Eurobaustoff 2021: Ein Jahr der Sondereffekte
(6.3.2022) Eurobaustoff verzeichnete 2021 einen dynamischen Geschäftsverlauf: „Trotz aller Herausforderungen und Sondereffekte hat sich das Geschäft bei unseren Gesellschaftern im Zusammenspiel mit unserem kooperationseigenen Dienstleistungscampus in 2021 weiterhin sehr dynamisch entwickelt. Dabei hat sich auch im vergangenen Jahr unsere breit aufgestellte und mittelständisch geprägte Struktur im Baufachhandel mit 452 Gesellschaftern und 1605 Standorten als sehr robust erwiesen,“ teilte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Eurobaustoff-Geschäftsführung, zum Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2021 mit. Auch sei es gelungen, im zurückliegenden Geschäftsjahr weiter intensiv an zentralen Themen, wie zum Beispiel der Digitalisierung der Prozesse, zu arbeiten.
In Zahlen ausgedrückt weist die Eurobaustoff im Geschäftsjahr 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 einen Umsatzanstieg um 11,4% aus. Damit haben die Gesellschafter ein Einkaufsvolumen von 8,33 Mrd. Euro bei der Zentrale der Kooperation in Bad Nauheim abgerufen.
Umsatzanstieg preisbedingt
„2021 war nicht nur wegen der fortdauernden Pandemie ein Ausnahmejahr für uns, sondern auch, weil sich die - in diesem Ausmaß bisher nicht gekannten - Rohstoff- und Materialengpässe sowie die damit verbundenen in Teilen deutlichen Preissteigerungen wie ein roter Faden durch das Jahr zogen“, fasste Hartmut Möller, Geschäftsführer Gesellschafterbetreuung, Einkauf und Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz, zusammen. Auch für die Geschäfte in Österreich und die Schweiz sei ein ähnlicher Jahresverlauf zu verzeichnen, ergänzte Herr Möller.
„Sondereffekte, die dafür gesorgt haben, dass wir in 2021 sehr genau hinschauen müssen, woher das Wachstum kommt. Zusammenfassend lässt sich daher festhalten, dass der deutliche Umsatzanstieg in 2021 in erster Linie preisbedingt ist. Der Mengenabsatz hat sich im zurückliegenden Jahr dagegen weitestgehend konstant gezeigt“, führt Jörg Hoffmann, Geschäftsführer Finanzen, aus.
Unterschiedliche Geschäftsverläufe in den Warenbereichen
Einzelne Warenbereiche waren 2021 unterschiedlich von den Lieferengpässen und steigenden Preisen betroffen. Der Warenbereich Trockenbau/Dämmstoffe verzeichnete für 2021 ein Umsatzplus von knapp 21%. Dabei erzielten die einzelnen Segmente unterschiedliche Ergebnisse:
Im Trockenbau lösten sich die Lieferengpässe bei den Gipskartonplatten sowie Profilen im Jahresverlauf weitestgehend auf und parallel dazu stabilisierten sich die Preise auf einem hohen Niveau.
Im Dämmstoff-Segment bleibt dagegen die Lage durch erhebliche Kostensteigerungen und Versorgungsengpässe angespannt. Mit Blick auf den Absatz meldet der Dämmstoffbereich eine konstant positive Entwicklung.
Im Warenbereich Dach & Fassade/Baumetalle war das Geschäft in erster Linie von Preissteigerungen geprägt, die für ein Umsatzplus von insgesamt 11,7% im Jahresverlauf sorgten. Das gilt insbesondere für das Steildach-Segment, das sich aufgrund der Lieferengpässe in Summe leicht unter dem Vorjahr entwickelt. Der Bereich Flachdach verzeichnete zum Abschluss 2021 ein moderates einstelliges Plus.
Das Fliesen-Segment blickt mit einem Plus von 5,5% und damit einen weitestgehend stabilen Geschäftsverlauf auf 2021 zurück. Dabei war die Warenverfügbarkeit nach wie vor hoch. Hier verhinderte in erster Linie der Fachkräftemangel eine positive Mengenentwicklung.
Der Hochbau blieb in den wesentlichen Segmenten von massiven Preiserhöhungen verschont. Allerdings ergaben sich im Rohbau durch Materialengpässe bei Putzen sowie Wärmedämmverbundsystemen Störungen im Bauverlauf. Dennoch erwies sich der Hochbau mit einem Plus von 4,2% insgesamt als stabil.
Das Tiefbau- und Galabau-Segment erzielte 2021 ein Umsatzplus von 12,7%. Im Tiefbau war die Knappheit von Kunststoffprodukten ein großes Thema. Hier zeichnete sich erst gegen Jahresende eine Entspannung in der Versorgungssituation ab. Der Galabau verzeichnete im zurückliegenden Jahr insgesamt einen soliden Geschäftsverlauf.
Der Warenbereich Holz und Bauelemente meldet mit einem Plus von 21,4% den größten Umsatzsprung im abgelaufenen Geschäftsjahr: Während sich das Bauelemente-Geschäft mit einem Plus von 3,7% insgesamt konstant entwickelte, standen die konstruktiven Holzprodukte im vergangenen Jahr mit unkalkulierbaren Preissprünge und zum Teil mangelnden Verfügbarkeiten vor besonderen Herausforderungen, die unter dem Strich für einen Umsatzsprung von 38% sorgten.
Im Technischen Einkauf (plus 17,6%) bewegten sich die Energie- und Kraftstoffpreise im gesamten Jahresverlauf 2021 auf einem anhaltend hohen Niveau. Vor diesem Hintergrund bleibt die Energie- und Kraftstoffeffizienz über das vergangene Jahr hinaus der wichtigste Gegenspieler für Preissteigerungen. Ein Grund, warum die Umrüstung der Staplerflotten von fossilen Brennstoffen zu Elektroantrieben im Baufachhandel derzeit im Fokus steht.
„Der Einzelhandel hat im vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von 2,8 % erreicht. Hier können wir von anhaltenden Störungen der Lieferketten und hohen Frachtkosten für Waren aus Asien berichten, die zu Preissteigerungen in einigen Sortimenten geführt haben“, sagte Hartmut Möller, der Geschäftsführer Gesellschafterbetreuung, Einkauf und Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz. Ebenso habe sich die Frequenz in den Märkten im vergangenen Jahr wieder erhöht, sei aber noch nicht wieder auf dem „Vor-Corona-Niveau“.
Ausblick 2022
„Vor dem 24. Februar hätten wir aufgrund der insgesamt positiven baukonjunkturellen Rahmenbedingungen von guten Aussichten für unsere geschäftliche Entwicklung in 2022 gesprochen. Doch die unfassbaren und erschütternden Ereignisse in der Ukraine haben dafür gesorgt, dass auch wir in einer neuen Welt aufgewacht sind, dessen mittel- und langfristigen Auswirkungen sich für Europa, Deutschland und am Ende für die Baubranche in der momentanen Situation nicht einschätzen lassen. Für uns heißt es daher zunächst auf Sicht zu fahren“, sagt Dr. Eckard Kern.
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