Rat der Immobilienweisen: „Trotz gestiegener Preise keine Blase“
(17.2.2014) Die zuletzt gestiegenen Mieten und Kaufpreise für Wohnimmobilien in Ballungsgebieten sind keine Anzeichen für eine Spekulationsblase. Die Preissteigerungen sind fundamental begründet. Sie sind die Konsequenz der gestiegenen Nachfrage, beschränken sich auf bestimmte Regionen und bewegen sich innerhalb üblicher Grenzen. Zu diesem Ergebnis kommt das Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen, das der Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA) am 11.2. an den Parlamentarischen Staatssekretär Florian Pronold (SPD) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) übergeben hat:
„Es gibt keine Anzeichen für eine Immobilienblase. Auch die steigenden Kauf- und Mietpreise sind kein Grund für politischen Aktionismus. Gerade mit Blick auf die wohnungspolitischen Vorhaben im Koalitionsvertrag ist es wichtig, dass wir die Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt auf der Basis solider Daten diskutieren und keine vorschnellen Entscheidungen treffen“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner bei der Übergabe.
Die Preissteigerungen seien zwar zum Teil erheblich, blieben aber regional begrenzt - insbesondere auf die Zentren der Großstädte. Und dort seien sie auf die hohe Nachfrage bei gleichzeitig geringem Angebot zurückzuführen. „Die Ausweitung des Kreditvolumens für den Wohnungsbau ist bei längerfristiger Betrachtung moderat und eine Überhitzungsgefahr lässt sich aktuell kaum erkennen“, erklärte der Wirtschaftsweise Professor Lars P. Feld, der im Rahmen des Gutachtens die gesamtwirtschaftliche Entwicklung untersucht hat.
Auch für Professor Harald Simons, der speziell die Wohnungsmärkte analysiert hat, ist keine Basis für eine Immobilienblase zu erkennen: „Die inflationsbereinigten Angebotspreise liegen in Westdeutschland 4 Prozent und in Ostdeutschland 9,2 Prozent unter dem Preisniveau der Jahre 2005 und 2006.“ Auch das Verhältnis zwischen Hauspreisen und Einkommen bleibe weiter im Rahmen:
- Der Preis für eine mittlere, 125 Quadratmeter große Eigentumswohnung mit gehobener Ausstattung läge 2013 bei 7,75 Nettojahreseinkommen.
- 2005 waren es 7,85 Jahreseinkommen.
Zudem gebe es keine Auffälligkeiten im Verhältnis von mittlerem Kaufpreis und mittlerer Miete. Bei einer typischen Blasenbildung würden die Kaufpreise den Mieten davonlaufen. Zusätzlich käme es zu einem breiten Anstieg der Baufertigstellungen, der zu einem Überangebot führe. In den Zentren der Großstädte sei es zwar zu einem leichten Anstieg der Bautätigkeit gekommen, absolut gesehen liege sie aber weiterhin auf einem so niedrigen Niveau, dass die Nachfrage bei weitem nicht gedeckt werden könne.
„Trotz steigender Mieten Mietpreisbremse kontraproduktiv“
- Die Mieten sind im Jahr 2013 in Deutschland um 3 Prozent gestiegen und liegen damit weiterhin real unterhalb des Niveaus von 2005/06.
- Die Kaufpreise für Wohnungen und Einfamilienhäuser stiegen um 3,5 bzw. 4,3 Prozent.
- Im deutschen Mittel sind die Kaufpreise und Mieten für Wohnungen damit vergleichsweise niedrig.
- 2014 werden die Mieten und Kaufpreise im bundesdeutschen Mittel voraussichtlich um 3 Prozent nominal steigen.
Das Wohnungsangebot konnte mit dem Anstieg der Haushaltszahlen nicht Schritt halten. „Die Preissteigerungen dürften sich verstärken, weil die angekündigten politischen Eingriffe in den Mietwohnungsmarkt für Unsicherheit sorgen“, prognostizierte Simons. Eine Obergrenze für Mieten, wie sie laut Koalitionsvertrag für angespannte Wohnungsmärkte ermöglicht werden soll, hält der Rat der Immobilienweisen für kontraproduktiv. Eingriffe in die Preisbildung seien zwar kurzfristig für einige Mieter erfreulich, würden die Wohnraumversorgung jedoch mittel- bis langfristig verschlechtern: Professor Feld erklärte, dass Preise, die künstlich niedrig gehalten werden, ...
- zu einer höheren Nachfrage durch Zuwanderung führen und
- gleichzeitig zu weniger Neubau und Sanierung durch Investitionszurückhaltung.
Eine Mietpreisbremse und die unzureichende Umlagefähigkeit von Modernisierungskosten - beides im Koalitionsvertrag vorgesehen - würden nicht dazu führen, dass das Wohnungsangebot steigt. „Eine Mietpreisbremse kann das Angebot nicht ausweiten. Um mehr Angebot zu schaffen, sind vor allem steuerliche Anreize notwendig. Dafür gibt es leider keine politische Mehrheit in der Regierungskoalition“, sagte auch MichaelKiefer, Chefanalyst und Leiter Immobilienbewertung bei ImmobilienScout24. „Die Politik sollte auf den Ratschlag der Immobilienweisen hören. Nur wenn mehr gebaut und weniger reguliert wird, lassen sich die Probleme in den angespannten Wohnungsmärkten lösen“, so ZIA-Präsident Mattner.
