Fluchttreppen in öffentlichen Bauten: Sicherheit ist Pflicht, nicht Kür
(18.5.2007) Nicht
erst durch die Stiftung Warentest ist bekannt, dass Treppen ein
Sicherheitsrisiko darstellen können. Während Schneelasten auf dem Dach nur zur
kalten Jahreszeit potenziell gefährlich werden, sieht dies bei den Steighilfen
schon anders aus. Obwohl einschlägige Vorschriften wie die DIN-Norm 18065
Maßregeln und Hauptmaße für Gebäudetreppen festlegen, entspricht längst nicht
jede Treppe den Empfehlungen der Experten.
Oft sind zu geringe Stufentiefen das Problem. Nötig wären mindestens 26 Zentimeter, um einen sicheren Tritt auch bei schneller Bewegung zu gewährleisten, beispielsweise im Falle einer Evakuierung. So belegen denn auch Untersuchungen und Statistiken, dass Sturzunfälle zu den häufigsten Schadensfällen überhaupt zählen. Nicht ohne Grund macht der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften mit seiner Kampagne "Sicherer Auftritt" auf das prekäre Thema aufmerksam.
Vielen Fluchttreppen mangelt es an den drei Haupteigenschaften:
- stabil,
- breit und
- rutschhemmend
... sind die typisierenden Kriterien für eine sichere Treppe. Uwe Moritz vom Treppenspezialisten Graepel spricht für die Branche: "Die Treppenhersteller haben sich der Herausforderung gestellt und bieten erprobte Lösungen für innen und außen an - nur müssen sie bei der Objektplanung auch berücksichtigt und eingebaut werden."

Gesickte Profile für den Außenbereich
Als Beispiel führt er die Lösung für den Außenbereich der Artland Arena in Quakenbrück an (Bild). Die rund 3000 Zuschauer fassende Mehrzweckhalle ist Heimspielstätte der "Artland Dragons", dem ortsansässigen Basketballteam. Installiert wurden insgesamt vier Treppenanlagen aus feuerverzinktem Stahlblech, die als kombinierte Zugangs- und Fluchttreppen für die Tribünen dienen. Eine Mischung aus stimmigem Design, großer Sicherheit und gebotener Funktionalität zeichnet die gewählte Lösung aus. Für die Stufen und Podeste kommen Roste mit nach oben ausgestanzten und nach unten gesickten Löchern zum Einsatz (Bild oben). So lässt sich eine hohe Rutschhemmung bei gleichzeitig guter Drainagewirkung durch den großzügigen Querschnitt erzielen. Dieser Ansatz bringt auch Vorteile für Stahlbau und Statik: Die Treppe ist leichter, träg aber trotzdem höhere Punktlasten als alternative Lösungen. Mit drei Millimetern Höhe ist die Aufprofilierung kaum bemerkbar, so dass dem Betrachter eine harmonische Oberflächenoptik geboten wird. Herbstliches Laub, durch profiliertes Schuhwerk aufgetragen, mindert die Rutschhemmung nicht. Die Reinigung ist unproblematisch.
Kegelprofile für Innentreppen
Lösungen
wie diese - nur eben eleganter - sind auch für den Innenbereich erhältlich. Wer
bei der Ausstattung der Treppen(häuser) auf Nummer Sicher gehen will, wählt
Trittstufen und Podeste mit integrierter Rutschhemmung im Blech. Eine feine
Prägung in der Metalloberfläche beugt dem klassischen Ausrutscher auch im
Normalbetrieb vor. Der Eindruck einer Unfallverhütungsmaßnahme entsteht nicht,
ganz im Gegenteil: Die fein strukturierte Oberfläche verleiht der Treppe das
besondere Etwas und macht sie zum architektonischen Highlight. Führende
Architekten haben diese Lösung bereits vielfach eingesetzt, beispielsweise im
Bonner Posttower.
siehe auch für weitere Informationen:
- 21 m hohe Spindeltreppe als vom Brandschutz geforderte Fluchttreppe (4.12.2017)
- „4x4 der Bauchemie“ 1/2011 thematisiert Treppenkonstruktionen im Außenbereich (23.5.2011)
- Angstfreie Fluchttreppen (16.4.2009)
- Rutschhemmung von Bodenbelägen untersucht (20.11.2007)
- Systemboden halbiert Verlegezeit (23.7.2007)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Treppengeländer als Heizkörper - Heizkörper als Treppengeländer (4.5.2007)
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