SpeedColl: beschleunigte Alterungstestverfahren für solarthermische Kollektoren
(15.8.2014) Für Projektentwickler, Planer und Investoren ist es von strategischer Bedeutung, dass thermische Solarkollektoren durch Hagel, Kälte, Hitze und/oder Sturm nicht zu Schaden kommen. Die diesbezügliche Qualität der Produkte und Komponenten ist besonders für die Erschließung neuer Märkte von großer Bedeutung. Um die deutsche Industrie hierbei zu unterstützen, entwickeln Wissenschaftler und Hersteller im Rahmen des Verbundprojektes „SpeedColl“ Tests zur Prüfung von Solarkollektoren und Komponenten unter extremen klimatischen Bedingungen. Erste Ergebnisse wurden im Rahmen des 24. Symposiums Thermische Solarenergie vom 7. bis 9. Mai 2014 in Bad Staffelstein vorgestellt.
Sonnenkollektoren sind die am stärksten belasteten Komponenten in solarthermischen Anlagen. Sie sind sehr hohen Temperaturen und je nach Standort auch extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. So bieten z.B. küstennahe und sonnenreiche Gebiete ein großes Potenzial für die Nutzung thermischer Solarenergie, gleichzeitig sind die Anlagen dort besonders hoher UV-Belastung, Feuchtigkeit und salzhaltiger Luft ausgesetzt. Die Folge: Die Solarkollektoren degradieren und altern hier schneller.
„Frühzeitig Forschung und Entwicklung zu betreiben, deren Ergebnisse die Alterungsbeständigkeit von Solarkollektoren und Komponenten sicherstellt, ist der Branche ein wichtiges Anliegen, bei dem wir sie unterstützen können“, so Karl-Anders Weiß, Gruppenleiter „Gebrauchsdaueranalyse“ am Fraunhofer ISE. Daher arbeitet das Fraunhofer ISE im Projekt „SpeedColl“ gemeinsam mit dem Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) der Universität Stuttgart sowie namhaften Kollektor- und Komponentenherstellern an der Entwicklung beschleunigter Alterungstests für Solarkollektoren und deren Komponenten.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Projekts werden reale Belastungsdaten, z.B. für Feuchte, UV-Strahlung, Temperatur- und Salzkonzentration, ermittelt. Dazu stehen neben Bewitterungsprüfungen im Labor reale Teststände ...
- auf der Zugspitze (alpines Klima),
- in Freiburg und Stuttgart (gemäßigtes Klima),
- auf Gran Canaria (maritimes Klima),
- in der Negev Wüste (arides - also trockenes / wüstenhaftes - Klima) und
- in Indien (tropisches Klima).
Anhand der ermittelten Daten entwickeln die Forscher Alterungstestverfahren, die Aussagen über die thermische Leistungsfähigkeit während der Lebensdauer der Kollektoren ermöglichen. Die Ergebnisse sollen außerdem als Grundlage für die Normungsarbeit dienen.
Dem Vernehmen nach erwiesen sich nach einem Jahr Freibewitterung die Tests auf Gran Canaria als besonders ergiebig. Dort ermittelten die Wissenschaftler des Fraunhofer ISE klimabedingt eine extreme Korrosionsbelastung, die Qualität der getesteten Solarkollektoren blieb jedoch nahezu konstant. „Das Klima auf Gran Canaria ist prädestiniert dafür, Kollektoren in einer der anspruchsvollsten Umgebungen zu prüfen. Anhand der gemessenen meteorologischen und materialspezifischen Daten lassen sich Prüfverfahren entwickeln, um Solarkollektoren frühzeitig auf ihre Eignung für sonnenreiche Gebiete mit Extremklimaten zu testen“, so Weiß. „Beispielsweise werden spezielle Salzsprüh- und angepasste UV-Tests entwickelt, welche die Prüflinge quasi im Zeitraffer den ermittelten Belastungen aussetzen und somit eine beschleunigte Degradation bewirken.“ Die Freibewitterung der Solarkollektoren und Komponenten soll im Rahmen des Projekts noch bis 2015 fortgeführt werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Forschungsprojekt SpeedColl: „thermische Solarkollektoren äußerst langlebig“ (24.2.2016)
- Kunststoffkollektoren ökologisch und ökonomisch deutlich besser (5.8.2015)
- Ratiotherm startet Produktion von solarthermischen Kollektoren (5.8.2015)
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- Technisches Handbuch von Kingspan-Solar: „Komplette gewerbliche solarthermische Lösungen“ (25.9.2013)
- T*SOL Pro mit erweiterter Wirtschaftlichkeitsprognose und Solarthermie-Renditerechner (20.9.2013)
- BINE-Fachbuch „Solare Wärme für große Gebäude und Wohnsiedlungen“ (29.7.2013)
- Höher, heißer, kälter, stürmischer - PV-Anlagen an ungewöhnlichen Orten (6.11.2012)
siehe zudem:
- Solarthermie bei Baulinks
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