Folienkissen ergänzen historische Gleisüberdachung in Salzburg
(4.12.2013) Der Hauptbahnhof Salzburg verband schon bei seiner Eröffnung 1860 zwei Staaten miteinander: Das König- und Kaiserreich Österreich-Ungarn und Bayern (siehe auch Google-Maps). Mehrfach erweitert, war er über 100 Jahre lang ein kombinierter Durchgangs- und Kopfbahnhof. Im Zuge des Ausbaus des transeuropäischen Streckennetzes wandelte die ÖBB Infrastruktur Bau AG den Hauptbahnhof seit Ende 2008 in einen Durchgangsbahnhof um, den im Durchschnitt täglich 25.000 Fahrgäste nutzen. Dabei blieben das historische Empfangsgebäude und die stählernen Spannbögen über den Gleisen erhalten.
Durch den Bau zusätzlicher Gleise war die Erweiterung der Überdachung notwendig. In einer internationalen Ausschreibung setzten sich die Architekten Kada Wittfeld durch. Der Entwurf ergänzt die drei historischen und 2009 restaurierten Stahldächer durch zwei rund 300 Meter lange Dachkonstruktionen aus pneumatisch unterstützten Folienkissen. Für die Projektierung, Berechnung und Installation der filigranen Konstruktion zeichnete die Ceno Membrane Technology aus Greven verantwortlich. Die Installation erfolgte in zwei Schritten in den Jahren 2012 und 2013.
Geringes Flächengewicht erlaubt neue Formensprache
Die beiden textilen Dachflächen überspannen eine Grundfläche von rund 6.000 m². Sie bestehen aus insgesamt 161 dreilagigen, Druckluft-unterstützten Folienkissen-Elementen. Quer zu den Gleisen montiert erreichen die gewölbten Kissen in der Breite bis zu 4,5 Meter und eine Länge von bis zu 24 Metern. Die von der Siegsdorfer Nowofol Kunststoffprodukte GmbH & Co. KG extrudierten Nowoflon ET 6235Z Folien für den Hauptbahnhof Salzburg sind lediglich 250 bis 300 Mikrometer dünn und hochtransparent. Das Flächengewicht beträgt nur ca. ein Zwanzigstel dessen von Glas. Das ermöglicht sehr filigrane Konstruktionen und eröffnet neue Freiheitsgrade in der architektonischen Formensprache. Ceno Membrane Technology konfektioniert die Folien mit Hilfe kontinuierlicher Wärmeimpuls-Schweißverfahren und spannt sie in individuell konstruierte Aluminiumrahmen ein.
Aus Dyneon ETFE (Ethylen-Tetrafluorethylen) extrudierte Folien haben eine niedrigenergetische Oberfläche. Damit reicht in den meisten Fällen ein normaler Regenschauer, der den Schmutz herunter wäscht. Das reduziert die Unterhaltskosten. Der Werkstoff Dyneon ETFE ist chemisch nahezu universell beständig und erfüllt die Brandklasse B1 nach DIN 4102. Die hochtransparenten Folien lassen mehr als 90% des sichtbaren Lichtspektrums passieren. Je nach Anwendung können die aus Dyneon ETFE hergestellten Nowoflon ET 6235Z Folien in fast allen RAL-Tönen und in verschiedensten Stärken produziert werden. Die bemerkenswert zugfesten Folien benötigen weder Weichmacher noch Stabilisatoren und sollen über Jahrzehnte ihre Eigenschaften behalten. Die Folien aus dem Hochleistungspolymer Dyneon ETFE wurden in den 1980er Jahren entwickelt und begründeten die moderne Folienarchitektur. Sie bewähren sich seit ihrer Markteinführung in allen Klimazonen als extrem dauerhaft und beständig.
Weitere Informationen zu Folienkissen für Dachkonstruktionen können per E-Mail an Dyneon angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Dyneon, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von 3M
- ÖBB Infrastruktur Bau AG
- Light-Light-Roof: Ressourcensparende Glas-Folien-Dächer in der UMSICHT-Entwicklung (7.4.2022)
- Sanierung eines Stücks innerdeutscher Geschichte mit PVC statt Polyester (22.6.2015)
- Großer DAI Preis für Baukultur 2014 geht an Gerhard Wittfeld (19.5.2014)
- Bericht von der Tagug „Fassade14“: Fassade und Sonderanforderungen (10.3.2014)
- „Rütlihaus“ mit lichter Dachkonstruktion behutsam modernisiert (4.12.2013)
- weitere Details...
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- Schwebende Lichtflügel in Leichtbauweise vor'm Bahnhof in Hamburg-Barmbek (3.8.2012)
- Aerofabríx: Textile Wärmedämmung zwischen Himmel und Erde (21.6.2009)
siehe zudem:
- Leichtbau im Ingenieurbau-Magazin und Dach-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher über Leichtbau bei Baubuch / Amazon.de