Verkapselte Biozide werden aus Fassadenbeschichtungen weniger stark ausgewaschen
(8.9.2012; Dank eines Leserhinweises neu verlinkt am 23.1.2016) Hochwertige hydrophobe Fassadenfarben und -putze mit Veralgungsschutz sind heute so fein austariert, dass die Wände frei von Bewuchs bleiben und nur geringe biozide Wirkstoffmengen ins Fassadenablaufwasser gelangen - so das Ergebnis einer Feldstudie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik. Demnach fallen die Auswaschungsmengen deutlich niedriger aus als bislang angenommen. Insbesondere Farben und Putze, in denen der Wirkstoff gekapselt eingesetzt wird, sollen nur geringe Mengen abgeben. „Die notwendige Wirkstoffmenge lässt sich heute sehr genau einstellen - so viel Schutz wie nötig, so wenig Algizid wie möglich“, sagt Dr. Werner Duttlinger, Leiter der Analytik, Prüf- und Verarbeitungstechnik bei Sto.
Bauherren und gewerbliche Investoren wünschen
dauerhaft saubere Fassaden. Allerdings besiedeln Mikroorganismen (bei
entsprechenden äußeren Bedingungen) nahezu jede Oberfläche - und sie kommen
überall in der Natur vor. Um die Wahrscheinlichkeit eines Algen- oder
Pilzbefalls zu minimieren, werden z.B. Fassadenputzen und
Tatsächlich sind Algizide und Fungizide wasserlöslich - denn nur so können sie überhaupt wirken. Das gilt auch außerhalb des Bauwesens. In der Landwirtschaft und der Kosmetikindustrie gelangen die Wirkstoffe direkt in den Boden beziehungsweise auf die Haut. In hochwertigen Fassadenbeschichtungen sind die Biozide jedoch so eingebunden, dass die Auswaschung verzögert wird und eine einigermaßen lange Wirksamkeit zu erwarten ist.
Jetzt hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen wissenschaftlich untersucht, wie sich hochwertige Baustoffe unter realen Bedingungen verhalten: 2010/11 wurde die Biozid-Auswaschung an den Westfassaden zweier baugleicher Häuser gemessen. Auf jeweils der Hälfte der Fassaden kam ein hochhydrophober Putz nach DIN EN 15824 (StoLotusan) auf ein organisches Wärmedämm-Verbundsystem. In dem Oberputz, der bereits selbst deutlich weniger Wirkstoff freisetzt als einfachere Produkte, waren die bioziden Wirkstoffe verkapselt (Haus 1) beziehungsweise frei (Haus 2) eingesetzt - jeweils in den gleichen Konzentrationen.
„Verkapselt“ bedeutet, dass der Wirkstoff von einem Polymer umhüllt ist, das auf den Wirkstoff und den Beschichtungsstoff abgestimmt ist. So soll sich die Löslichkeit des Wirkstoffs gleichmäßig auf ein niedriges, aber wirksames Niveau einstellen lassen. Die Konzentration der Wirkstoffe lag beim Versuch in Holzkirchen bei 1,6 Gramm pro Quadratmeter Fassadenfläche (entsprechend 0,62 Gramm pro Kilogramm fertigem Oberputz). Da Holzkirchen in einem niederschlagsreichen, stark schlagregenbeanspruchten Gebiet liegt (Normalregen-Jahresmittel 1190 l/m²), dürften die gemessenen Werte einem zu erwartenden maximalen Wirkstoffaustrag in das Fassadenablaufwasser entsprechen. Ergebnis: Bei den freien unverkapselten Verbindungen werden im ersten Jahr zwischen 3,7 und 11,8 Prozent der Gesamtwirkstoffmenge ausgewaschen, bei den verkapselten Wirkstoffen zwischen 1,5 und 4,9 Prozent.
„Die Annahme, Biozide seien bereits nach ein bis zwei Jahren vollständig ausgewaschen, wurde bei hochwertigen Baustoffen klar widerlegt. Zudem belegt der Freilandversuch, dass verkapselte Biozide zu einem erheblich geringeren Teil aus einem hochhydrophoben Putzsystem ausgetragen werden als bei herkömmlichen“, fasst Duttlinger zusammen. Fassaden mit verkapselten Wirkstoffen sind daher auch länger geschützt.
Literatur: Breuer, K.; Mayer, F.; Scherer Ch.; Schwerd R.; Sedlbauer, K.: Wirkstoffauswaschung aus hydrophoben Fassadenbeschichtungen: verkapselte versus unverkapselte Biozidsysteme. In: Bauphysik 34 (2012), Heft 1, S. 19-23.
Weitere Informationen zu biozidhaltigen und biozidfreien Fassadenbeschichtungen können per E-Mail an Sto angefordert werden.
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- Maßnahmen gegen Befall von Mikroorganismen: So bleiben Fassaden algen- und pilzfrei (20.6.2003)
siehe zudem:
- Bauforschung, Putz und WDVS bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Wärmedämm-Verbundsysteme, Putz, Bauen im Bestand, Energieausweis, EnEV und Fassade