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„Open With“-Fensterbrett vom Fraunhofer IVV auf dem Weg zur Marktreife

(17.8.2017) Wenn Fenster zum Lüften geöffnet werden sollen, stehen oft Hindernisse wie Blumentöpfe oder Dekorationsartikel im Weg, die erst abgeräumt und nach dem Lüften wieder hingeräumt werden müssen. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV hat vor diesem Hintergrund mit dem sich-mit-öffnenden „Open With“-Fensterbrett ein smartes Konzept entwickelt, das nun zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP zur Marktreife gebracht werden soll. Anders als übliche Fensterbretter bewegt sich das Fraunhofer-Fensterbrett beim Öffnen mit dem Fensterflügel. Die technische Umsetzung der Idee wurde zwischenzeitlich zum Patent angemeldet:

Beim Öffnen des Fensters schiebt sich das Fensterbrett über eine Führungsschiene zur Seite - ohne an der Laibung der Anschlagseite zu reiben. (alle Fotos © Fraunhofer IVV)

Zunächst wurde das Projekt am Fraunhofer IVV in der hauseigenen Werkstatt entwickelt. Dazu wurden zwei marktübliche Demonstratorfenster gekauft und in eine nachgeahmte Mauerlaibung eingesetzt. Die Wissenschaftler um Carolin Hauser wollten dabei sowohl eine Variante für den Neubau als auch eine zur Nachrüstung in Bestandsbauten erproben. Dabei war es ihnen wichtig, sich von den bisher patentierten Lösungen abzusetzen. „Bei der Patentrecherche zeigte sich, dass die Lösungen anderer Erfinder stets das Problem hatten, dass das Fensterbrett bei zunehmender Öffnung des Fensters an der Laibung der Anschlagseite rieb und diese Kante speziell - beispielsweise durch eine Blende - geschützt werden musste. Das wollten wir bei unserem Produkt unbedingt vermeiden“, erklärt Hauser.

Um den Prototyp des Fraunhofer IVV zu perfektionieren, wandte sich die Erfinderin an das Fraunhofer IBP, das sich schwerpunktmäßig mit allen Aspekten der Bauphysik und somit auch mit Fenstern als Teil der Gebäudefassade beschäftigt.

Das Fensterbrett ist direkt am Fensterrahmen angebracht. Verstärkte Kunststoffstreben bei Kunststofffenstern oder Metallschienen bei Holz- bzw. Aluminiumfenstern, welche waagerecht aus dem Fensterrahmen ragen, dienen als Halterung für das Fensterbrett. Zusätzlich ist das Fensterbrett über eine Führungsschiene mit dem Fensterflügel verbunden. Deren Funktionsprinzip beruht nicht nur auf Druck, wie bei herkömmlichen Schubladen, sondern auch auf Zug. Diese Schienenkonstruktion bewährt sich vor allem, um das Fensterbrett beim Öffnen des Fensters nach vorne und zur Seite ausfahren zu. Somit lässt sich das Fenster mit dem sich mitbewegenden Fensterbrett genauso weit öffnen wie herkömmliche Fenster - auch ein Kippen ist möglich. Eine Feder zieht das Ganze beim Schließen automatisch zurück.

Ansicht des Fensterbretts von unten auf die Führungsschienen.

Derzeit arbeiten die Wissenschaftler an einer Lösung, bei der das Fenster in verschiedenen Öffnungswinkeln einrastet und diese Positionen nur durch eine erhöhte Bedienkraft wieder verlässt. Dieser Mechanismus soll verhindern, dass das Fenster beispielsweise durch einen Windstoß unkontrolliert aufgedrückt oder zugeschlagen wird, was das Fenster selbst oder die Gegenstände auf dem Brett beschädigen könnte.

Das Fensterbrett kann somit in seiner kompletten Länge zum Abstellen von Blumentöpfen und anderen Utensilien verwendet werden. Bei einem Neueinbau müssen keine weiteren baulichen Maßnahmen getroffen werden und auch bereits bestehende Fenster könnten problemlos umgerüstet werden.

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