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Vom Reststoff zum Rohstoff: Chemisches Recycling macht Spanplatten kreislauffähig

(14.10.2025) Ein neu entwickeltes Verfahren des Fraunhofer IAP ermöglicht erstmals die Herstellung von Spanplatten aus 100 % Altholz – ohne Zusatz neuer Späne oder Klebstoffe. Das Projekt ReSpan zeigt, wie Möbel- und Bauplatten künftig vollständig im Kreislauf geführt werden können.

Das Fraunhofer IAP entwickelte ein Verfahren, mit dem sich ausgediente Holzspanwerkstoffe zu 100 % wiederverwerten lassen. Recyclingspanplatten werden zu einem Demonstrationsmöbel montiert. (Bild: Clemens Richter) 

Chemisches Recycling statt Verbrennung

Spanplatten zählen zu den meistverwendeten Holzwerkstoffen in Möbelindustrie und Bauwesen. Ihr Lebensende führte bislang fast ausschließlich in die thermische Verwertung. Mit dem vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) entwickelten Verfahren lassen sich gebrauchte Holzspanwerkstoffe nun vollständig wiederverwenden.

„Wir nehmen Holz gebrauchter Möbel oder Bauteile, das zerkleinert wurde, behandeln es in einem neuartigen Prozess mit einem eigens entwickelten Recyclingagenz und pressen daraus neue, formstabile Platten”, erklärt Projektleiter Dr. Mathias Köhler vom Fraunhofer IAP. Das Verfahren löst den ursprünglich eingesetzten Harz-Klebstoff teilweise und reaktiviert ihn gezielt. Rund 95 % des eingesetzten Recyclingagenz können zurückgewonnen und mehrfach verwendet werden.

Recyclingmasse ist der Ausgangsstoff für das Pressen neuer, formstabiler Spanplatten auf herkömmlichen Anlagen. (Bild: Clemens Richter) 

Vom Labor in den Technikumsmaßstab

Im Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und ­-verarbeitung (PAZ) wurden die Arbeiten in den Technikumsmaßstab übertragen. Die daraus gewonnene Recyclingmasse lässt sich auf konventionellen Anlagen zu Spanplatten verarbeiten.

Zur Praxistauglichkeit fertigte die System 180 GmbH einen Möbeldemonstrator aus den Platten. Emissionsmessungen führte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) durch. Die PreZero Holz GmbH untersuchte Sortierstrategien und Wirtschaftlichkeit, während die Pfeifer Holz Lauterbach GmbH ihre industrielle Erfahrung beratend einbrachte.

„Der Einsatz von Werkstoffplatten aus recycelten Hölzern könnte künftig nicht nur ökologisch, sondern auch ästhetisch ein Gewinn sein”, betont Francesco Coccia, Leiter der Vermarktung bei der System 180 GmbH.

Bedarf an Partnern

Um das Verfahren in den industriellen Maßstab zu überführen, sucht das Konsortium weitere Partner aus den Bereichen Sortierung, Recycling, Harzproduktion, Holzverarbeitung und Möbelbau. Mathias Köhler hebt hervor: „Neben der Entwicklung von Materialien und Harzen sowie der Optimierung der Materialeigenschaften unterstützen wir Unternehmen auch bei der Einhaltung regulatorischer Anforderungen – etwa im Hinblick auf geringe Ausgasung, die Verbesserung der Brandeigenschaften oder die mechanische Belastbarkeit.”

Beitrag zur Kreislaufstrategie

Das Projekt ReSpan wurde über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert. „Wenn es gelingt, Altholz stofflich im Kreislauf zu halten, kann der Bedarf an Frischholz deutlich gesenkt und ein echter Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet werden”, erklärt Dr.-Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR.

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