Farbige Stadtbildpflege in Berlin Spandau
(28.5.2013) Das Farbgestaltungs-Projekt für die gemeinnützige Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag umfasst fünf Gebäude in der Breiten Straße und vier Gebäude am Lindenufer als Teil der Spandauer Altstadt - siehe Google-Maps (Street-View verfügbar) und/oder Bing-Vogelperspektive:
Breite Straße, Fenster vergrößern bzw. Vorherbild als richtiges Foto sowie Nachherbild |
Aufgrund der großen städtebaulichen Bedeutung wurde mit der Farbplanung die Berliner Architektin und Farbgestalterin Katrin Klettnig beauftragt. Klettnig war viele Jahre als freie Mitarbeiterin für das Studio v.Garnier tätig und arbeitet seit kurzem mit ihrem Büro farbTraum wieder in Berlin.
Die zeittypischen Geschosswohnungsbauten aus den 1980-er Jahren sind als Einzelhäuser angelegt und nehmen mit ihrer differenzierten Fassadengestaltung im Sinne der Postmoderne Bezug zum städtebaulichen Erbe vor Ort.
Grundanliegen des Farbentwurfes war es, den Einzelhauscharakter der Häuser farblich herauszuarbeiten und gleichzeitig eine harmonische Ensemblewirkung der Straßenzüge zu realisieren. Jeder der Baukörper erhält durch eine eigene Farbe Identität und trägt mit seiner spezifischen Gestaltung zur Identität des Stadtraums bei.
„Bestimmend für eine farbige Gestaltung ist nicht nur die Architektur selbst“, erklärt Katrin Klettnig. „Wichtiger Bezugspunkt ist immer auch der städtebauliche oder landschaftliche Kontext.“
Die Grundfarbtöne der einzelnen Häuser sind in etwa derselben Helligkeitsstufe angelegt, fein abgestimmte Farbnuancen dienen der Illustration der Strukturen und Gestaltungselemente. So wird der Charakter jedes Hauses individuell herausgearbeitet und atmosphärisch erlebbar gemacht. Ausgeführt wurde die Fassadengestaltung mit dem mineralischen Beschichtungssystem Soldalit der Firma Keimfarben.
Laut Katrin Klettnig habe sich der Bauherr ganz bewusst für Silikatfarben entschieden, da die mineralische Farben nuancenreich wirken , an natürliche und gewachsene Materialstrukturen erinnern und dadurch dem Blick des Betrachters schmeicheln würden. Darüber hinaus habe KEIM Soldalit nicht nur in Sachen Ästhetik überzeugt, sondern auch durch bauphysikalische Vorzüge: Die Fassadenfarbe gilt als wasserabweisend, diffusionsfähig, lichtecht, UV-stabil und witterungsbeständig bei minimaler Verschmutzungsneigung.
Gestaltung Lindenufer
Die Gebäude am Lindenufer sind mit ihren differenzierten First- und Traufhöhen, den farbigen Fensterrahmen und keramischen Zierelementen deutlich im Geist der Postmoderne gestaltet. Die Farbplanung inszeniert jedes einzelne Haus mit seinen unterschiedlichen architektonischen Bauteilen.
„Im Grunde genommen sind die Häuser am Lindenufer rot, blau, gelb und grün“, so die Farbgestalterin. „Was in der reinen Aufzählung ein buntes Erscheinungsbild vermuten ließe, ergibt durch die Vergrauung der Farbtöne ein farbiges, nicht buntes und in sich stimmiges Gesamterscheinungsbild, bei dem jedes Gebäude seinen Charakter bereichernd einbringt. Durch die farbige Akzentuierung sind die gebauten Strukturen atmosphärisch besser wahrnehmbar und nachvollziehbar.“
- Die aufgehellten Farbfassungen der Fensterfaschen des roten Hauses Nr. 38 harmonisieren das Verhältnis von Fassadenfläche zu Fenstern und binden zugleich die Keramikelemente optisch ein.
- Bei Haus Nr. 36 wurden die halbrund hervorgehobenen Fassadenteile mit einer aufgehellten Farbnuance des blauen Grundtons begleitet und durch Farbstreifen in die Fassade eingebunden. Die Mittelachse ist mit türkisfarbenen Akzenten betont.
- Der vergraute Sandton des gelben Hauses Nr. 34 fasst den zurückgesetzten, in einem warmen Sandton ausgeführten Mittelteil des Gebäudes ein, der die verschatteten Flächen deutlich aufhellt. Die Balkone sind im hellsten Ton der Farbfamilie angelegt und verbinden sich zu einer Farbkomposition mit freundlichem Charakter.
- Die Fenster des grünen Hauses Nr. 32 werden geschossweise kleiner, was durch gleich große, aufgehellte Faschen und kühlgrüne Farbfelder darunter hervorgehoben wird. Die in einem lichten Grünton gefassten Loggien mit ihren blauen Fensterrahmen und den zartblauen Balkongeländern verleihen der Fassade einen frischen Farbeindruck und runden die Farbkomposition ab.
Gestaltung Breite Straße
Die klassisch anmutenden Fassaden der Breiten Straße 2 und 4 (nicht im Bild unten) sind in einem wärmeren und einem kühleren Grünton angelegt, die vorstehenden Treppenhäuser durch Aufhellungen betont und mit einem frischen Grün als Akzentfarbe dekorativ belebt.
Die Häuser Nr. 6 und 8 sind farblich im Wechselspiel passiver Sand- und aktiver Rottöne aufgefächert, die in ihrer Vielfarbigkeit die Tektonik der Gebäude betonen. Haus Nr. 11 ist in einem kräftigen Gelbton angelegt, der den Straßenzug akzentuiert und zugleich die verschattete Bausituation der Hofseite „aufsonnt“. Die warmtonig wirkende Farbgebung der Hoffassaden wird durch das frische, helle Frühlingsgrün der Balkongeländer vervollständigt, das die Grundfarbstimmung ergänzt und abrundet.
Insgesamt ist durch die Farbgestaltung eine deutliche Aufwertung der Gebäude gelungen. Die einzelnen Farbtöne stehen in komplexer Verbindung zum Ganzen und beleben die Straßenzüge durch ihre harmonischen Farbrhythmen. Die stimmige Gesamtwirkung ist wesentlich für die Identifikation der Bewohner und lässt zugleich Ortsidentität entstehen.
Weitere Informationen zu Soldalit können per E-Mail an Keimfarben angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- KEIMFARBEN GmbH
- Büro farbTraum - Dipl.-Ing. Katrin Klettnig
- Gewobag Wohnbau AG
- Ubrig Malermeister GmbH
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