Schwimmbäder fachgerecht planen und bauen
(17.1.2012) Die fachgerechte Planung und Errichtung von Schwimmbädern war Thema des siebten Planer- und Sachverständigenseminars der Sopro ProfiAkademie Ende November 2011 in Wiesbaden. Die eintägige Veranstaltung vermittelte neue interessante Erkenntnisse zum Bau von Schwimmbädern und Wellnessbereichen. Sie zeigte die Zusammenhänge der Wasseraufbereitung im Hinblick auf Algen- und Pilzbildung sowie die Ursachen für Ausblühungen und Ablagerungen im Becken auf und thematisierte die Vorteile von keramischen Belägen gegenüber anderen Baustoffen im Schwimmbadbau. Anhand von Erfahrungsberichten gab es außerdem aus der Sicht von Planern, Sachverständigen und einem Betreiber öffentlicher Bäder Hinweise zu baulichen Schadensvermeidungen sowie dem rechtzeitigen Erkennen und Beheben von Schäden. Darüber hinaus wurde aufgezeigt, wie in Schwimmbädern fachgerecht abgedichtet und eine Schwimmbadsanierung unter straffen Zeitvorgaben geplant und durchgeführt werden kann.
Schwimmbäder und Wellnessbereiche stehen mehr denn je im Fokus unserer Zeit. Ganz egal, ob öffentliche Bäder oder privat genutzte Schwimmbecken, in beiden Fällen handelt es sich um anspruchsvolle Bauvorhaben. Bauvorhaben, bei denen sich kleinste Fehler in der Planung sowie in der Ausführung schnell bemerkbar machen und allzu oft teure Reklamationen zur Folge haben.
Was bei der
Bädersanierung, ihrer Planung und Ausführung sowie während des
Betriebs aus Sicht eines Bauherrn und Betreibers zu beachten ist,
stellte Dipl.-Volkswirt Robert Grammelspacher, Betriebsleiter der
Regio Bäder GmbH
aus Freiburg anschaulich dar. Anhand von drei
Beispielen aus seiner Stadt verdeutlichte er, dass es sich bei
Bädersanierungen nicht nur um eins-zu-eins Sanierungsmaßnahmen
handelt, sondern damit immer auch eine höhere Attraktivität und
Benutzerfreundlichkeit der Einrichtungen angestrebt wird. Dass es
trotz genauer Planung und gut koordinierter Zusammenarbeit aller
Beteiligten einschließlich der Bäderleitung auch bei der Sanierung
wieder zu Mängeln kommen kann, auch das zeigten seine Beispiele:
Als eine der häufigsten Ursachen dafür nannte Grammelspacher ein
zu wenig berücksichtigter Wasserfluss aber auch eine falsche
Bauzeitplanung.
Für Dr. Dirk P. Dygutsch, Geschäftsführer
der
Dr. Nüsken Chemie GmbH und Mitglied im Kuratorium Reinigung
der Deutschen
Gesellschaft für das Badewesen (Essen), kommt es
häufig zu Schäden, weil der „Wasserqualität“ beim Schwimmbadbau zu
wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Viele Schäden sind durch das
Badewasser bedingt oder werden durch falsche Reiniger und
Reinigung verursacht“, stellte der Chemiker dar. Seine Empfehlung:
Sich bereits bei der Planung und dem Einbau Kenntnisse zu
verschaffen über ...
- Materialien,
- potentielle Verschmutzungen,
- die Zusammensetzung von Leitungs- und Beckenwasser sowie
- die Verträglichkeit von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln.
„Nur so können Materialien über einen langen Zeitraum hinweg bei gleichzeitig höchstmöglicher Hygiene erhalten werden“, meinte der Reinigungsexperte. Bei Sanierungen sollten zur Feststellung der Schadensursache daher in jedem Fall auch die Parameter des Wassers festgestellt werden, empfahl er. Und zum Thema Reinigungsmittel sollte in jedem Fall die Liste der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, die unter Mitwirkung von Fachleuten aus den Bereichen Reinigung und Baumaterialien sowie Betreibern von Schwimmbädern erstellt wurde, berücksichtigt werden: „Sie benennt ausschließlich auf ihre Materialverträglichkeit geprüfte Reiniger“, so Dr. Dygutsch.
