Baustoffe: „Ökologisch“ heißt nicht unbedingt gesund
(15.1.2017) Man kann viel unternehmen, um gesünder zu leben. Eine oft vernachlässigte Möglichkeit ist schadstoffarmes Wohnen. „Baustoffe, Tapeten, Bodenbeläge, Möbel, Reinigungs- und Pflegemittel können eine Vielzahl gesundheitsgefährdender Substanzen enthalten und freisetzen“, erinnert Dr. Walter Dormagen, Fachmann für Schadstoffe in Baustoffen und Gebäuden von TÜV Rheinland. So stecken in Farben, Lacken und Klebern oft für Mensch und Umwelt schädliche Lösemittel, Weichmacher oder Biozide, die zu erhöhten Belastungen in der Raumluft führen können.
Foto © TÜV Rheinland |
„Lösemittelfrei“ nicht gleich schadstoffarm
Giftige Ausdünstungen in Wohnräumen lassen sich nur verhindern, wenn beim Bauen, Renovieren und Einrichten vor allem schadstoffarme Materialien zum Einsatz kommen. Dabei heißt aber beispielsweise „lösemittelfrei“ nicht unbedingt, dass ein Produkt schadstoffarm ist. Denn zugesetzte organische Flüssigkeiten, die nicht den Lösemitteln zuzurechnen sind, können die Raumluft ebenso belasten - teilweise sogar mehr und länger als herkömmliche Lösemittel. „In jedem Fall sind die Herstellerhinweise zu beachten, etwa in Bezug auf Handhabung, Verarbeitung und Lagerung der Produkte“, so Dr. Dormagen.
„Ökologisch“ aber reizend
Auch als "ökologisch" deklarierte Produkte sind nicht zwangsläufig schadstoffarm. Als natürliche organische Lösemittel enthalten sie mitunter geruchsintensive Terpengemische, die Haut und Schleimhäute reizen sowie allergische Reaktionen auslösen können. Pauschale Aussagen über Unverträglichkeiten sind schwer zu treffen. „Auf Allergene werden noch viel zu wenige Produkte geprüft“, so der Experte.
Orientierung für schadstoffarmes Bauen bieten anerkannte Produkt-Kennzeichen wie der Blaue Engel, das EU Ecolabel oder die TÜV-Zertifikate „Schadstoffgeprüft“ und „Allergikergeeignet“. Diese werden für Baustoffe, aber auch für Heimtextilien, Spielzeuge und sogar ganze Gebäude vergeben.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Lackmöbel ohne Lösemittel: Neues Herstellungsverfahren für Hochglanzlack soll Raumluft verbessern (18.11.2018)
- Neues AgBB-Schema zur Unbedenklichkeits-Bewertung von Bauprodukten (10.9.2018)
- Design Guide „Positive Räume schaffen - Mit dem Well Building Standard“ (14.8.2018)
- 200 Seiten Innenraumluftqualität und Bauprodukte (9.7.2018)
- 80 Seiten Fachbeiträge zu Gebäudeschadstoffen und Innenraumluft (26.1.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- 169 Seiten und 41 Abbildungen über Wohnhygiene und Wärmedämmung (28.11.2016)
- (Nicht nur) viele Kunst- und Kulturgüter sind durch Biozide und Insektizide belastet (17.10.2016)
- Neue BBSR-Arbeitshilfe unterstützt Planer beim schadstoffarmen Bauen (3.10.2016)
- „Schimmelpilze in Gebäuden“ in 3. Auflage (13.6.2016)
- Schadstoffe im Baubestand - erkennen und richtig reagieren (25.4.2016)
- 24-seitige EMICODE-Broschüre als roter Faden für's grüne Bauen (10.4.2016)
- Neueinstufung von Formaldehyd (27.8.2015)
- Neues System vereinheitlicht die Bewertung von Bauprodukte-Emissionen und Raumluft (27.4.2015)
- Emissionslabel für Möbel - entwickelt von der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (27.1.2015)
- „Schadstoffe in Innenräumen und an Gebäuden“ vom Gesamtverband Schadstoffsanierung (8.10.2014)
- Von 50 auf 50 Millionen Stoffarten im Bauwesen (7.2.2010)
- Renovieren in der Schwangerschaft - ein Gesundheitsrisiko für das Kind! (22.8.2004)
siehe zudem: