Versickerungsfähige Verkehrsflächen mit Pflasterklinkern
(3.10.2018) Durch den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen wurde in der Vergangenheit immer mehr Fläche versiegelt. Über diese kann kaum noch Regenwasser in den Boden versickern und zur Grundwasserneubildung beitragen; stattdessen wird der Regen über den Oberflächenabfluss in die Kanalisation eingeleitet. Bei Starkregenereignissen führt dies gerne mal zu einer Überlastung der Abwassersysteme sowie Kläranlagen und damit zu Überflutungen. Außerdem wird das relativ saubere Niederschlagswasser mit schmutzigem Abwasser vermischt, um in Kläranlagen wieder gereinigt zu werden – ein ökonomisch allemal zu hinterfragendes Konzept, das die Abwassergebühren in die Höhe treibt. Noch tiefgreifender sind die ökologischen Folgen:
- Der Boden kann bei versiegelten Flächen kein Wasser mehr speichern und trocknet aus.
- Die Flächen heizen sich schneller auf, die Luft wird trockener, Staub wird nicht mehr gebunden.
- Das lokale Mikroklima verändert sich.
Versickerungsfähige Pflasterflächen schaffen Abhilfe
Versickerungsfähige Verkehrsflächen mit z.B. Pflasterklinkern wirken der Versiegelung von Bodenflächen entgegen und können Abwassergebühren und Kosten für Entwässerungslösungen deutlich senken.
Neben der Aufgabe, die Traglast des Verkehrs aufzunehmen, müssen
versickerungsfähige Verkehrsflächen die Bemessungsregenspende von 270
l/(s∙ha) dauerhaft in den Untergrund ableiten. Dazu sollten sowohl die
Oberbauschichten aus Klinkerpflasterdecke und Tragschicht als auch
Untergrund und Unterbau laut FGSV-
Die empfohlenen Werte für Infiltrationsbeiwert und Wasserdurchlässigkeit liegen hier deutlich höher als die Bemessungsregenspende, da die Versickerungsfähigkeit der Pflasterklinkerflächen durch Verschmutzung - insbesondere der Fugen - im Laufe der Jahre abnimmt.
Zum Schutz des Grundwassers dürfen versickerungsfähige Verkehrsflächen nur außerhalb von Wasserschutzgebieten, mit einem Mindestabstand zum Grundwasser von 2 m und in Bereichen mit begrenzter Verkehrsbelastung mit der Belastungsklasse Bk0,3 RStO angelegt werden. Unbedenklich ist dagegen die Verwendung für Geh- und Radwege sowie Parkflächen.
Auch für wenig befahrene Wohn- und Anliegerstraßen sowie für Park- und Stellplätze, Lade-, Umschlags- und Arbeitsflächen, auf denen nicht mit Wasser gefährdenden Stoffen gearbeitet wird, dürfen Sickerpflaster einsetzt werden. Im privaten Bereich können so gut wie alle Flächen versickerungsfähig angelegt werden. Taumittel dürfen auf versickerungsfähigen Verkehrsflächen nicht verwendet werden.
Bauweisen für Sickerpflaster
Zur Herstellung versickerungsfähiger Verkehrsflächen in Pflasterbauweise eignen sich normale, gefügedichte Pflasterklinker mit Normalfuge bzw. mit aufgeweiteter Fuge mit oder ohne angeformte Abstandshalter. Dem Klinker selbst wird in diesem Fall keine Drainleistung zugewiesen, sondern die gesamte Versickerung erfolgt über die Fuge. Entscheidend sind dabei der Fugenanteil und die Wahl eines geeigneten Materials für die Fugenfüllung.
Ergänzend dazu gibt es seit vielen Jahren Pflasterklinker mit Aussparungen (Bild rechts), die bei der Verlegung mit spezieller Gesteinskörnung gefüllt werden, durch die Niederschlagswasser ebenfalls bis in den Untergrund hinein versickern kann.
Klinkerpflaster mit aufgeweiteten Fugen
... sind für eine dauerhafte Versickerungsfähigkeit mit versickerungsfähig konzipierten Gesteinskörnungen zu verfüllen. Die Versickerungsleistung der Pflasterdecke wird maßgeblich von der Wasserdurchlässigkeit der Gesteinskörnung in den Fugen und Sickeröffnungen bestimmt, da nur hier das Oberflächenwasser in die Befestigung einsickern kann.
Der geforderte Durchlässigkeitsbeiwert der Pflasterdecke von kf ≥ 5∙10-5 m/s bzw. ki ≥ 3∙10-5 m/s kann nur durch die Verwendung speziell versickerungsfähig konzipierter Gesteinskörnungen als Bettungs- und Fugenmaterial erreicht werden. Dabei handelt es sich um gebrochene Gesteinskörnungen 1/3, 2/4 oder 2/5. Die Wahl des Bettungs- und Fugenmaterials für versickerungsfähige Pflasterflächen sollte damit vor allem unter dem Aspekt der Wasserdurchlässigkeit erfolgen.
Da sich bei Verwendung dieser Gesteinskörnungen nur eine verminderte Stabilität der Pflasterdecke erzielen lässt, muss eine geringe Verformungsbeständigkeit versickerungsfähiger Pflasterdecken hingenommen werden.
Pflasterklinker mit Aussparungen im oder am Stein
.... haben Löcher, Hohlräume oder Kammern als Sickeröffnungen. In der Regel wird ein Öffnungsanteil von mind. 10% erreicht. Hierzu gehören Rasenlochklinker, Dränpflasterklinker, Sternklinker und Pflasterklinker mit Sickerschächten. Die Öffnungen sind auch hier für eine dauerhafte Versickerungsfähigkeit mit versickerungsfähig konzipierten Gesteinskörnungen zu verfüllen.
Aufbau und Einbau
Zum Aufbau und Einbau von versickerungsfähigen Verkehrsflächen mit Pflasterklinkern gibt das Merkblatt M VV des FGSV konkrete Empfehlungen. Zu beachten ist neben den Anforderungen zur Belastungsklasse und Wasserdurchlässigkeit, dass der Untergrund bei versickerungsfähigen Verkehrsflächen mindestens 1 m mächtig sein muss, um die Filterung des eindringenden Niederschlagswassers zu gewährleisten. Auch die Filterstabilität der Schichten untereinander muss gegeben sein, so dass Wasserbewegungen innerhalb der Schichten nicht zu Schäden führen.
Ferner sollte das Gefälle der Verkehrsfläche nicht weniger als 1% und nicht mehr als 5% betragen, um die Versickerungsleistung zu unterstützen.
Als Tragschicht eignen sich wasserdurchlässige Schichten ohne Bindemittel. Ausgehend vom Planum kann eine Frostschutzschicht und darüber eine Kies- oder Schottertragschicht aufgebaut werden, die die Anforderungen an die Wasserdurchlässigkeit und Tragfähigkeit erfüllt.
Geringere Abwassergebühren
Für die Berechnung der Abwassergebühren von versickerungsfähigen Verkehrsflächen wird meist nur der halbe Oberflächenabfluss im Vergleich zur versiegelten Fläche zugrunde gelegt (Abflussbeiwert von Ψ = 0,3 bis 0,5). Für Starkregenereignisse ist eine zusätzliche Notentwässerung vorgeschrieben, die jedoch kleiner und günstiger dimensioniert werden kann. Im privaten Wohnungsbau sind keine zusätzlichen Entwässerungseinrichtungen erforderlich, das Oberflächenwasser kann auf die zum Grundstück gehörenden Grünflächen (z.B. in Mulden) abgeleitet werden.
Weitere Informationen über Pflasterklinker finden sich in der aktuellen Broschüre „Klinkerpflaster - Technische Informationen“, die sich kostenlos per E-Mail an Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker anfordern und via pflasterklinker.de > Service > Broschüren downloaden downloaden lässt (direkter PDF-Download).
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Schutz- und Dränbahnen: Neue Delta-Terraxx-Version von Dörken besonders druckbelastbar (8.8.2022)
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- Grünmuldenstein bringt Flächenersparnis (26.11.2009)
siehe zudem:
- Außenbeläge und Entwässerung im GaLaBau-Magazin bei BAULINKS.de
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