Fingernagelgroßer Funkchip mit Solarzelle soll Fenster überwachen
(11.7.2015) Fenster sind energetisch und sicherheitstechnisch anerkannte Schwachstellen in der Gebäudehülle. Wünschenswert wäre deshalb ein Mechanismus, der offene Fenster bemerkt und ein Warnsignal an die Bewohner sendet. Es gibt heute zwar bereits etablierte Haus- und Gebäudetechnik, die den Zustand der Fenster registriert - in der Regel müssen die Sensoren aber per Kabel an die Alarmzentrale angeschlossen werden. In anderen Fällen kommen batteriebetriebene Funksensoren zum Einsatz - incl. dem dazugehörigen Wartungsaufwand für den Batteriewechsel. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg haben vor diesem Hintergrund eine pragmatische Alternative entwickelt: einen nur etwa fingernagelgroßen Funksensorchip, der direkt im Fenster montiert wird. Der kleine Sensor ist mit einer Solarzelle beschichtet und versorgt sich selbst mit Energie.
Ball oder Stemmeisen?
Der Fraunhofer IMS.Chip ist mit 10 mm so schmal, dass er direkt zwischen den Glasscheiben einer Zweifach- oder Dreifach-Isolierfensterscheibe auf dem Abstandhalter angebracht werden kann. Dank dieser Position sollte die Solarzelle auch in der dunklen Winterzeit ausreichend Licht erhalten: Derzeit sollen die Prototypen genug Strom für bis zu 30 Stunden Dunkelheit speichern können. Bis 2017 soll daraus ein Produkt entstehen, das bis zu zwei Wochen Dunkelheit überbrückt.
In dem Chip sind Magnet- und Beschleunigungssensoren integriert, die registrieren, wenn das Fenster gekippt oder ganz geöffnet wird. Über Funk kann der Chip dann bei Bedarf ein Signal an die Basisstation im Haus senden, falls ein Fenster zu lange geöffnet bleibt. Die Anwendungen des Funkchips sind vielfältig. Er kann Bewohner daran erinnern, regelmäßig zu lüften, oder sie warnen, falls ein Fenster noch geöffnet ist und sie das Haus verlassen wollen. Darüber hinaus verspricht der Chip auch bei geschlossenem Fenster einen zuverlässigen Einbruchsschutz. Denn die Sensoren sollen zwischen verschiedenen Schwingungen unterscheiden können - beispielsweise zwischen einem Ball, der gegen die Scheibe donnert, oder dem Stemmeisen eines Einbrechers, das den Rahmen zum Knarren bringt.
Indem die IMS-Forscher um den Elektrotechniker Dr. Gerd vom Bögel und den Physiker Dr. Andreas Goehlich Prozessor und Chip sehr klein hielten, ist letzterer vergleichsweise sparsam. Zudem konstruierten sie Schaltungen, die wenig Energie verbrauchen und entwickelten sehr kurze Funkprotokolle. „Wir haben jedes mögliche Mikro-Ampere herausgeholt“, erklärte vom Bögel im Rahmen der BAU 2015. Zum Stromsparen trage zudem auch bei, dass der Sensor immer wieder in einen Ruhemodus schaltet. Je nach Vorliebe des Anwenders lasse sich der Sensor so einstellen, dass er alle paar Minuten oder Sekunden aufwacht und eine Messung vornimmt.
Anstoß zu der Entwicklung des Solar-Funkchips gab das israelische Unternehmen SOLCHIP, das vor rund zwei Jahren beim IMS nach Solarzellen auf Chips anfragte. Der Entwicklergruppe von Andreas Goehlich gelang es, die Solarzellen auf der Oberfläche der Chips zu integrieren. SOLCHIP will mit diesen Solarzellen den Straßenverkehr und die Klimabedingungen beispielsweise in Weinstöcken überwachen.
„Wie man sieht, gibt es viele Einsatzgebiete“, resümiert vom Bögel. Die Produktionskosten sind gering, denn das Aufbringen der Solarschicht schließt sich direkt an den Herstellungsprozess der Chips an. „Es sind nur einige zusätzliche Produktionsschritte nötig, so dass eine Fertigung auch in hohen Stückzahlen möglich ist.“
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siehe zudem:
- Fenster und Fenstertechnik im Fenster-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Fenster bei Amazon