Gute Perspektiven für Büromärkte
Das Jahr 2013 war für die deutschen Büroimmobilienmärkte durchweg positiv. Die Bürobeschäftigung, das Investmentvolumen, die Miet- und Kaufpreise, die Flächennachfrage sowie die Anzahl der Fertigstellungen legten im Vergleich zum Vorjahr zu und die Leerstände konnten reduziert werden. „Die positive Entwicklung auf den Büromärkten hält an. Wir gehen von einem sehr erfolgreichen Jahr 2014 aus“, sagte Andreas Schulten, Vorstand bei bulwiengesa.
Die langsame Erholung der Weltwirtschaft und die anhaltend positive Entwicklung der Binnenwirtschaft sorgten auf den Büromärkten für eine anziehende Konjunktur. Basis für die positive Entwicklung sei ein weiterer Anstieg der Bürobeschäftigung um 0,76 Prozent gewesen. An den sieben wichtigsten Bürostandorten Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Stuttgart sei das Wachstum mit 1,54 Prozent besonders stark ausgeprägt gewesen. Für 2014 werde bundesweit eine weitere Zunahme um 0,86 Prozent erwartet. Die Prognose für die großen Agglomerationen liegt bei plus 1,61 Prozent. Sie profitieren weiterhin am stärksten vom Zuzug hoch qualifizierter Arbeitnehmer.
Risiken liegen laut Gutachten in der heimischen Wirtschaftspolitik: Die Einführung des Mindestlohns würde einen Paradigmenwechsel in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bedeuten, der sich als Hemmnis für den Arbeitsmarkt erweisen könne. Latent lähmend wirken weitere Signale aus dem Koalitionsvertrag, wie vorgezogene Rentenbezugszeiten und Ausweitung einiger Sozialleistungen. Damit steigen die Herausforderungen für die Aufrechterhaltung des Wohlstands bei einer alternden Bevölkerung zusätzlich an.
Einzelhandel bekommt Online-Handel zu spüren
Der Einfluss des Online-Handels auf den stationären Handel macht sich immer stärker bemerkbar. „Zum ersten Mal in der Geschichte wird der Umsatz des stationären Einzelhandels sichtbar Anteile an den Online-Handel verlieren“, prophezeite Manuel Jahn, Leiter Real Estate Consulting bei GfK. Das Frühjahrsgutachten geht von einem Rückgang des Einzelhandelsumsatzes in Verkaufsräumen um 1 Prozent auf 408 Milliarden Euro aus. Dennoch bleibe der stationäre Handel die wichtigste Säule des Einzelhandels. „Der Online-Kanal macht den Markt einfach enger“, erklärte Jahn.
Der Investmentmarkt für Einzelhandelsimmobilien zeigte sich mit
einem Transaktionsvolumen von 8,7 Milliarden Euro davon
unbeeindruckt. Für 2014 erwartet CBRE sogar einen leichten Anstieg
des Transaktionsvolumens auf 9 bis 10 Milliarden Euro. „Wachsende
Online-Anteile werden nicht als Bedrohung gesehen“, gab Jahn
aber Entwarnung. Die Nachfrage nach Core-Objekten bleibt ungebrochen
hoch, dabei vor allem nach der Spitzen-Assetklasse Shoppingcenter.
Aufgrund der hohen Preise im Core-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Zusammenfassung des Frühjahrsgutachtens Immobilienwirtschaft 2014
- Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA)
- In 10 Bundesländern können sich drei Viertel aller Haushalte ein Haus leisten (29.6.2014)
- Gefährdet die Mietpreisbremse den Mietwohnungsmarkt? (29.5.2014)
- „Markt für Wohnimmobilien 2014“: Wohnungsmarkt auf Normalisierungskurs (12.5.2014)
- Spitzengespräch: „GroKo muss zur BauKo werden“ (28.3.2014)
- 31 Verbände fordern wegen „enormen Neubau-Defizits“ ein „Bündnis für Wohnen“ (28.3.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- DDIV-Kompendium „Energetische Sanierung“ in 2. Auflage erschienen (9.2.2014)
- 245 Millionen Euro mehr für die Städtebauförderung (2.2.2014)
- Europace Hauspreis-Index EPX: Preise für Wohnimmobilien stabilisieren sich (26.1.2014)
- IVD: Internationale Akteure spielen im deutschen Immobilienmarkt geringe Rolle (12.1.2014)
- Wohneigentum 2013 für Durchschnittsverdiener zumeist machbar (15.12.2013)
- DAI: Wohnungen bauen, statt Märkte (per Mietpreisbremse) regulieren (18.11.2013)
- vdp-Indizes III/2013: Preise für Wohnimmobilien steigen um 4,9%, Büroimmobilien um 6,9% (18.11.2013)
siehe zudem:
- Baupolitik und Immobilien bei Baulinks