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Alternative zum Tropenholz: Erste Praxiserfahrungen mit Accoya

  • Der Lackhersteller Sikkens testete in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Bremer Holzhändler Enno Roggemann und Fensterbauern modifiziertes Accoya-Holz in der Praxis.

(8.11.2006) Mit Accoya soll den Fensterbauern in Deutschland ab dem ersten Quartal 2007 ein Alternativmaterial zum Tropenholz zur Verfügung stehen, das sich offenbar bestens für den Fensterbau eignet und hinsichtlich des Umweltschutzes unproblematisch sei. Das neue, sehr standfeste Holz wird im Verfahren der Acetylierung aus einer ausreichend verfügbaren Plantagen-Kiefer hergestellt und ist, im Gegensatz zu den bisher im Fensterbau eingesetzten Holzarten, in stets gleich bleibend hoher Qualität lieferbar.

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Um praktische Erfahrungen hinsichtlich der Verarbeitbarkeit von Accoya zu sammeln, starteten Sikkens und Roggemann, der das neue Material exklusiv in Deutschland vertreibt, bereits im Frühjahr 2006 gemeinsam mit vier Holzfensterbauern ein Praxisprojekt. Im Rahmen des Projektes fertigten die Sorpetaler Fensterbau GmbH (Sundern-Hagen), die Kowa Holzbearbeitung GmbH (Goldenstedt) und die Fenster & Türenbau Edwin Kubasch GmbH (Mirow) Fenster aus Accoya und berichteten im Anschluss über ihre Erfahrungen.

Fensterbauer zeigt sich begeistert

"Wir haben bereits nach dem Aushobeln der Kanteln festgestellt, dass die Oberflächen von Accoya extrem glatt waren", berichtet Edwin Kubasch. Gleiches gelte auch für die Hirnholzbereiche, bei deren Bearbeitung keinerlei Ausfaserungen aufgetreten seien. Der mecklenburgische Fensterbauer beschäftigt in seinem Unternehmen 46 Mitareiter und fertigt bisher etwa 60% seiner Fenster aus Meranti. Dabei setzt er auf modernste Produktionstechnik. Ein leistungsstarker Hydrohobel und ein Fensterfertigungs-Center von Weinig zählen ebenso zur Werkstattausstattung wie eine CNC-Anlage zur Herstellung von Rundbögen und Sonderformen. Hinsichtlich seiner Verarbeitbarkeit sei Accoya mit anderen Harthölzern vergleichbar, erklärt Kubasch, klare Vorteile hätten sich allerdings bei der Beschichtung gezeigt. Aufgrund der Qualität der Oberflächen habe er den Schleifaufwand vor und zwischen den Beschichtungen deutlich reduzieren können. Bereits seit 1998 führt sein Unternehmen das RAL-Gütezeichen für Holzfenster einschließlich Montage, und kein Fenster verlasse seinen Betriebshof, ohne dass die Qualität gleich mehrfach überprüft würde.

Einen prüfenden Blick wirft Kubasch auch regelmäßig auf das Accoya Test-Fenster an der Außenfassade seiner Werkshalle. Über ein halbes Jahr ist das in einem mittleren Farbton lasierte Bauteil dort der direkten Bewitterung ausgesetzt und zeige keinerlei Schäden an der Oberflächenbeschichtung. Auch dies bestätigt den Fensterbauer in seiner sehr positiven Beurteilung von Accoya. Sobald das modifizierte Holz im Markt regulär verfügbar ist, will Edwin Kubasch es in sein Angebotspektrum aufnehmen.


v.l.n.r: Udo Meyer (Sikkens), Fensterbauer Edwin Kubasch und Jörg Neben (Enno Roggemann)

Sikkens in Vorreiterposition

Sikkens steht als Kooperationspartner des Accoya-Exklusivlieferanten Roggemann ebenfalls in den Startlöchern. Der Lackhersteller hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Beschichtung von vergüteten Hölzern beschäftigt und sieht sich in diesem Bereich als Vorreiter.

Wichtige Erfahrungen hat der Wunstorfer Beschichtungsspezialist beispielsweise durch seine Mitarbeit beim Forschungsprojekt di-sta "Einheimisches dimensionsstabilisiertes Holz für den Fenster- und Fassadenbau" gesammelt. Bei dem von der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung durchgeführten und bisher in dieser Form einzigartigen Projekt wurden fünf durch unterschiedliche Verfahren vergütete Holzarten getestet. Sikkens beteiligte sich an der Durchführung und Auswertung der Oberflächenversuche und stellte seine Produkte für die Tests zur Verfügung. Auch durch dieses Engagement will das Unternehmen frühzeitig die Eignung seiner Beschichtungssysteme absichern und so bereits vor der offiziellen Markteinführung von Accoya konkrete Angaben zur Beschichtung des neuen Materials machen können.

Eine Erkenntnis der umfangreichen Labor- und Praxistests sei beispielsweise, dass das neue Holz nicht mehr imprägniert werden müsse, erklärt Udo Meyer, Leiter der Anwendungstechnik Holzbau bei Sikkens, eine bläuewidrige Grundierung gebe Accoya ausreichend Schutz vor Bläuepilzen. Die im Rahmen des di-sta-Forschungsprojektes durchgeführten Bewitterungsversuche haben auch gezeigt, dass sich besonders die PowerFeed-Technologie von Sikkens für die Oberflächenbeschichtung von acetyliertem Holz eigne.

mehr über Accoya:
Accoya zeichnet sich durch eine sehr hohe Dauerhaftigkeit aus und ist resistent gegen Feuchtigkeit, Pilze, Mikroorganismen und Insekten (Resistenzklasse 1 nach DIN EN 350-2). Das Material wird als eine vollwertige Alternative zu Hart- bzw. Tropenhölzern angeboten. Seine Rohdichte liegt bei 500 - 550 kg. Da Accoya nur noch sehr wenig Feuchtigkeit aufnimmt, verringert sich sein Quell- und Schwindverhalten im Vergleich zu unbehandeltem Holz im Außenbereich um 80 Prozent. Die Restfeuchte liegt bei lediglich 4 bis 5 Prozent. Auch die Wärmedämmeigenschaften und die UV-Stabilität sind gegenüber unbehandelten Hölzern verbessert. Das modifizierte Holz kann zu 100 Prozent recycelt werden. Angeboten wird Accoya in Kanteln mit marktüblichen Abmessungen. Der Materialpreis wird laut Lieferant Roggemann etwa auf dem Niveau von Eiche liegen.

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