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Fehlt Eigenkapital, ist Umdenken gefragt: Basel II - Anstoß zum rechtzeitigen Unternehmens-Check-Up?

(27.5.2003) Viele Unternehmen der Baubranche haben heute eine recht 'dünne' Eigenkapitaldecke. Sie sind zwingend auf Kredite angewiesen. Die Vergabekriterien der Geldinstitute entscheiden somit oft über die Existenz des Unternehmens. Wer seiner Bank auf Anhieb alle Daten und Kennzahlen liefern kann, die im Rahmen der Kreditregelung nach Basel II ab 2006 generell gefordert werden, hat auch heute schon die besten Voraussetzungen. Denn Banken mit niedrigen Risiken müssen zukünftig weniger Eigenkapital bei der Landeszentralbank hinterlegen. Das ist ein Kernpunkt des in den vergangenen Monaten viel diskutierten Basel II und einer der Gründe für die Banken, ihre Kreditnehmer noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht verspricht sich von der neuen Kreditregelung eine künftig größere Stabilität des interna-tionalen Finanzsystems.

Aber was zunächst nur als verschärfte Auflage für den Kreditnehmer erscheint, lässt sich andererseits auch als Chance sehen: Mehr Transparenz erlaubt Steuerung!

In der Vergangenheit wussten die meisten Unternehmer nicht, nach welchen Verfahren sie von ihren Kreditgebern intern geratet wurden. Basel II fordert nun auch mehr Transparenz von den Banken. Der Prozess wird nachvollziehbarer und für viele Unternehmen damit auch eher steuerbar.

Die Basis für die Einstufung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens wird künftig ein Rating sein, das eine Aussage über die zukünftige Fähigkeit eines Unternehmens zur vollständigen und fristgerechten Rückzahlung seiner Verbindlichkeiten liefern soll. Wer für seine Unternehmung einen Kredit in Anspruch nehmen möchte, muss dafür eine sehr detaillierte Untersuchung über sich ergehen lassen, die u.a. Risikofaktoren, Ertragslage, Cash Flow, Kapitalstruktur, Erfolgfaktoren, Buchführungsgrundsätze, etc. bewertet. All diese Erkenntnisse werden mit einem einzigen Wert auf der Ratingskala benotet.

Im Gegensatz zur heute gängigen Praxis gewinnen 'weiche Faktoren' wie Markt, Wettbewerbsposition, Unternehmensorganisation, Managementqualität, Mitarbeiter-Motivation oder das Geschäftsmodell erheblich an Bedeutung. Rein quantitative Daten aus dem Bilanz- und Rechnungswesen werden ebenso durchleuchtet, wie qualitative Daten.

Die Prüfung der Unternehmensinformationen nimmt entweder eine sogenannte Ratingagentur oder die Hausbank selbst vor. Externes Rating kann dabei die eigene Bonitätsbeurteilung ergänzen, festigen oder ändern. Jedoch wird lediglich für die größeren Konzerne und international agierende Unternehmen mit sehr komplexer Finanzstruktur der Gang zur Ratingagentur in Frage kommen. Für beispielsweise ein mittelständisches Bauunternehmen wird wohl eher das interne Rating durch die Hausbank zur Regel werden, zumal dies kostengünstiger ist. Entscheidet er sich dennoch für die Bewertung durch eine externe Agentur trägt dessen Rating demzufolge eher den Charakter einer zusätzlichen Meinung bzw. einer objektiven, neutralen Basis für das Management.

Planung und Kennzahlen auf Abruf - neue Chancen?

Die grundsätzlichen Kriterien für die Kreditwürdigkeit einer Unternehmung ändern sich durch Basel II natürlich nicht. Die Banken verfolgen jedoch verstärkt das Ziel, den Zinswert konsequent an das jeweilige Risiko zu koppeln. Eine schlechte Einstufung zieht also höhere Kreditzinsen bei der Bank nach sich oder kann sogar die Kreditvergabe gefährden.

Je besser ein Unternehmen darstellen kann künftigen Zahlungsverpflichtungen pünktlich und vollständig nachzukommen, desto günstiger wirkt sich dies auf das Kreditrisiko der Finanzinstitute aus. Daraus resultiert, dass je nach Bonität der Zins eine Risikoprämie darstellt. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob aus dem Rating nicht auch ein Mehrwert für ein Unternehmen entstehen kann (oder gar sollte), der über die Darstellung des Unternehmens gegenüber der Bank, gegenüber Kunden und Lieferanten hinaus geht.

