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BDI-Studie „Klimapfade für Deutschland“: Klimaschutz braucht Investitionsturbo


  

(28.1.2018) Eine Reduktion von Treibhausgasen von 80% bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 ist grundsätzlich technisch und ökonomisch machbar - zu diesem Ergebnis kommt die im BDI-Auftrag entstandene Studie „Klimapfade für Deutschland“, die am Donnerstag (25.1.) in Berlin vorstellt wurde. Zwingende Voraussetzung ist demnach aber, dass energieintensive Unternehmen von klimapolitisch bedingten Zusatzlasten befreit würden, solange international nicht vergleichbare Bedingungen bestehen. Dann sei ein 80%-Ziel gar im nationalen Alleingang ohne Wachstumseinbußen möglich. Unter diesen Umständen würden Industrieunternehmen von ehrgeizigem Klimaschutz sogar profitieren.

Den Berechnungen zufolge erfordert die Erreichung eines 80%-Klimaziels Mehrinvestitionen von etwa 1,5 Billionen Euro bis 2050. Dabei unterstellt die Studie allerdings eine optimale Umsetzung - auch durch die Politik. Eine 95-prozentige Treibhausgas-Reduktion würde dagegen nach heutigem Stand an erhebliche Akzeptanz- und Umset­zungs­gren­zen stoßen und wäre nicht realistisch erreichbar. Sie wäre erst dann vorstellbar, wenn es global in allen wichtigen Wirtschaftsräumen vergleichbare Klimaschutzanstrengungen gäbe. Dazu sollte die künftige Bundesregierung ein unabhängiges Monitoring beauftragen. Die Mehrinvestitionen für dieses 95%-Szenario würden sich bis 2050 auf rund 2,3 Billionen Euro addieren.

„Politische Fehlsteuerung bleibt für den Klimaschutz das größte Umsetzungsrisiko“, konstatierte BDI-Präsident Dieter Kempf am Donnerstag. „Ob Wohnen oder Verkehr, ob Industrie oder Landwirtschaft: Investitionen kommen nicht von alleine. Die deutsche Klimaschutzpolitik droht, auf eine drastische Erfüllungslücke zuzusteuern.“ Was klimapolitisch und gesamtwirtschaftlich Sinn ergebe, sei betriebswirtschaftlich nicht unbedingt rentabel. Der Studie zufolge klaffen klimapolitische Ziele und Mittel, diese zu erreichen, erheblich auseinander:

  • Ohne zusätzliche politische Anstrengungen sind 61% Treibhausgasminderung bis 2050 realistisch.
  • Alle darüber hinausgehenden Investitionsentscheidungen würden nur mit weiteren Anreizen stattfinden, weil sie für den einzelnen Entscheider nicht ausreichend attraktiv sind.

„Nachhaltiger Klimaschutz eröffnet vielen unserer Unternehmen langfristig Chancen auf dem wachsenden Weltmarkt für klimaschonende Produkte und Prozesse“, betonte Kempf. „Richtig gemacht, unterstützt er die Modernisierung einer Volkswirtschaft.“ Der Staat müsse aber realistische und verlässliche Ziele vorgeben und die Umsetzung den Unternehmen überlassen, sagte Kempf:

  • Unflexible Sektorziele,
  • Technologieverbote, beispielsweise von Verbrennungsmotoren, oder
  • planwirtschaftliche Instrumente wie eine E-Auto-Quote...

seien der falsche Weg. Die teils erheblichen betriebswirtschaftlichen Risiken seien umso größer, je stärker Branchen im internationalen Wettbewerb stehen. „Die deutsche Industrie ist in Wertschöpfungsnetzen organisiert. Gegen ein Wegbrechen dieser Verbünde bedarf es eines wirksamen Schutzes. Zumindest so lange, bis vernünftige, weltweit vergleichbare Rahmenbedingungen erreicht sind“, forderte der BDI-Präsident. Sonst würden Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Emissionen schlichtweg exportiert - und dem Kli­ma wäre nicht geholfen.

von einer Strom- hin zu einer umfassenden Effizienzwende

„Die deutsche Klimaschutz- und Energiepolitik befindet sich auf gefährlichem Schlingerkurs. Den muss die Politik dringend korrigieren“, kritisierte Kempf.

  • Nach wie vor viel zu hohe Stromkosten,
  • das Schneckentempo bei der energetischen Gebäudesanierung und
  • eine fehlende gemeinsame Vision der zukünftigen Mobilität ...

würden die deutsche Industrie beunruhigen, warnte der BDI-Präsident. „Wir brauchen dringend einen Strategiewechsel im politischen Management der Energiewende von einer Strom- hin zu einer umfassenden Effizienzwende. Neue Impulse und wesentliche Kurskorrekturen sind dringend notwendig, damit Treibhausgas-Emissionen effektiv und kostengünstig vermieden werden.“ Klimaschutz sei ein gesamt­gesellschaftlicher Kraftakt. Er erfordere enorme Investitionen quer durch die Volkswirtschaft und betreffe alle Bürgerinnen und Bürger in ihrem unmittelbaren Lebenshorizont.

Die Untersuchung „Klimapfade für Deutschland“ versteht sich als technologieoffene Analyse und betrachtet in diversen Szenarien viele technische und wirtschaftliche Potenziale zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2050. Insgesamt waren in dem Projekt, das im Auftrag des BDI von der Boston Consulting Group sowie Prog­nos erstellt wurde, fast 200 Personen sowie 68 Verbände und Unternehmen aus der gesamten Breite der Industrie involviert.

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