Stimmen zum Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) der Bundesregierung
(17.11.2014; zuletzt am 3.12. upgedatet) Energieeffizienz wird von der Bundesregierung als „zweite Säule einer erfolgreichen Energiewende“ verstanden: Eine Steigerung der Energieeffizienz trage zu allen Dimensionen des energiepolitischen Zieldreiecks (Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit) gleichermaßen bei. Zwar habe man im internationalen Vergleich schon viel erreicht, dennoch müssten die Anstrengungen verstärkt werden, um die nationalen und europäischen Effizienzziele zu erreichen.
Eine Steigerung der Energieeffizienz kann nicht allein durch staatliche Maßnahmen erreicht werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat deshalb die „Plattform Energieeffizienz“ eingesetzt, um mit relevanten Schlüsselpersonen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und den betroffenen Ressorts sowie den Ländern ideale Lösungen zu entwickeln und zu diskutieren, die im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) konkretisiert werden sollen.
Update vom 3.12.: Das Bundeskabinett hat den NAPE am 3. Dezember verabschiedet - siehe Baulinks-Beitrag dazu mit einigen Details. Nun werden sich Bundestag und Bundesrat damit befassen. Von baurelevanten Fachverbänden wird der Aktionsplan durchweg positiv kommentiert:
Der Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK)
... sieht neben den geplanten Steueranreizen für energetische Sanierungsmaßnahmen insbesondere die Fokussierung auf den Nichtwohngebäudebereich positiv. Auch die Absicht, neben individuellen Sanierungsfahrplänen den Funktionen der Gebäude und den Bewohnern Rechnung zu tragen, wird begrüßt. Diese muss nun ebenso konkret mit Leben gefüllt werden wie die angekündigte Verbesserung beim Vollzug der Energieeinsparverordnung (EnEV).
FGK-Geschäftsführer Günther Mertz kommentiert den NAPE-Entwurf so: „Mit der Erhöhung der Energieeffizienz von Nichtwohngebäuden setzt Bundeswirtschaftsminister Gabriel auf das richtige Pferd. Denn in den rund 1,8 Millionen Büros, Schulen, Krankenhäusern und anderen Nichtwohngebäuden in Deutschland werden enorme Mengen an Energie eingesetzt - oftmals noch ineffizient. Die Maßnahmen im NAPE sind dazu geeignet, dies zu ändern. Dabei muss zwingend berücksichtigt werden, dass Gebäude nicht nur zum Energiesparen errichtet werden. Deshalb müssen der Ankündigung, den Funktionen von Gebäuden und den Bewohnern Rechnung zu tragen, nun Taten folgen. Auch die Strategie ,Klimafreundliches Bauen und Wohnen’ des Bundesumweltministeriums will vermeidbare gesundheitliche Risiken, z.B. durch Schadstoffe in der Innenraumluft, beachten. Nichts wäre dazu geeigneter, als ein verpflichtendes Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 in der EnEV zu verankern.“
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP)
... erkennt positive Ansätze bei den neusten Plänen der Bundesregierung zu Energieeffizienz und Klimaschutz. Bei der Eröffnung des 12. Forums Wärmepumpe am 13.11. begrüßte die Branche insbesondere die Ankündigung von Steuerabschreibungen für Gebäudesanierung - und mahnt die Bundesländer, sich nicht zu verweigern. Sollte auch dieser neue Anlauf am Widerstand der Bundesländer scheitern, wäre das ein geradezu katastrophales Signal für die Energiewende im Wärmemarkt, so der BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski: Ein wiederholtes Scheitern nach der x-ten Ankündigung sei viel schlimmer, als überhaupt nichts zu tun. Insbesondere vor dem Hintergrund einer sich abkühlenden Konjunktur sei die steuerliche Förderung nicht nur energiepolitisch notwendig, sondern auch wirtschaftspolitisch sinnvoll. „Es werden Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich angeregt, Wertschöpfung generiert und Energiekosten gespart. Ich kann mir kaum ein effektiveres Konjunkturprogramm vorstellen“, so Stawiarski.
