Schwammstadt und klimaresiliente Stadtplanung im Fokus von Starkregen und Trockenheit
(3.6.2025) Die Mall GmbH stellte gemeinsam mit dem Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) im Rahmen einer Presseveranstaltung unter dem Motto „Schwammstadt und klimaresiliente Stadtplanung im Fokus von Starkregen und Trockenheit” am 21. Mai 2025 in Berlin aktuelle Entwicklungen zur Regenwasserbewirtschaftung vor.
Im Zentrum standen technische Lösungen, die auf eine dezentrale, unterirdische und multifunktionale Nutzung von Regenwasser setzen. Neue Speicher- und Versickerungssysteme sollen helfen, Überflutungen zu vermeiden, Stadtbäume zu versorgen und die Überhitzung von Quartieren zu reduzieren. Ergänzt wurden die Vorträge durch Beispiele aus der Praxis und aktuelle Marktdaten zur regenwasserbezogenen Infrastrukturentwicklung.
Die Beiträge der Veranstaltung betonten, dass Rückhaltung, Nutzung, Behandlung, Versickerung und Verdunstung integrale Bestandteile einer klimaangepassten Stadtplanung seien. Vorgestellt wurden u.a. Baumrigolen zur kontrollierten Verdunstung und Speicherung, modulare Systeme zur Schadstoffbehandlung sowie multifunktionale Freiflächen für die Wasseraufnahme bei Starkregen.
Mall-Geschäftsführer Christoph Schulze Wischeler betonte die strategische Ausrichtung des Unternehmens im Bereich Regenwasserbewirtschaftung und klimarelevanter Infrastruktur. Die Schwammstadt sei kein Pilotprojekt mehr, sondern mit den Lösungen von Mall ganz praktisch umsetzbar: unterirdisch und dezentral.
Dr. Tim Peters von der Provinzial Holding, analysierte in seinem Vortrag die Ursachen und Auswirkungen extremer Starkregenereignisse und zeigte auf, wie deren Risiken in Deutschland noch immer unterschätzt werden. Anhand meteorologischer Grundlagen, Schadensdaten und Klimaszenarien verdeutlichte er die wachsende Bedeutung einer präzisen Risikobewertung und einer verbesserten Aufklärung sowie Absicherung gegenüber Naturgefahren, die anhand konkreter Schadenereignisse aus der Vergangenheit und deren versicherungsrelevanter Bewertung untermauert wurde.
Prof. Dr. Heiko Sieker stellte praxisnahe Strategien zur Umsetzung des Schwammstadtprinzips, mit Fokus auf den Umgang mit Starkregen, Trockenperioden und steigender Flächenversiegelung vor. Anhand konkreter Berliner Projekte wie den Buckower Feldern zeigte er, wie multifunktionale Flächen, Baumrigolen und dezentrale Speicher zur klimaangepassten Stadtentwicklung beitragen können und formulierte Handlungsempfehlungen für Planung, Regelwerke und Integration der Infrastruktur.
Dr. Gunter Mann, Präsident Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG), präsentierte aktuelle Marktdaten, Trends und Praxisbeispiele zur Dach- und Fassadenbegrünung: So verzeichnete der Gründachmarkt 2023 mit über 10 Mio. m² neu begrünter Fläche ein deutliches Wachstum, ebenso der Bereich Fassadenbegrünung. Mehr als die Hälfte der Städte über 50.000 Einwohner geben finanzielle Zuschüsse für die Umsetzung von Dach- und Fassadenbegrünungen.
Weitere Informationen im Baulinks-Beitrag vom 25.3.2025: Erstmals über 10 Mio. m² neue Gründächer in 2023
Martin Lienhard, Leiter der technischen Abteilung bei Mall, zeigte praxisbewährte Lösungen für eine klimaresiliente Regenwasserbewirtschaftung, wie unter anderem die Baumrigole ViaTree zur Verdunstung und Rückhaltung von Niederschlägen. Ergänzt wurde der Vortrag durch Praxisbeispiele sowie modulare Anlagen zur gezielten Schadstoffbehandlung von Niederschlagswasser, etwa bei belasteten Dach- und Verkehrsflächen.
Ergebnisse der Marktbefragung
Eine im Frühjahr 2025 durchgeführte Befragung von 4.458 Fachpersonen aus Architektur, Planung, Verwaltung, Handwerk, Hochschulen und Baustoffhandel zeigt eine klare Tendenz: 98% der Teilnehmenden erwarten eine steigende oder gleichbleibende Nachfrage nach dezentralen Regenwasserlösungen. Die wichtigsten Zukunftsthemen sind der Umgang mit Starkregen (74 %) und die Regenwassernutzung (72%). Trockenheit wird zunehmend als kritisches Thema erkannt: Der Anteil der Nennungen stieg von 16 % im Jahr 2023 auf 40%.
Bürogebäude AERA in Berlin
Ein Beispiel für die Umsetzung in der gebauten Praxis ist das Berliner Bürogebäude AERA. Dessen Dachgarten mit verschiedenen Baum- und Pflanzenarten verfügt über ein Retentionssystem, das Regenwasser speichert und bei Bedarf zur Bewässerung freigibt. Gleichzeitig trägt es zur Reduzierung von Überflutungsrisiken bei.
Die Ergebnisse und vorgestellten Lösungen zeigen: Regenwasser kann gezielt als Instrument der Klimaanpassung eingesetzt werden. Eine vorausschauende Planung und die Integration entsprechender Infrastrukturen sind Voraussetzung für zukunftsfähige Städte.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Fränkische: Parkplatz-Entwässerung für Olympia-Gelände in Garching (20.6.2024)
- Fränkische-Handbuch „Regenwassermanagement der Zukunft” jetzt verfügbar (15.5.2024)
siehe zudem:
- Dachbegrünung, Landschaftsbau sowie Regenwassernutzung im Außenanlagen-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Fassadenbau bei Baubuch / Amazon.de