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Autobahnen als Flächen zur Solarstromerzeugung geeignet

(6.5.2025) Ein Autobahnabschnitt beim Braunkohletagebau Garzweiler in NRW könnte sich als Leuchtturmprojekt für Solarautobahnen eignen. Für den Zweckverband Landfolge Garzweiler hat die Drees & Sommer SE eine Machbarkeitsstudie zur akzeptanzfördernden Kombination von Verkehrsinfrastruktur und Stromerzeugung erstellt.

Solarautobahnen können der Energiewende in Deutschland einen ordentlichen Schub verleihen. (Bild: Drees & Sommer SE) 

Deutschlandweit entfallen laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE 5% der Landesfläche auf Verkehrswege. Darin stecke ein Potenzial von 300 GW zusätzlicher PV-Leistung. Auf deutschen Dächern und Grundstücken waren im April 2024 PV-Anlagen mit insgesamt 81,5 GW installiert. Solarautobahnen sollen die Erzeugung von Solarstrom ermöglichen, ohne hierfür Dachflächen oder freie Flächen nutzen zu müssen.

„Die Trassen und Infrastrukturen von Autobahnen bieten teilweise gute Voraussetzungen, bisher ungenutzte Flächen für die Erzeugung regenerativer Energien auf Solarbasis zu verwenden. Dabei können Synergien zu Wind- und Lärmschutz entstehen”, so Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler.

Machbarkeitsstudie von Drees & Sommer 

Drees & Sommer hat mit einer im August 2024 fertiggestellten Machbarkeitsstudie rechtliche, technische und wirtschaftliche Aspekte des 24-Megawatt-Projektes auf der 30 km langen Strecke untersucht. Hierzu wurden u.a. Technologieauswahl, Umsetzungsfähigkeit und Rentabilität sowie mögliche Betreibermodelle und benötigte Zeithorizonte analysiert.

„Unsere Untersuchungen haben gezeigt, was für ein großes Potenzial Solarautobahnen für den Ausbau einer nachhaltigen Infrastruktur darstellen”, sagt Alexander Vorkoeper, Senior Consultant bei Drees & Sommer. 

Geplante Projekte

Den Plan für den Innovationspark Erneuerbare Energien hat der Zweckverband für die Zeit nach der Braunkohleverstromung vorgelegt. Im Rahmen eines Teilprojektes sind Solaranlagen an Böschungen entlang der Autobahn A44n und auf Lärmschutzwänden an der A46 vorgesehen. Auf einer Windschutzwand können PV-Module vertikal montiert werden.

Ziel des Projektes Innovationspark Erneuerbare Energien, ist der Aufbau eines großflächigen, integrierten Energiesystems zur Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Nutzung der erzeugten Energie in fünf Teilprojekten. Nebst Solarautobahn umfasst das System den Aufbau einer multifunktionalen Energielandschaft, das Energiekonzept für das interkommunale Gewerbegebiet Elsbachtal sowie für den geplanten Stadtteil Jüchen-Süd und auf Titzer Gebiet den „Green Energy Hub”.

In Ludwigsfelde südlich von Berlin plant die Stadtverwaltung ein Solardach über der Autobahn A10. Neben effizienter Flächennutzung bietet dies die Vorteile von Lärmreduktion und Schutz der Fahrbahn vor Hitze und Niederschlag sowie weitere Synergieeffekte.

Errichtete Testanlagen

Anlage PV-Dach

Im Oktober 2023 wurde in Baden-Württemberg eine Versuchsanlage eingeweiht. An der Rastanlage Hegau-Ost wurde ein 5,5 m hohes Dach aus Photovoltaik-Modulen über der Autobahn A81 errichtet. Das Fraunhofer-Institut untersucht hier mit Partnern die Leistungsfähigkeit der Testanlage. Analysiert werden Aspekte wie Statik, Wartung, Entwässerung und Verkehrssicherheit.

Stromerzeugung und Lärm- und Windschutz in einem: Solarmodule entlang einer Straße in den Niederlanden. (Bild: gettyimages – Lorado) 

Anlage PV im Fahrbelag

Auch der Fahrbahnbelag selbst wurde zur Stromerzeugung mittels integrierter Module in Betracht gezogen, jedoch nicht in Deutschland. Ein Versuch auf der Nationalstraße D5 in der Normandie scheiterte 2016 an den Schäden, die der Verkehr dem Straßenbelag, den Modulen, zufügte. Ende 2017 wurde im chinesischen Jinan die weltweit erste PV-Autobahn konstruiert, welche 5.875 m² Solarzellen unterhalb eines transparenten Materials aufweist. Jährlich werden hier 1 Mio. kWh Strom erzeugt.

Nahe Amsterdam wurde 2014 der weltweit erste, 70 m lange Solarradweg, welcher nach anfänglichen Schwierigkeiten mehr Strom erzeugt als zunächst prognostiziert.

Gesetzgeber erleichtert Bau von Anlagen an Fernstraßen

Der gesetzliche Rahmen zum Bau von Solar-/PV-Anlagen ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Als privilegierte Flächen sind Korridore mit einer Entfernung bis zu 200 m vom Fahrbahnrand eingestuft. Das Verbot, innerhalb von 40 m Abstand zur Straße Anlagen zu errichten, wurde gelockert. Nach einer Prüfung kann im Einzelfall der gesamte Bereich bis zu 200 m genutzt werden.

Austausch mit Flächeneigentümer

Um bei Unterhaltung und Betrieb von Autobahnen bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, will die Autobahn GmbH des Bundes die Photovoltaik-Nutzung stufenweise ausbauen. „Der Austausch mit der Autobahn GmbH als Flächeneigentümer sollte nun fortgesetzt, um die nächsten Schritte anzugehen”, fordert Alexander Vorkoeper. 

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