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Energiewende: Speicher werden immer billiger und bringen neue Geschäftsmodelle


  

(18.6.2017) (Batterie-)Speicher sind für die Energiewende unverzichtbar, denn sie können die witterungs- und saisonabhängigen Schwankungen von Windkraft und Photovoltaik ausgleichen und zum Ersetzen fossiler Energiequellen entscheidend beitragen.

Allerdings sind die derzeitigen Technologien mit Kosten von mehr als 100 Euro/MWh Speicherkapazität immer noch recht teuer und technisch oft nicht ausgereift. Die neue Roland Berger-Studie „Business models in energy storage“ kommt jedoch zu dem Schluss, dass sich der Markt für Speichertechnologien in den kommenden Jahren gründlich ändern wird. Man erwartet bis 2030 ...

  • einen starken Innovationsschub,
  • deutlich sinkende Kosten und
  • somit profitable Geschäftsmodelle für Speichersysteme.

In der Studie werden 12 internationale Projekte analysiert - zwei Beispiele davon:

  • Im Norden Chiles ist ein Pumpspeicherkraftwerk mit 300 Megawattstunden (MWh) Kapazität geplant, das die Schwankungen einer lokalen Photovoltaikanlage ausgleichen soll. Zusammen sollen beide Systeme Bergbauunternehmen zuverlässig mit Elektrizität versorgen und sich wirtschaftlich ohne Subventionen tragen.
  • Auf Kodiak Island, einer Insel in Alaska, dienen im Wesentlichen Batterien der Integration erneuerbarer Energien ins Netz. Aber auf der Insel entstehen zwei elektrisch betriebene Kräne, die mit ihren Energiebedarfsspitzen die Netzstabilität gefährden. Diese Spitzen sollen durch einen Schwungradspeicher aufgefangen werden, der das Batteriesystem entlastet und dessen Lebenszeit verlängert.

Unterschiedliche Speichertechnologien notwendig

„Für die verschiedenen Bedürfnisse entlang der Wertschöpfungskette der Energieindustrie sind unterschiedliche Speichersysteme gefragt“, erklärt Torsten Henzelmann, Partner von Roland Berger:

  • Netzbetreiber benötigen hoch flexible Speicher, um auf plötzliche Energiespitzen schnell reagieren zu können.
  • Stromversorger benötigen dagegen große Speicher, um mit langfristig stabilen Preisen profitabel zu wirtschaften. Sie wollen überschüssigen Strom aus Erzeugungsspitzen - bei Photovoltaikanlagen im Sommer - günstig speichern und diesen über den Stromhandel in Zeiten knapper Energieproduktion und höherer Marktpreise - zum Beispiel im Winter - wieder gewinnbringend ins Netz einspeisen.

Deshalb rät Henzelmann: „Energieversorger sollten mit Netzbetreibern Einspeisebedingungen definieren, um im Anschluss von den hohen Preisschwankungen der Erneuerbaren am Strommarkt zu profitieren.“

Neue Geschäftsmodelle entstehen

Weitere Geschäftsmodelle entstehen zudem durch den smarten Einsatz von Batteriesystemen. Zum Beispiel könnten Netzbetreiber lokal aufgestellte Batteriespeicher vernetzen, um einen dezentralen Großspeicher zu schaffen. Dieser könnte dann bei Versorgungsengpässen helfen. Durch die neuen Möglichkeiten entsteht auch neuer Wettbewerb für die Energieversorger: „Bei allen untersuchten Speichertechnologien erwarten wir durch die sinkenden Technologiekosten neue Konkurrenten im Markt“, sagt Torsten Henzelmann. „Ihre alternativen Geschäftsmodelle werden die Strategien der etablierten Energieversorger in Frage stellen.“

Speichertechnologien werden außerdem weitere Auswirkungen auf andere Branchen haben - zum Beispiel bei der Power-to-X-Technologie. So könnte für die Chemieindustrie unerwartete Konkurrenz durch Stromversorger entstehen: Diese könnten mit der überschüssigen Energie Gase wie Wasserstoff oder Ammoniak herstellen und auf dem Markt anbieten. Chemieunternehmen und Energieversorger sollten deshalb die technologische Entwicklung genau verfolgen und eventuell Partnerschaften eingehen. „Dieses Beispiel zeigt, dass die Entwicklung der Speicher die Energieindustrie deutlich verändern wird“, sagt Henzelmann. „Energieversorger und Netzbetreiber sollten sich jetzt schon Gedanken darüber machen, wie sie von den neuen Technologien profitieren können, um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben.“

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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