Hoffnungen setzt die Branche auch auf die Überarbeitung des Marktanreizprogramms, die das Wirtschaftsministerium für das Frühjahr 2015 plant. Ebenso sei die im NAPE vorgesehene Aufstockung des CO₂-Gebäudesanierungsprogrammes um 200 Mio. Euro für Nichtwohngebäude positiv - vor allem für die Erdwärme. Deren Nutzung sei in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen, ist aber gerade für große Gebäude nach wie vor die sinnvollste Option.
Kritisch sieht der Verband u.a. die Aussparung des Themas Energiepreise. Durch die überproportionale Belastung des Wärmepumpen-Stroms mit Steuern und Abgaben sei die Wärmepumpe im Wettbewerb mit fossilen Systemen im Nachteil. Stawiarski dazu: „Das größte Problem der Wärmewende ist, dass die Heizenergieträgerpreise so verzerrt sind, dass sie kaum Anreize für Investitionen in Effizienz und Erneuerbare bieten. Ganz im Gegenteil: Im Wärmemarkt ist die EEG-Umlage ein Förderprogramm für die Ölheizung.“
Haus & Grund
... lehnt Effizienzlabel für alte Heizungen ab: Der von der Bundesregierung initiierte Nationale Aktionsplan Energieeffizienz sollte sich auf seine Kerne beschränken. Eine bessere und unabhängige Energieberatung gehört ebenso dazu wie eine effektive steuerliche Förderung energetischer Gebäudemodernisierungen. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauseigentümerverbandes Haus & Grund, Kai Warnecke.
Als nicht zielführend bezeichnete Warnecke die Idee, Heizungen, die älter als 15 Jahre sind, mit einem Effizienzlabel zu versehen. Haus & Grund befürchtet hierdurch weiter steigende Wohnkosten. Zudem werde die Energieeffizienz eines Hauses, und damit auch der Heizungsanlage, bereits im Energieausweis erfasst. Warnecke warnte davor, dass ein zusätzliches Label neben den bereits existierenden Energieausweisen für weitere Verwirrung bei den Eigentümern sorgte.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena)
... sieht im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz die Chance, Energieeffizienz in den Mittelpunkt der Energiewende zu rücken. „Energieeffizienz muss endlich zur wichtigsten Säule der Energiewende werden“, sagte Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, vor der Abstimmung über den NAPE im Bundeskabinett am 3. Dezember. Der NAPE könne dafür einen wichtigen Impuls geben. Am Ende werde es darauf ankommen, die Marktkräfte zu aktivieren. Das Grundkonzept des NAPE setzte dazu die richtigen Prioritäten:
- Informieren,
- Fördern,
- Fordern.
Wichtig ist aus Sicht der dena, dass die steuerliche Absetzbarkeit für die energetische Gebäudemodernisierung mit dem NAPE beschlossen wird. Seit Jahren seien sich im Grunde alle einig, dass damit die Sanierungsrate entscheidend gesteigert werden kann. „Wenn es jetzt wieder nichts wird, wäre das ein schlechtes Zeichen. Ohne den Wärmebereich werden wir die nationalen Energiesparziele nicht erreichen“, sagte Kohler.
Neben solchen finanziellen Anreizen gelte es, Information und Beratung in allen Verbrauchsbereichen weiter auszubauen. Die Entwicklung von Energieeffizienzmaßnahmen sei für viele Haushalte, Unternehmen und Kommunen komplex und schwer überschaubar. Deshalb brauche es ein breites Angebot an innovativen Dienstleistern und gut ausgebildeten Beratern, mit klar definierten Standards und Qualitätskontrollen.
Zur Steigerung der Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen und der Stromeinsparung in privaten Haushalten schlägt die dena ein neues Ausschreibungsmodell vor. Dabei werden vorab zu definierende Energieeinsparmengen in einem wettbewerblichen Verfahren von einer staatlich beauftragten Stelle ausgeschrieben und geeignete Marktangebote abgefragt. „Ausschreibungen sind ein gutes Instrument, um Wettbewerb und Innovation im Energieeffizienzmarkt anzustoßen. Wir brauchen mehr davon“, so Kohler.
Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK)
... begrüßt, dass der Entwurf die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung berücksichtigt. „Seit Jahren fordern wir als Vertretung des deutschen Heizungsbauerhandwerks von der Politik einen deutlichen Anreiz zur Energieeinsparung im Wärmemarkt“, betont Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK.
Die Betriebe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks haben nach Angaben des Zentralverbandes in den zurückliegenden drei Jahren deutlich mehr neue Bäder gebaut als neue Heizungsanlagen installiert. Diesen Trend belegte noch im September eine im Auftrag des ZVSHK durchgeführte Umfrage von TNS EMNID unter Deutschlands Immobilienbesitzer. Demnach plane jeder fünfte Hausbesitzer oder Eigentümer einer Wohnung (also 20%) in den nächsten fünf Jahren mit der Badrenovierung eine Investition in die eigene Immobilie; aber nur 14 Prozent wollen die Heizung sanieren - siehe auch „Badezimmer werden lieber renoviert als die Heizung“ vom 5.10.2014:
„Die Chancen sind jetzt deutlich größer geworden, dass bei Deutschlands Hausbesitzern die Bereitschaft zur Investition in eine neue Heizungsanlage ab dem nächsten Jahr steigen wird“, urteilt Elmar Esser. Die Betriebe des Heizungsbauerhandwerks seien jedenfalls bereit, Energieeffizienz in die Heizungskeller der Republik zu bringen und damit den „schlafenden Riese der Energiewende“ (Nationaler Aktionsplan) zu wecken.
Der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH)
... wertet den NAPE-Entwurf als große Chance für die überfällige Umsetzung der Wärmewende: „Mit der Aufnahme steuerlicher Anreize für Effizienzmaßnahmen im Gebäudebestand in den NAPE setzt die Bundesregierung auf das wohl effektivste Instrument für die Umsetzung der Wärmewende“, so Manfred Greis, Präsident des BDH. „Wir sehen einen breiten Konsens der Befürworter steuerlicher Anreize aus Politik und Wirtschaft. Wir begrüßen, dass analog zur KfW auch Einzelmaßnahmen einbezogen werden, um private Investoren finanziell nicht zu überfordern“, ergänzt Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH. (Unter Einzelmaßnahmen sind zum einen die Heizungsmodernisierung und zum anderen Maßnahmen an der Gebäudehülle wie zum Beispiel die Fassadendämmung, die Erneuerung des Dachs oder der Austausch der Fenster zu verstehen.)
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- BDI-Studie „Klimapfade für Deutschland“: Klimaschutz braucht Investitionsturbo (28.1.2018)
- Bund und Länder einigen sich auf Steuerförderung für Sanierungsmaßnahmen (15.12.2014)
- „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ als Unterrichtung dem Bundestag vorgelegt (15.12.2014)
- Stimmen zum Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz nach dem Kabinettbeschluss (3.12.2014)
- Bundeskabinett konkretisiert Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) (3.12.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- 500 Energieeffizienz Netzwerke bis 2020 sollen „Kultur der Energieeffizienz“ etablieren (3.12.2014)
- Sto reagiert auf kritische Medienberichte zu WDVS mit Polystyrol-Dämmplatten (30.11.2014)
- BAFA übernimmt Förderprogramm „Energieberatung im Mittelstand“ (Bauletter vom 13.11.2014)
- Neue VDI 3807-Blätter zu Verbrauchskennwerten für verschiedene Gebäudearten (8.11.2014)
- Energiekennwerte-Studie: Kaum Fortschritte bei der Energieeffizienz von Immobilien (26.10.2014)
- Heizspiegel 2014: Durchschnittlich 1.000 Euro Heizkosten für 70 m² Wohnung (13.10.2014)
- Badezimmer werden lieber renoviert als die Heizung (5.10.2014)
- Die Energiewende muss zur Hauswende werden ... in Richtung Plusenergiegebäude (23.9.2014)
- Betriebskostenspiegel für Deutschland für das Abrechnungsjahr 2012 (6.7.2014)
- Neue Methode prüft kostenlos den Erfolg von energetischen Modernisierungen (30.3.2014)
- Nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan vom BMWi vorgelegt (16.10.2007)
siehe zudem: