Warum altern Batterien?
(1.3.2016) Drei Jahre lang untersuchte das Zentrum für Angewandte Elektrochemie ZfAE, Teil des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg, im EU-Projekt ABattReLife die Ursachen für Batteriealterung. Dafür standen dem Zentrum Altbatterien aus Elektroautos zur Verfügung, die ausführlich getestet und analysiert wurden. Im „Journal of Energy Storage“ stellt das ZfAE nun seine Analyseergebnisse im Detail vor.
Verhaltensänderung ab einer Restkapazität von 80%
In Deutschland stieg in den letzten Jahren die Nutzung von Elektrofahrzeugen wie Elektroautos oder E-Bikes kontinuierlich an. Umso größer ist der Bedarf nach sicheren, langlebigen und zuverlässigen Energiespeichern, die den Ausbau der Elektromobilität weiter vorantreiben können. Hersteller fokussieren sich daher auf die Entwicklung von Batterien mit längerer Lebensdauer und größeren Reichweiten. Doch dafür müssen zunächst die Ursachen für Alterung und nachlassende Leistung von Batterien geklärt werden, um dann mögliche Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Ab einer Restkapazität von 80% zeigen die meisten Batterien eine Änderung ihres Verhaltens: Ihre Leistungskurve erfährt einen deutlichen Knick und die nichtlineare, rapide Alterung beginnt. Um die Gründe hierfür herauszufinden, untersuchte das ZfAE Altbatterien aus der ersten Elektrofahrzeuggeneration und verglich sie mit eigens gefertigten Laborzellen gleicher Bauweise, die einer kontrollierten, schnellen Alterung unterzogen wurden. Sowohl die gebrauchten Batterien als auch die laborgefertigten Zellen durchliefen verschiedene mechanische, thermische und chemische Tests.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass kurz vor dem Leistungsknick kleine Bereiche der Kathode starke Beeinträchtigungen aufwiesen: Während die positive Elektrode kaum Veränderungen zeigte, war die negative Graphitelektrode durch Mikrorisse, Ablagerungen und einen metallischen Lithiumschleier - das sogenannte Lithium-Plating - beeinträchtigt. Da das Plating teils irreversibel ist, griff der Vorgang im weiteren Verlauf auf benachbarte Bereiche über und die Batterie erreichte ihr Lebensende.
Für das Abscheiden von Lithium an der Kathode und den damit verbundenen Leistungsknick sind insbesondere zwei Faktoren entscheidend:
- Zu schnelles Laden führt zur Abscheidung von Lithium-Metall, so dass für weitere Ladezyklen immer weniger Lithium zur Verfügung steht.
- Außerdem konnten die Wissenschaftler mittels Computertomographie feststellen, dass die anfänglich betroffenen Bereiche durch einen Ableiter stärker komprimiert wurden als der Rest der Batterie. Daraus ließ sich schließen, dass der mechanische Druck eine lokale Überladung erzeugt, die zu massivem Lithiumverlust führt und diesen Bereich zerstört. Somit verstärkt oder verzögert ein entsprechendes Zelldesign den Alterungsprozess. Solche mechanisch nicht ausgereiften Batterien sind für eine mögliche Zweitverwendung - beispielsweise als stationäre Energiespeicher - ungeeignet.
Um das Lithium-Plating zu verhindern, können beispielsweise Batteriezellen gebaut werden, deren Ableiter so angebracht wird, dass lokale Verspannungen bzw. Druckspitzen vermieden werden können. Da auch zu hohe Laderaten, zu hohe Entladetiefen und zu niedrige Temperaturen den Alterungsvorgang beschleunigen, sollte darüber hinaus der Ladevorgang genau gesteuert werden, so dass Ladetemperatur, -geschwindigkeit und -spannung kontrolliert ablaufen.
Neben der Durchführung von Analysen und Tests zu bestimmten Batterietypen
forscht das ZfAE an neuen Materialien und Zellkomponenten für
leistungsfähigere und langlebigere Batterien. Dazu gehören funktionelle
Schutzbeschichtungen für moderne Elektrodenmaterialien und Materialien für
zukünftige Festkörperbatterien aus organisch-
Mehr Informationen zum Thema Batteriealterung liefert der frei
zugängliche
Artikel „Nonlinear aging of cylindrical lithium-ion cells linked to
heterogeneous compression“ (Tobias Bach, Simon Schuster, Elena Fleder,
Jana Müller, Martin J. Brand, Henning Lorrmann, Andreas Jossen und Gerhard
Sextl) im „Journal of Energy Storage“.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Zentrum für Angewandte Elektrochemie ZfAE
- Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC
- ABattRelife, a project to improve EV battery technology
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siehe zudem:
- Solarstromspeicher und Photovoltaik im alternative Energien Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Photovoltaik bei Amazon