorgeschriebene Arbeitsschutz eingehalten würde. Zumindest mitverantwortlich dafür, dass das häufig nicht geschieht, könnte nach Einschätzung der Berufsgenossenschaft der massive Wettbewerbsdruck der letzten Jahre sein. So werden zum Beispiel immer mehr Grabsteine - ein wichtiger Marktanteil in dem Gewerbe - zu niedrigen Preisen aus Indien oder Südostasien importiert.
Förderung von Entstaubern mit bis zu 300 Euro pro Gerät
Da es am besten ist, wenn möglichst vermieden wird, dass der Staub in die Atemluft kommt, bestünde die wichtigste Maßnahme im Einsatz von Entstaubern, damit an Maschinen wie Trennschleifern der Staub gleich an der Quelle abgesaugt wird. Arenz unterstrich: "Deshalb unterstützt die BG BAU seit Februar 2013 Unternehmen, die solche handgeführten Maschinen anschaffen, mit bis zu 300 Euro pro Gerät". Bei manchen Arbeiten, etwa beim trockenen Bearbeiten von Werkstücken mit handgeführten Maschinen, ist die Staubentwicklung aber so hoch, dass Bau-Entstauber nicht mehr ausreichen. Dann ist eine zentrale Absaugvorrichtung im Betrieb nötig, sinnvollerweise ergänzt um eine Raumlüftungsanlage, die für einen regelmäßigen Luftwechsel sorgt und die sowohl Arbeitsverfahren, als auch körperliche Beanspruchungen und die Anzahl der Beschäftigten berücksichtigt. In jedem Fall sollten Steine sowei möglich nass bearbeitet werden.
Solange die Staubentwicklung in Steinmetzbetrieben nicht deutlich reduziert wird, sind Vorsorgeuntersuchungen für die Beschäftigten verpflichtend, um Erkranken frühzeitig zu erkennen. Die BG BAU weist darauf hin, dass diese Untersuchungen für Unternehmen kostenfrei sind, die dem Arbeitsmedizinisch-Sicherheitstechnischen Dienst der BG BAU (ASD der BG BAU) angeschlossen sind. Ihren nächstgelegenen Betriebsarzt finden die Betriebe unter ansprechpartnerderbgbau.de > "ASD der BG BAU".
Die aktuelle Initiative gegen Staubbelastungen im Steinmetz-Handwerk ist nur ein Beispiel der Präventionsaktivitäten der BG BAU. Sie berät Unternehmen auch bei anderen Risiken am Bau, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Mit einigem Erfolg, wie der langfristige Rückgang bei den Arbeitsunfällen zeigt. Deren Zahl ist im ersten Halbjahr 2012 gegenüber dem ersten Halbjahr 2002 um 38 Prozent auf gut 53.600 zurückgegangen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU)
- Bundesverband Deutscher Steinmetze
- Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)
- Internationale Arbeitsorganisation (ILO)
- Neue Initiative gegen Baustaub (10.12.2017)
- Gemeinsame Erklärung „Staubminimierung beim Bauen“ im Sinne des Arbeitsschutzes (30.10.2016)
- Gefahrstoffschutzpreis 2016 für Ideen und Konzepte zum Schutz vor Stäuben (30.10.2016)
- BG Bau bezuschusst Starmix-Sicherheitssauger der Staubklasse M (2.3.2014)
- Tag der Menschen mit Behinderungen: BG BAU wünscht mehr betriebliches Engagement (2.12.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Stauberkrankungen am Bau: Gemeinsame Initiative soll Abhilfe schaffen (8.10.2012)
- Bauletter: UDE-Institut untersucht Arbeitsbedingungen bei Bauberufen (2.9.2012)
- Zahl der Arbeitsunfälle am Bau geht zurück (29.7.2012)
- IG BAU und Deutsche Umwelthilfe fordern Filterpflicht für Baumaschinen (10.6.2012)
siehe zudem:
- Arbeitsschutz, Bauunternehmen, Baurecht, Baustelleneinrichtung, Gerüste, Werkzeuge und Berufshaftpflicht auf Baulinks
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