Die Fliese im Fluss des Wassers
Die Eignung keramischer Beläge und ihre Rutschsicherheit in den unterschiedlichen Schwimmbadbereichen - von der Trockenzone bis zur Unterwassertreppe - waren das Thema von Robert Hofmann. Der staatlich geprüfte Bautechniker bei der Agrob Buchtal GmbH erläuterte, was es mit Materialeignungen und Eignungsprüfungen auf sich hat. Aus seiner Kenntnis sei im Schwimmbadbau der Keramik in jedem Fall den Vorzug zu geben: „Alleine schon die Farbe im Becken spricht für Keramik gegenüber etwa einer Edelstahl-Auskleidung“, sagte Hofmann. In seinen Ausführungen machte er zudem deutlich, dass der Markt mittlerweile diverse Lösungen für Konstruktionsdetails bietet.
Univ.
Prof. Dr.-Ing. Karsten Ulrich Tichelmann,
Institut für
Tragwerksentwicklung und Bauphysik der TU Darmstadt, ging der
Frage nach, ob keramische Beläge im Schwimmbadbau noch zeitgemäß
seien und warum es immer wieder zu Schäden komme: „An dem zwischen
1924 bis 1936 zunächst als Privatswimmingpool errichteten
„Neptune
Pool“ im weltberühmten Hearst Castle können wir viel lernen, was
funktioniert und was nicht“, meinte Tichelmann. Als
Sachverständiger hatte er zwischen 1998 und 2009 75 Bäder
begutachtet und ihre Schadensbilder ausgewertet. Dabei hat er
festgestellt, dass es eine Korrelation gibt zwischen
- Schäden,
- Anwendung und
- Verarbeitung.
„Es ist immer auch eine Frage der Zeit, um eine sichere Konstruktion zu bekommen“, so Tichelmann. Selbst beim Ein- und Ablassen des Wassers müsse der Faktor Zeit genau berücksichtigt werden.
Einen ganz zentralen Aspekt des Bäderbaus beleuchteten Dipl.-Ing. (FH) Björn Rosenau und Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Kammerer, Mitarbeiter der Sopro Objektberatung, mit ihren Ausführungen zum Thema „Verbundsystem Abdichtung/Fliese - konzeptionelle Planung und Umsetzung“. Sie machten zum einen deutlich, warum eine fachgerechte Abdichtung so wichtig ist, zum anderen aber auch, welch zahlreiche Arbeitsschritte und unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Materialien - von der richtigen Untergrundvorbereitung über Abdichtung und Verlegung bis zur Verfugung der Beläge, notwendig sind, um vom Rohbau bis zur perfekt bekleideten Oberfläche zu kommen. Besonderes Augenmerk legten sie auf die fachgerechte Ausbildung der Details, wie Durchdringungen, Bodenabläufe u. ä.
Auf eine Zeitreise durchs „Abenteuerland Fliesen“ nahm Dipl.-Ing. Wolfgang Scheibenpflug vom Planteam Ruhr Gelsenkirchen, die Zuhörer mit. Anhand seiner ein viertel Jahrhundert dauernden „Liebesbeziehung“ zur Fliese stellte er die Wandlung der Bäder von sportlich funktionalen „Schuhschachteln“ über „Spaßbäder“ bis hin zu den seit 2005 wieder kommenden „Sportbädern“ dar. Dabei ist er sich ganz sicher: „Auch bei der Rückkehr zum Sportbad bleibt uns die moderne Fliese erhalten!“.

Last but not least führte Dipl.-Ing. (FH) Heiko Gastaldello, Mitarbeiter der Sopro Objektberatung, in seinem Schlussvortrag zum Thema „Generalstabsmäßige Planung und Ausführung einer Schwimmbadsanierung“ an einem konkreten Beispiel vor Augen, wie wichtig eine realistische Bauzeitplanung, ein konsequentes Miteinander aller Beteiligten sowie eine sach- und fachgerechte Ausführung sind, damit eine Schwimmbadsanierung unter straffen Zeitvorgaben geplant und mit einem perfekten Ergebnis durchgeführt werden kann. Als Moderator führte Dipl.-Ing. Mario Sommer, Leiter der Sopro Architekten- und Objektberatung, die Seminarteilnehmer durch die eintägige Veranstaltung.
Weitere
Informationen zur Verlegung von Fliesen - speziell auch in Schwimmbändern - können per
E-Mail an Sopro angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- Schwimmbad, Abdichten und Fliesen auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Schwimmbad, Bauwerksabdichtung, Fliesen, Bodenbeläge, Fußboden, Innenausbau bei Baubuch / Amazon.de
siehe zudem:
- Verlegewerkstoffe, Abdichten, Fliesen und Schwimmbad auf Baulinks
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