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Altbaudecken-Sanierung im Holz-Beton-Verbund

(12.12.2007) Bis 2012 lässt die VBW Bauen und Wohnen GmbH, Bochum, die 29 Gebäude des Häuserdreiecks zwischen Parallelstraße, Grillparzerstraße und Gottfried-Keller-Straße komplett sanieren (siehe Google-Maps). Der viergeschossige Block um einen Innenhof, gebaut 1927 als ruhrgebietstypische Arbeiter- und Bergmannssiedlung, liegt verkehrsgünstig im Zentrum von Bochum in einem historisch gewachsenen Wohnumfeld nahe des Ruhrstadions.


TCC Topfloor, bei der die Decke durch 6 cm Aufbeton ertüchtigt wird. (Grafik aus dem Beitrag "Holzdecken sanieren: Wirtschaftliche Alternative durch Verbund" vom 3.10.2007)

Die Wohnungsbaugesellschaft investiert nun in höherwertigen Wohnraum mit zeitgemäßem Komfort. Den künftigen Mietern werden Tiefgaragen zur Verfügung stehen, die 171 Wohnungen erhalten neue Bäder und eine neue technische Infrastruktur. Die alten Holzbalkendecken werden dabei nicht ersetzt, sondern in einem ersten Bauabschnitt von zunächst 1.750 Quadratmetern mit dem bauaufsichtlich zugelassenen Holz-Beton-Verbund-System TCC Topfloor der com-ing VT GmbH ertüchtigt und auf ein modernes Schallschutzniveau gebracht: Auf dem alten Dielenboden rollen die Bauausführenden eine PE-Folie aus, bringen eine Lage Bewehrung auf und gießen die Fläche mit leichtverdichtendem Beton (LVB) Aaton von Cemex in einer Stärke von 6 bis 7 Zentimetern aus. Dabei muss der LVB - Güteklasse C25/30, Expositionsklasse XC4 XF1 XA1, Konsistenzklasse F6 - nicht gerüttelt, sondern nur durch Abtatschen entlüftet werden. In den Deckenbalken fixierte TCC-Spezialschrauben, ausgelegt auf die auftretenden Kräfte, verbinden die beiden Baustoffe und verhindern Verschiebungen zwischen den Schichten: Im Verbund entsteht eine statisch steife Scheibe. Alle prüffähigen Nachweise, bestehend aus Statik, Schwingung, Brand- und Schallschutz, können mühelos erbracht werden (siehe auch Beitrag "Holzdecken sanieren: Wirtschaftliche Alternative durch Verbund" vom 3.10.2007).

Der leichtverdichtende Beton bildete eine derart glatte Oberfläche, dass der Bauherr entschied, auf einen zusätzlichen Estrich zu verzichten. Das Ergebnis ist eine sanierte Decke mit murmelglatter Oberfläche, die in ihrer Bauphysik und Optik an eine Neubaudecke und moderne Deckentragwerke heranreicht und sie in der Oberflächenqualität auch übertreffen kann. Für Holger Rupprecht, Mitglied der com-ing-Geschäftsleitung, ist Aaton die Referenzlösung - ganz gleich wie der weitere Bodenaufbau aussehe.

Vor Beginn der Sanierungsarbeiten am "Projekt Parallelstraße" hatten Fachleute der Universität Bochum an einer Testfläche die Schallschutzeigenschaften der Wohnungstrenndecke in ihrem ursprünglichen und in ertüchtigtem Zustand gemessen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine derart sanierte Decke den technischen Vorschriften für eine Massivdecke im Wohnungsbau entspricht. Die Klinge + Gräbe Ingenieurgesellschaft für das Bauwesen mbH, Kamen, übernahm bei der Modernisierungsmaßnahme die statisch-technische Beratung. Bauingenieur Michael Gräbe: "Der Trittschall verbesserte sich - unter Berücksichtigung der im Objekt ausgeführten Deckenkonstruktion und bei einem aufgelegten Teppich - um 19 dB auf 38 dB, der Luftschall um 16 dB auf 66 dB. Die Holz-Beton-Verbund-Decke wird dem geforderten Brandschutz voll gerecht. Ihr Systemsteifigkeitswert steigt ca. um den Faktor 10, die Traglasterweiterung um den Faktor 2 bis 3."


Altbaudeckenertüchtigung mit Holz-Beton-Verbund-System: Auf die alten Dielen werden eine Folie und eine Lage Bewehrung aufgebracht, Spezialschrauben (eine hier unter der Lupe) verbinden die beiden Baustoffe zu einer statisch steifen Scheibe.

Bis zum Frühjahr 2008 werden die ausführenden Bauunternehmen die Deckenflächen im ersten Bauabschnitt sanieren. Pro Wohnung bringen die Mitarbeiter eines Estrichunternehmens in zwei Stunden 16 bis 20 Kubikmeter Aaton ein, geliefert aus dem Transportbetonwerk Essen-Kray der Cemex Deutschland AG. Da die Betonageabschnitte klein sind und die Baustelle in der Innenstadt liegt, setzt Cemex statt einer Autobetonpumpe eine FuX-L4 Concrete ein, um den Baustoff die etwa 40 Meter zum Einbauort zu befördern. Die kompakte 300-Kilo-Pumpe wird am Heck des Transportbetonmischers angekoppelt und über dessen Fahrzeughydraulik betrieben.

Da die Aufbetonschicht insgesamt nur bis zu schlanke 7 Zentimeter stark ist, beschränken die Baustoffexperten das Größtkorn auf 8 Millimeter. Michael Dost, Betontechnologe im Bereich Nord-West der Cemex Deutschland AG, hat die Rezeptur des Aaton eingestellt und überwacht die Baustelle für den Betonlieferanten: "In einem Holz-Beton-Verbund sollte der Beton möglichst schwindarm und gut pumpfähig sein. Bei dieser Schraubenverbundbauweise gilt, je schwindärmer der Beton, desto weniger Schrauben sind nötig und desto wirtschaftlicher die Sanierung. Unser Spezialbeton Aaton aqua, entwickelt für wasserundurchlässige Bauteile, ist noch schwindärmer als Aaton basic und war hier deshalb der Baustoff erster Wahl. Weil in den einzelnen Räumen Gefälle von bis zu 3 Zentimetern auszugleichen sind, stellen wir das Ausbreitmaß auf 630 bis 680 Millimeter ein und gehen nicht bis an die Grenzen der F6-Konsistenz."

Klaus Weber vom Cemex-Vertrieb, Gebiet Rhein-Ruhr, ist überzeugt, dass es gerade im Ruhrgebiet bei der Deckenertüchtigung im Altbau einen großen Bedarf gibt. "Bisher hat unser Spezialbaustoff Aaton im Wohnungsbau vor allem in Bodenplatten und im Industriebau sein Potenzial gezeigt, auch mit Stahlfaserzugabe unter dem Namen faton. Die Deckensanierung mit Holz-Beton-Verbund ist eine interessante neue Anwendung, und wir bieten dem Kunden ein Gesamtpaket aus betontechnologischer Vorbereitung, effizienter Betonförderung und individueller Beratung."

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