Der Bernhard-Remmers-Preis 2010
(24.10.2010) Während
eines internationalen Kolloquiums, im Rahmen der Messe "denkmal 2010" in
Leipzig, ehrte die gemeinnützige Bernhard-Remmers-Akademie zum sechsten Male den
Preisträger des Bernhard-Remmers-Preises. Weiterhin wurde diesmal ein
Innovationspreis für besondere Leistungen in der handwerklichen Baudenkmalpflege
vergeben, gestiftet von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
- Den Bernhard-Remmers-Preis 2010 erhielt der Dipl.-Restaurator Sebastian Endemann, steinwerkstatt Regensburg, für die beispielhafte Restaurierung und Instandsetzung des Kaispeichers B in Hamburg.
- Mit dem Sonderpreis für Innovationen in der handwerklichen Baudenkmalpflege wurde Erich Pummer für seine Arbeit mit der Vakuum-Kreislauf-Festigung (VAC) geehrt.
Kaispeichers B in Hamburg
Ein herausragendes Beispiel für handwerkliches Können ist die Restaurierung des historischen Kaispeichers B in Hamburg (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps). Er wurde in den Jahren 1878/79, noch vor Einrichtung des Freihafens und dem Bau der Speicherstadt, im Stil der Backsteingotik errichtet und ist das älteste erhaltene Speicherbauwerk Hamburgs. Durch seine Lage direkt am Zusammenfluss von Magdeburger und Brooktorhafen bildet er ein einmaliges Entree zum Überseequartier.
Der imposante Backsteinbau wurde in den Jahren 2005-2007 von der Otto Wulff Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Hamburg, als Generalunternehmer von Grund auf instand gesetzt. Die Pläne für den Um- und Ausbau stammen von der Hamburger Architektin Mirjana Markovic. Der Kaispeicher B wurde danach einer neuen Nutzung zugeführt. Jetzt beherbergt er das "Internationale Maritime Museum Hamburg". Auf 10 Böden des Speichers von 1879 werden 3000 Jahre internationale Schifffahrtsgeschichte aus der Sammlung Peter Tamm dargestellt.
Im Museum sind alle Bereiche der Seefahrt historisch breit auf- und ausgestellt. Vom Einbaum bis zum Kreuzfahrtschiff, von den Wikingern bis zu den Tiefseeforschern. Das Gebäude bietet mehr als 12.000 m² Ausstellungsfläche.
Die Instandsetzung der historischen Bausubstanz des denkmalgeschützten Speichers erforderte ein besonderes handwerkliches Können. Über eine Höhe von 12 Ebenen wurde von der beauftragten steinwerkstatt Regensburg fast jeder Stein einzeln begutachtet und dabei rund 7.000 m² Fassade saniert, um den ursprünglichen Charakter des neogotischen Backsteinbaus möglichst original zu erhalten.
Im November sollte durch die Verleihung des Bernhard-Remmers-Preises die Fassadenrestaurierung als ein herausragendes Beispiel für handwerkliches Können und mustergültige Verbindung traditioneller Handwerkstechniken mit modernsten Verfahren unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte gewürdigt werden. Übrigens: Bereits 2008 zeichnete der Architekten- und Ingenieurverein Hamburg den Speicher als "Bauwerk des Jahres 2007" aus.
Vakuum-Kreislauf-Festigung (VAC)
Das Vakuum-Kreislauf-Festigungsverfahren historischer Steinskulpturen und Denkmale (nach Patent Vujasin), gilt als echte Innovation in der handwerklichen und konservierenden Baudenkmalpflege. Das Verfahren basiert auf zahlreichen empirischen Versuchen verschiedener Restauratoren, die bis auf das Jahr 1962 zurückgehen.
Auf der Grundlage des Patentes "Vujasin", dessen Lizenz vom Atelier Erich Pummer, Rossatz/Österreich, erworben wurde, erfolgte durch Erich Pummer sowohl die professionelle Entwicklung des Verfahrens als auch die wissenschaftliche Untersuchung der konservierungstechnischen Möglichkeiten im Rahmen des Forschungsprojektes Framework Programme "Culture 2000", European Research Project 2007.
Die Dokumentation dieses Forschungsprojektes wurde in Buchform "Die Kremser Dreifaltigkeitssäule: Forschung - Konservierung - Restaurierung" im Eigenverlag von Erich Pummer vorgestellt.
Die Restaurierung der Dreifaltigkeitssäule in Krems (siehe Google-Maps) demonstriert, dass Objekte ohne Demontage vor Ort durch die Unterdrucktechnologie gefestigt werden können. Inzwischen wurde das Verfahren weiterentwickelt und objektspezifisch angepasste Maschineneinheiten gebaut. Zurzeit ist das Atelier Pummer in Baku/Aserbaidschan tätig, um dort in Zusammenarbeit mit Dr. Georg Hilbert von der Remmers Fachplanung die Schmuckelemente eines aus dem 11. Jahrhunderts stammenden Minaretts zu festigen.
Für den Denkmalschutz soll das Vakuum-Kreislauf-Festigungsverfahren einen großen Gewinn darstellen, da dieses gleichermaßen bei großen wie auch kleinen Objekten rationell einsetzbar ist. Wissenschaftliche Untersuchungen in- und ausländischer Labore belegen die Effektivität. Mit dieser Technologie könne eine seit Jahrzehnten formulierte Forderung der Steinkonservierung erfüllt werden: Substanzschonende Zufuhr neuer Bindemittel in ausreichender Menge und mit der erforderlichen Eindringtiefe. Dies vermeidet die bei oberflächlicher Festigung typische Schalenbildung und die daraus resultierenden Abplatzungen an den originalen Oberflächen der Kunstwerke.
Die Verleihung des Bernhard-Remmers-Preis
wurde anlässlich der Denkmal 2010 in Leipzig bereits zum sechsten Male verliehen. Die fachliche Präsentation der ausgeführten Arbeiten, die Vorstellung der Preisträger, die Vorstellung der zum Einsatz gekommenen Verfahren und die Preisverleihung fanden in einem Festakt am 19. November 2010 im Saal 1 des Congress-Centers-Leipzig statt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- denkmal 2010 (18.-20.11.2010 in Leipzig)
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz
- Remmers GmbH
- Mehr als IBA und Hafencity: Architekturführer Hamburg von DOM publishers (2.5.2013)
- Neuer Wissenskompass der Bernhard-Remmers-Akademie für Bauprofis (14.9.2011)
- Bericht von der Mitgliederversammlung 2010 der Fachgruppe Putz & Dekor (28.11.2010)
- Wohnen im Baudenkmal (14.11.2010)
- Deutsche Bauchemie verdoppelt Preisgelder für Wissenschafts-Medaille und Förderprei (8.11.2010)
- weitere Details...
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