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Architekturfarbigkeit eines Weltkulturerbes von Bruno Taut erhalten

Bruno Taut
Bruno Taut  

(4.3.2014) Der Architekt Bruno Taut ist einer der wichtigsten Vertreter des farbigen Bauens Anfang des 20. Jahrhunderts. Um die von ihm geplanten Arbeitersiedlungen individuell und menschenfreundlich zu gestalten, schuf er Fassaden mit inten­siven Farben. Viele dieser teils zum UNESCO- Weltkulturerbe gehörenden Bauten sind nun restaurierungsbedürftig. Soll dabei die originale Farbgebung wiederhergestellt werden, müssen ihre genaue chemische Zusammensetzung und die Auftragstechnik analysiert werden. Diesem Problem widmet sich jetzt das For­schungsprojekt „Farbige Moderne - Zur Analyse der Farbigkeit im Werk von Bruno Taut“ des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln (CICS) unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Fuchs. Gefördert wird das dreijährige Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

„Das CICS besitzt eine große Sammlung von Farbproben, vermutlich die umfangreichs­te in Deutschland. Darunter befinden sich auch Musterbücher der Firma Keim, deren Farben Taut für seine Bauten verwendet hat“, berichtet Fuchs. Diese Farbproben, mit denen Handelsvertreter in den 1920er Jahren zu ihren Kunden gingen, wird das CICS nun analysieren und so die chemische Zusammensetzung der Farben bestimmen. Zu­dem wollen die Wissenschaftler über Recherchen in der technischen Literatur des 20. Jahrhunderts ermitteln, welche Produkte im Untersuchungszeitraum auf dem Markt waren. Auf Basis der Analyseergebnisse werden dann modellhafte Rekonstruktionen entwickelt, an denen Farbherstellung und -auftrag erprobt und der Alterungsprozess der Farben untersucht werden können.

Wohnstadt Carl Legien in Berlin-Prenzlauer Berg (Bild vergrößern)

Nicht nur die chemische Zusammensetzung hat Einfluss darauf, wie eine Farbe auf einer Gebäudefassade wirkt und vom Menschen wahrgenommen wird, erläutert die Kunsthistorikerin Dr. Doris Oltrogge vom CICS, die ebenfalls in dem Projekt arbeitet. „Jede Farbe wirkt anders, je nachdem mit welcher Technik sie aufgetragen wird. Da­her müssen wir klären, ob Taut mit eingefärbten Putz arbeitete, ob erst der fertige Putz angemalt wurde oder ob Ölfarben Verwendung fanden.“ Die Ergebnisse des For­schungsprojektes werden in einer Datenbank gesammelt und sollen dann anderen Pro­jekten zur Verfügung stehen, sowie dem wissenschaftlichen Austausch mit weiteren Kooperationspartnern.

Einige Projekte von Taut, wie die Gartenstadt-Kolonie „Reform“ in Magdeburg, müs­sen bald restauriert werden, sagt Fuchs. Die Kölner Forscher erhoffen sich aus ihrer Arbeit entscheidende Impulse für die Denkmalpflege, um die ursprüngliche Farbigkeit von Tauts Gebäuden wiederherzustellen. „Andere von Taut entworfene Siedlungen wie die in Berlin sind bereits in den 80er Jahren restauriert worden, allerdings ohne dass das ursprüngliche Konzept genau analysiert wurde“, so Fuchs. Es sei aber mög­lich, auch hier einen Zustand wiederherzustellen, wie der Architekt ihn geplant habe.

zur Erinnerung: Bruno Taut wurde 1880 in Königberg gebo­ren. Nach der Ausbildung in einer Baugewerksschule und dem Studium der Kunstgeschichte und des Städtebaus arbeitete er in Berlin als Architekt. Bekannt wurde er durch Gartensiedlungen. „Bruno Taut war der wichtigste Architekt der frühen Mo­derne“, erläutert Fuchs. „Er sah Architektur als gesellschaftliches Konzept und achtete sehr auf die Wirkung für den Menschen. Taut schuf lichte Bauten, sein Ziel waren erschwingliche Mietwohnungen.“ Von den Nationalsozialisten wurde Taut als „Kulturbolschewist“ geächtet. Er verließ Deutschland und arbeitete in der Schweiz, Japan und der Türkei. Er entwarf Pläne für ein Gebäude der Universität Ankara und Schulbauten.Taut starb 1938 an den Folgen eines langjährigen Asth­maleidens. Als bislang einziger Europäer wurde er auf dem Eh­renfriedhof Edirnekapi beerdigt.

Das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln (CICS) betreut in fünf Studienrichtungen rund 200 Studierende. Damit zählt das CICS zu den größten Hochschulausbildungsstätten für Restauratoren in der Welt. Die Lehre findet in Theorie und Praxis fast ausschließlich an wertvollen und unwiederbring­lichen Originalen statt, die bundesweit aus Museen und Sammlungen sowie aus dem Ausland stammen und zum Teil einen unschätzbaren Wert haben. Neben der Lehre hat das Institut durch vielfältige Forschungs- und Projektarbeiten und Kooperationen auch international ein hohes Renommee und ist ein wichtiger Ansprechpartner für die wis­senschaftliche Erforschung und Erhaltung von Kunst- und Kulturgut. Die Absolventin­nen und Absolventen sind weltweit nachgefragte Expertinnen und Experten.

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