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Wohnungslüftung mit WRG: Nachfolgestudie belegt Potenzial für Heizenergieeinsparungen

(8.8.2023) Die vor einem Jahr im Auftrag des Bundesverbandes für Wohnungslüftung e.V. (VfW) veröffentlichte „Äquivalenzstudie“ des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden (ITG) (siehe Baulinks-Beitrag vom 23.8.2022) hatte das hohe Energieeinsparpotential von Wohnraumlüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung (WRG) aufgezeigt. Diese Technologie hat sich zu einem entscheidenden Faktor für die Wärmewende in Deutschland entwickelt, das sie Lüftungswärmeverluste effizient vermeidet. Die nun veröffentliche Nachfolgestudie hat die beiden Faktoren Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit neuen Berechnungen analysiert, welche die Schlüsselrolle der Wohnraumlüftung zum Erreichen der Klimaziele nochmals untermauern.

Fensterlüftung vs. Lüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) im Neubau (Effizienzhaus 40) (Bild: VfW – Bundesverband für Wohnungslüftung e.V., Berlin) 

Laut Klimaschutzgesetz soll im Gebäudesektor bis 2030 eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 35 Mrd. t/a erreicht werden. Wenn es bis dahin gelingt, 10% des Gebäudebestands mit Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) auszustatten, könnte gemäß den Ergebnissen der ITG-Nachfolgestudie der CO2-Ausstoss durch die WRG um mehr als 5% vermindert werden. Dafür wären bis 2030 in rund 500.000 Wohnungen pro Jahr eine Lüftung mit WRG zu installieren, während der jährliche Ausstattungsgrad bei 100.000 Wohnungen liegt (Tendenz 2023 fallend), gleichbedeutend mit jeder dritten Wohnung im Neubau. Die ITG-Studie erweitert nun den Zeithorizont bis 2045 und auf einen 45%igen Ausstattungsgrad des Gebäudebestands. Der umweltschonende Einfluss der Wohnraumlüftung steigt dabei deutlich an: 

  • es könnte bis zu 42.000 GW/a Endenergie eingespart werden;
  • der CO₂-Ausstoss würde sich um bis zu 11 Mio. t/a reduzieren und 
  • die Heizkosten fielen zwischen 3,4 und 5,7 Mrd. Euro geriger aus. 

Die eingesparte Energie entspräche dem Äquivalent der Erzeugung von zwei bis drei Kohlekraftwerksblöcken, was ausreichen würde, um beispielsweise zusätzlich bis zu 730.000 Wärmepumpen zu betreiben oder 2,2 bis 3,1 Millionen Elektro-Autos zu fahren.

Allerdings mahnt der VfW, dass diese Einsparszenarien nur bei entsprechenden politischen Weichenstellungen erreichbar sind. Dazu müsste … 

  • erstns die WRG bei der Konzeptionierung von energieeffizienten und schadstofffreien Gebäuden – also etwa bei der aktuell diskutierten Novelle des GEG – stärker berücksichtigt werden,
  • zweitens die Abwärmenutzung durch WRG mit der Nutzung von regenerativer Energie energetisch gleichstellt sein und
  • drittens eine attraktivere Förderung für Lüftungssysteme mit WRG sowohl im Neubau wie in der Sanierung erfolgen.

Ralf Lottes, Geschäftsführer des VfW, ergänzt in diesem Zusammenhang: „Wir halten es für eine verpasste Gelegenheit für die Wärmewende, dass im GEG-Entwurf die Lüftung mit Wärmerückgewinnung nicht behandelt wird. Zur Zielerreichung müssen alle in der Praxis hilfreichen Optionen auch tatsächlich genutzt werden. Daher hält es der VfW für unerlässlich, auch die vermeidbaren Lüftungswärmeverluste der durch Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung gewonnenen Wärme jetzt im GEG zu adressieren bzw. zu reduzieren.“ 

In diesem Kontext noch eine interessante Zahl: Bei den marktführenden Systemen lassen sich im Neubau die Treibhausgase sowie der Primär- und Endenergieeinsatz der Heizung jeweils um bis zu 69% gegenüber der Fensterlüftung reduzieren. Die hohe Relevanz einer Lüftung mit WRG ist somit eindeutig belegt.

Auch die Nachhaltigkeit der Technologie nimmt die ITG-Studie unter die Lupe, zumal bei hocheffizienten Gebäuden zunehmend geeignete Anforderungskennwerte und die Ökobilanzierung in den Fokus rücken. Diverse Studien haben gezeigt, dass die Wahl des Lüftungssystems oder das Material der Lüftungsleitungen eine untergeordnete Rolle spielen. Entscheidend ist vielmehr die grundsätzliche Entscheidung des Bauherrn für das System einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Sie beeinflusst maßgeblich die Reduzierung der Heizkosten. Damit spielen Lüftungssysteme mit WRG bei der Ökobilanzierung eines Gebäudes eine Schlüsselrolle und sind aus dem Kanon der Energiesparmaßnahmen nicht mehr wegzudenken.  

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