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Studie: Nachhaltige Baustoffwende – Zement und Beton

(3.6.2025) Laut der Studie „Nachhaltige Baustoffwende”, die vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gemeinsam mit Butterfly Effect Consulting im Auftrag von Holcim Deutschland erarbeitet wurde, besteht erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Gestaltung des Bausektors. Im Fokus stehen Maßnahmen zur Ressourcenschonung sowie zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Abbildung 2 der Studie: Kreislaufgerechtes Bauen
Kreislaufgerechtes Bauen erfordert den Blick auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und darüber hinaus. (Bild: VDI ZRE) 

Die Studie verweist auf die Relevanz der Transformation des Bauwesens im Hinblick auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens, des European Green Deals, der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) sowie des Klimaschutzgesetzes. Neben ökologischen Vorteilen werden auch Chancen für Innovation, wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und regionale Wertschöpfung, z.B. durch Urban Mining oder den Einsatz zirkulärer Baustoffe, aufgezeigt.

Derzeit verursacht der Bausektor in Deutschland rund 40% des Rohstoffverbrauchs und ist für erhebliche CO₂-Emissionen verantwortlich. Abbruch- und Umbaumaßnahmen erzeugen etwa 55% des gesamten Abfallaufkommens. Zwar wird mineralischer Bauschutt bereits zu rund 90% recycelt, jedoch erfolgt dies häufig minderwertig – beispielsweise durch Verwertung im Straßenbau –, sodass das Potenzial gleich- oder höherwertiger Wiederverwendungen nicht ausgeschöpft wird.

Monika Dittrich vom Wuppertal Institut erklärt: „Wir haben in der Studie viele Potenziale herausgearbeitet, wie Baustoffe ressourcenschonender hergestellt und genutzt werden könnten. Für eine erfolgreiche Umsetzung brauchen wir aber Tempo und entschlossenes politisches Handeln. Die öffentliche Hand hat durch ihre immense Nachfrage die Kraft, die Transformation anzustoßen. Und sie hat die Möglichkeiten, die Wende über regulatorische Vorgaben voranzutreiben.”

Trotz vorhandener rechtlicher Rahmenbedingungen – wie der EU-Taxonomie, der NKWS oder der Mantelverordnung für mineralische Ersatzbaustoffe – werden laut Studie weiterhin Hemmnisse bei der Umsetzung der Baustoffwende festgestellt. Zu den identifizierten Defiziten zählen unter anderem die unzureichende Integration digitaler Werkzeuge wie BIM oder Materialpässe, fehlende Standards für recycelte Materialien, langwierige Zulassungsverfahren und mangelnde Transparenz bei Sekundärrohstoffen. Umweltkosten werden bisher nicht vollständig eingepreist, Fördermechanismen gelten als unzureichend und verbindliche Rezyklatquoten fehlen.

Zur Unterstützung der Transformation wurden acht zentrale Handlungsfelder definiert:

  1. Verbindliche Rezyklatquoten und Materialvorgaben: Einführung klarer Mindestanteile für Sekundärrohstoffe, insbesondere im öffentlichen Bauwesen.
  2. Lebenszyklusbasierte Ökobilanzierung: Verbindliche Anwendung von Lebenszyklusanalysen in Planung, Ausschreibung und Genehmigung.
  3. Vergaberecht als Hebel: Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien als Standard in öffentlichen Ausschreibungen.
  4. Finanzielle Anreize und Programme: Schaffung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zur Förderung zirkulärer Prozesse.
  5. Digitale Transparenz: Aufbau digitaler Tools wie Materialpässe, Gebäudekataster und Urban-Mining-Datenbanken.
  6. Wissensaufbau und Qualifikation: Förderung von Fachwissen und Weiterbildung in allen relevanten Bereichen.
  7. Urban Mining: Systematische Erschließung anthropogener Lager als zukünftige Rohstoffquelle.
  8. Definition von Abfallende-Eigenschaften: Rechtssicherheit durch bundeseinheitliche Regelungen für Recyclingmaterialien.
Bauinvestitionen des Staates und Bauausgaben nach Gebietskörperschaftsebene. 

Martin Bethke, Gründer und CEO von Butterfly Effect Consulting, betont: „Die Studie veranschaulicht, dass die Transformation des Bausektors Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz in Deutschland deutlich nach vorne bringen kann. Damit kann die Bauwirtschaft entscheidend zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele und zur Schonung knapper Primärrohstoffe beitragen. Die Baustoffwende ist ein zentraler Baustein für die ökologische Modernisierung der deutschen Wirtschaft.”

Die vollständige Studie „Nachhaltige Baustoffwende” steht online unter www.wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/2470 zum kostenlosen Download bereit.

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