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Energiekennwerte-Studie: Kaum Fortschritte bei der Energieeffizienz von Immobilien

(26.10.2014) Ein gestiegener Energieverbrauch gepaart mit hohen Energiepreisen zerrte 2013 an den Budgets deutscher Haushalte. Grund für den Mehrverbrauch gegenüber dem Vor­jahr war eine vergleichsweise lange und intensive Heizperiode: Die Verbräuche pro Quadratmeter stiegen für die gemeinsame Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser für ...

  • Fernwärme um rund 3,8%,
  • Erdgas um rund 4,6% und für
  • Heizöl um rund 5,4 Prozent.

Die Erkenntnisse gehen aus der aktuellen, deutschlandweiten Energiekennwerte-Studie des Energiemanagers Techem hervor, die Mitte Oktober veröffentlicht wurde. Sie basiert auf Daten, die im Rahmen der Verbrauchsabrechnungen von rund 1,5 Mil­lionen Wohnungen in 125.000 Mehrfamilienhäusern bundesweit erhoben und für die Studie anonymisiert ausgewertet wurden.

Heizen mit Erdöl am teuersten!

Besonders stark gefordert waren im Jahr 2013 Haushalte, wenn sie von einer Ölhei­zung versorgt wurden. Dies sieht man auch im direkten Vergleich der jährlichen Ver­brauchskosten pro Quadratmeter: Während sie in erdgasversorgten Wohnungen rund 8,60 Euro/m² und in fernwärmeversorgten rund 10,50 Euro/m² betrugen, lagen sie in heizölversorgten bei 11,70 Euro/m². Dies entspricht jährlichen Kostenunterschieden von rund 85 bis 220 Euro für eine Durchschnittswohnung mit 70 m² Wohnfläche.

Hoher Sanierungsstand in den neuen Bundesländern

Die Studie zeigt, dass es deutschlandweit deutliche regionale Unterschiede im Ener­gieverbrauch gibt: Mehrfamilienhäuser in den neuen Bundesländern weisen für 2013 im Schnitt gegenüber Regionen in Westdeutschland für Heizung und Warmwasser ei­nen niedrigeren Energieverbrauch auf, obwohl die Witterung dort vergleichsweise kühl war - die Ausnahme bilden hier Berlin und Brandenburg. Das lässt Rückschlüsse auf ein entsprechendes Nutzerverhalten, eine ausreichende Dämmung sowie einen guten Zu­stand der Heizungsanlagen in vielen ostdeutschen Gebäuden zu. Die Annahme eines energetisch vergleichsweise hochwertigen Gebäudebestandes in den neuen Länder bestätigt eine flächendeckende Auswertung von rund 44.000 Energieausweisen der letzten acht Jahre, die im Rahmen der aktuellen Techem Studie erstmals erfolgte. Die­se zeigt dort einen deutlich höheren Modernisierungsgrad der Heizkessel (Ausnahme Berlin) sowie vielerorts eine durchschnittlich höhere Anzahl an Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle. Entsprechend haben ältere und neue Gebäude in Ostdeutschland gleichermaßen einen recht niedrigen Energieverbrauch, während es in Westdeutsch­land zwischen einzelnen Gebäudeklassen erhebliche Unterschiede gibt: Altbauten verbrauchen dort deutlich mehr als Neubauten.

Optimierung der Wärmeversorgung

Dies unterstreicht nach Ansicht von Techem das Einsparpotenzial in Bestandsgebäu­den, das in den neuen Bundesländern bereits deutlich besser ausgeschöpft wurde. Lothar Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Techem, warnt darum auch vor einer weiteren Fokussierung auf hochenergieeffiziente aber teure und aufwendige Neubauprojekte: „Die Energieeinsparpotenziale im deutschen Gebäudebestand sind noch lange nicht ausgeschöpft. Dabei könnten hier mit geringeren Kosten größere Ef­fekte erzielt werden als im Neubau - und vor allem breitenwirksame.“ Dazu müssten neben einer wirtschaftlich vertretbaren Dämmung der Gebäudehülle auch Maßnahmen zur Modernisierung der Heizungsanlagen vorangetrieben und energiesparendes Verhal­ten der Bewohner unterstützt werden. „Nur so können wir die gesetzten Energieein­sparziele erreichen und gleichzeitig den Anstieg der Energiekosten für die Mieter ein­dämmen“, so Schäfer.

Diesen Bedarf sieht auch Prof. Viktor Grinewitschus von der EBZ Business School in Bochum. Er fordert, einer möglichst flächendeckenden Umsetzung von Maßnahmen mit hoher Wirtschaftlichkeit gegenüber lokal begrenzten Spitzensanierungen den Vor­zug zu geben. „Die Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern zeigen, welches Potenzial im Gebäudebestand steckt. Bei den möglichen Maßnahmen geht es nicht immer nur um Gebäudedämmung. Die Energiekennwerte zeigen vielmehr, dass bei der Effizienz der eingesetzten Heizungstechnik erheblicher Handlungsbedarf besteht“, so Grinewitschus.

Die Energiekennwerte-Studie erscheint heuer bereits in der 15. Auflage und gilt seit Jahren als ein Standardwerk für die Immobilienbranche. Die aktuelle Analyse basiert auf Daten aus dem Kalenderjahr 2013. Die Studie „Energiekennwerte 2014“ kostet 15 Euro und kann per E-Mail an Techem bestellt werden.

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