Schwebende Lichtflügel in Leichtbauweise vor'm Bahnhof in Hamburg-Barmbek
(3.8.2012; upgedatet am 12.7.2013 mit aktuellen Fotos) Der Zahn der Zeit und die Vielzahl der Passagiere haben am Bahnhof im Hamburger Stadtteil Barmbek ihre Spuren hinterlassen. Eine stadträumliche Neuordnung und architektonische Aufwertung des Bahnhofsgeländes wurde nötig (siehe Google-Maps).
2004 lobten die Stadt Hamburg und die Hamburger Hochbahn AG einen Wettbewerb aus, den ein Planungsteam unter Federführung des Architekturbüros ap plan mory osterwalder vielmo gewann - mit der Vision einer neuen architektonischen und stadträumlichen Qualität im Barmbeker Bahnhofskomplex und dessen Umfeld.
Das Konzept sieht feinfühlige Eingriffe in den Bahnhofsgrundkörper und die Bahnhofsmauer vor. Die Schalterhallen West und Ost erhalten neue Zugangsbauwerke und werden städtebauliches Bindeglied zwischen den nördlichen und südlichen Stadtquartieren. Ein Neubauteil mit einer Klinkerwand auf der Südseite des Bahnhofs, analog zum historischen Vorbild auf der Nordseite gestaltet, verbindet die Eingänge architektonisch miteinander. So entsteht ein einheitliches Erscheinungsbild des Gebäudes.
Beidseits des Bahnhofs (Bild) werden über den Bussteigen Umsteigedächer mit integrierter Beleuchtung neu gebaut. Das neue Erschließungssystem optimiert die Vernetzung zwischen den Verkehrsträgern Bahn und Bus sowie Taxi und Fahrradstationen - für einen Bahnhof der kurzen Wege.
Himmel aus Folienkissen
Neue, langgestreckte Dächer über den Umsteigebereichen sorgen dafür, dass die Fahrgäste entspannt zu den Bussen des Hamburger ÖPNV gelangen - witterungsgeschützt und auf hell ausgeleuchteten Wegen auch bei Nacht. Die hoch installierten Dächer sind komplett aus Stahl und Folie gefertigt. Sie bestehen aus Y-förmigen Stützen im Abstand von 15 Metern und darauf aufliegenden Flügeln mit integrierter Kissenfüllung.
Die Y-Stützen werden aus dickwandigem Rundrohr, Y-förmigen Gussknoten sowie zwei Armen aus konischen Rundrohren gefertigt. Sie gründen - mit speziellen Fußpunkten eingespannt - auf Betonpfählen. Die 15 Meter langen und 8,5 Meter breiten Flügel bestehen aus ...
- einem mittigen Rinnenträger,
- zwei Randträgern sowie
- im Abstand von 2,5 Metern dazwischengeschweißten Flügelträgern, die ein Subbraster ergeben.
Die Felder zwischen den unterschiedlich steil geneigten Flügelträgern sind mit weißen ETFE-Folienkissen gefüllt. formTL setzt mit Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) auf eine weichmacherfreie, beständige Kunststofffolie, die nur 600 g/m² wiegt. Das transluzente Material lässt 40 Prozent des sichtbaren Lichtspektrums passieren und wirft tagsüber einen angenehmen Schatten.
Die in die Randträger der Stahl-Konstruktion integrierten Leuchtstoffröhren sind unsichtbar, sorgen aber nachts für eine sanfte Helligkeit entlang der Bushaltestellen, die Sicherheit vermittelt. Die Leuchten sind entweder direkt oder über Klappen von außen zugänglich. Alle Medienleitungen aus Edelstahl werden unsichtbar im Tragwerk geführt.
Bis Ende 2011 wurden im Süden des Bahnhofs ein 55 Meter langes Dachteil sowie ein weiteres von 115 Metern Länge realisiert. Im Frühjahr 2012 starteten die Arbeiten auf der Nordseite des Bahnhofs für weitere 265 Meter Stahl-Folien-Dach.
Bautafel:
- Bauherr: Hamburger Hochbahn AG
- Architekten: ap plan mory osterwalder vielmo gmbh
- Planungsteam Wettbewerb:
- ap plan mory osterwalder vielmo gmbh
- formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh
- Weidinger Landschaftsarchitekten
- Verkehrsplaner Hans-Peter Henes
- Tragwerksplaner Dachkonstruktion Busbahnhof LPH 1-8: formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh
- Fotos von den fertiggestellten Lichtflügeln: ARCHIMAGE, Meike Hansen
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siehe zudem:
- Leichtbau, Außenleuchten und Public Design auf Baulinks
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