Besonders der Themenkomplex "Planung" hat für das Rating einen hohen Stellenwert, sollte aber vielmehr auch für die interne Unternehmenssteuerung eine besondere Rolle spielen. Ist es nicht eine falsche Grundhaltung, die von den Banken geforderte Planung nur als zusätzliche Bürde zu sehen? Firmen, die vorausschauende Planung betreiben und diese als Entscheidungsbasis verwenden, werden nicht nur von ihren Banken als kreditwürdig eingestuft. Sie verbessern auch ihre Position gegenüber dem Wettbewerb.

Planung sollte nicht ausschließlich als Prozess nur um des Planens Willen verstanden werden, weil diese Anforderung von der Bank gestellt wird. Sobald Planung im Gesamtprozess der Unternehmenssteuerung eingesetzt wird, kann das Rating als Chance verstanden werden, die internen Einschätzungen auch extern verifizieren zu lassen. Das Rating stellt ein Unternehmen umfassend auf den Prüfstand, indem es betriebswirtschaftlich relevante Faktoren betrachtet und unter der Risikobetrachtung bewertet. Auf dem Wege sollten sich auch die Stärken und Schwächen eines Unternehmens erkennen lassen. Also kann es ein wichtiges Informationsinstrument für das Management werden. Ratings können wertvolle Dienste leisten, um Schwachstellen und latente Unternehmensrisiken aufzudecken, zu prüfen und über ein Bewertungsraster zu qualifizieren.

Bei der Durchführung des Ratings - sei es ein externes oder ein Bankenrating - ist die optimale Vorbereitung und Mitarbeit des Unternehmens gefordert. Unter anderem müssen möglichst aussagefähige Unterlagen zur Bonität des Unternehmens zusammengestellt werden - Unterlagen die Rückschlüsse auf die Qualität des Rechnungswesens und des Risikomanagements zulassen.

In der Regel basiert ein Rating auf einem Fragenkatalog (siehe unten), der die jewei-ligen Beurteilungsbereiche fokussiert. Natürlich prüft man auch die letzten Jahresabschlüsse auf ihre Plausibilität. Die für die Abarbeitung des Fragenkatalogs erforderlichen Informationen, lassen sich allerdings auf unterschiedlichste Art und Weise aufbereiten. Zunehmend werden Banken simplen Werkzeugen wie z.B. Tabellenkalkulationen (siehe: Excel) wegen der Fehleranfälligkeit und ihrer mangelnden Transparenz misstrauen. Pluspunkte bringen dagegen durchschau- und nachverfolgbare Auswertungen einer integrierten, durchgängigen Unternehmenssoftware. Setzt der Kredit-Antragsteller solche intelligenten und effizienten Werkzeuge ein, hat er eine gute Ausgangsbasis.

Fazit: Die für die Kreditvergabe erforderlichen Ratings sollten eher als Chance verstanden werden denn als neue, zusätzliche Belastung. Wer die Vorbereitung auf das Rating zum Anlass nimmt, seine internen Strukturen zu hinterfragen, seine Risiken konkreter zu überdenken und das Thema Planung ernster zu nehmen, tut in erster Linie etwas für das eigene Unternehmen und nicht vordergründig für die Bank. Mehr denn je stellt sich in dem Zusammenhang auch die Frage nach einem effektiven Softwareeinsatz.

Typische Fragestellungen innerhalb eines Ratingprozesses (Auszüge; Quelle: Rating / Finanzdienstleistung und Entscheidungshilfe / IHK, DITH, November 2000)

  • Welche Planungsinstrumente nutzen Sie?
  • Wird die strategische Planung über Finanzrechnungen abgebildet?
  • Welche Aufgaben hat Controlling in Ihrem Unternehmen? Welche Instrumente nutzen Sie?
  • Welche Instrumente der Kostenrechnung nutzen Sie?
  • Wie ist Ihr Risikomanagement organisiert? Welche Risikobereiche stehen im Vordergrund?
  • Wie ist ihr Finanzmanagement strukturiert?
  • Gibt es ein Cash Managementsystem?
  • Wie sind die Umsatzanteile wichtiger Kunden?
  • Welche Instrumente des Debitorenmanagements nutzen Sie?
  • Wie erfolgt die Lieferantenauswahl?
  • Welche Kriterien liegen ihrer Angebotsanalyse im Einkauf zugrunde?
  • Prozess- und IT-Strukturen:
    • Wie sieht das Krisenmanagement bei betrieblichen Störfällen aus?
    • Sind technische Ausfallrisiken bekannt?
    • Wie sieht das Logistik-Konzept aus?
    • Wie ist der Integrationsgrad der IT?
    • Ist Standardsoftware im Einsatz?
    • Wie ist die Qualität der Anlagen?

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