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Velux-Studie zur „Indoor Generation“ attestiert mangelndes Bewusstsein

(22.5.2018) Junge Menschen verbringen heute im Durchschnitt 90% ihrer Zeit in geschlossenen Räumen - und sind sich dieser Tatsache und den damit einhergehenden Gesundheitsrisiken alles andere als bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Velux Gruppe über die „Indoor Generation“. Die dafür in 14 Ländern durchgeführte YouGov-Umfrage ergab eine signifikant falsche Wahrnehmung der Lebensgewohnheiten und der damit verbundenen Gefahren für die Gesundheit, wenn Menschen zu viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen.

77% der Befragten ist nicht bewusst, dass unter Umständen die Luft in Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden bis zu fünfmal stärker mit Schadstoffen belastet ist als die Außenluft.

Aktivitäten des täglichen Lebens im Haus wie Kochen, Saubermachen oder Duschen, brennende Kerzen, das Trocknen von Wäsche und auch das Atmen belasten die Raumluft - was im Lauf der Zeit das Risiko erhöht, an Asthma und Allergien zu erkranken. Schadstoffe aus toxischen Materialien in Plastikspielzeug, Reinigungsmitteln und Baustoffen können ebenfalls zu einer schlechteren Raumluftqualität beitragen. Besonders Kinder sind gefährdet, denn deren Schlafräume sind häufig die am stärksten mit Schadstoffen belasteten Räume im Haus. Das Asthmarisiko steigt zudem um bis zu 40%, wenn man zu viel Zeit in feuchten, schimmeligen Gebäuden verbringt. Man nimmt an, dass noch mehr Kinder an Asthma oder Allergien erkranken werden, wenn Wohnhäuser und öffentliche Gebäude nicht besser belüftet werden.

Frühere Untersuchungen ergaben, dass die Europäer der Qualität ihres Wohnumfelds gerne mehr Bedeutung beimessen als einer gesunden Ernährung oder körperlichen Aktivitäten. Dennoch zeigte die YouGov-Umfrage eine erschreckend geringe Kenntnis der Faktoren, die ein gesundes Zuhause ausmachen. Insbesondere das mangelnde Bewusstsein für die Bedeutung einer ausreichenden natürlichen Belüftung lässt es notwendig erscheinen, die Themen Gebäudegestaltung und Renovierung neu anzugehen, um in Zukunft eine Zunahme von Asthma und Allergien bei Kindern zu vermeiden.

Peter Foldbjerg, Head of Daylight Energy and Indoor Climate bei Velux, erläutert dazu: „Öffentliche Gebäude müssen genauso berücksichtigt werden wie private Wohnhäuser. Viele Büros sind mit Fenstern ausgestattet, die sich nicht öffnen lassen, oder sie sind so schlecht belüftet, dass die Leistungsfähigkeit nachlässt und die Fehlzeiten steigen, da verbrauchte und mit Schadstoffen belastete Luft im Gebäude ‚gefangen‘ ist und nicht nach draußen entweichen kann. Und auch wenn Untersuchungen schlüssig nachweisen, dass sowohl Tageslicht als auch Frischluft positive Auswirkungen auf beispielsweise Prüfungsergebnisse haben, gibt es keine eindeutige gesetzliche Regelung, die die Situation zum Positiven verändert.“

alle Bilder © Velux 

Zwar legten die rechtlichen Rahmenvorschriften für Gebäude, die am 17. April vom Europäischen Parlament abgesegnet wurden, die Konzeption aller technischen Gebäudesysteme in einer Weise fest, dass sie Gesundheit und Wohlbefinden sowie den Raumkomfort optimieren. Foldbjerg sieht jedoch weiteren Handlungsbedarf: „Es braucht aber noch mehr, um das ganzheitliche Konzept für die Gebäudegestaltung weiter zu fördern. Die gesundheitlichen Vorteile durch ein besseres Raumklima sind wissenschaftlich nachgewiesen, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns, wenn wir die Menschen davon überzeugen wollen, dass diese Veränderungen mehr als nur ein ‚Nice-to-have‘ sind. Wenn wir nicht handeln, steht unsere Gesundheit auf dem Spiel.“

Die YouGov-Umfrage hat ergeben, dass die meisten Menschen unterschätzen, wie viel Zeit wir pro Tag in geschlossenen Räumen verbringen:

  • Zwei Fünftel (38%) gaben an, sich nur maximal 14 Stunden in Gebäuden aufzuhalten.
  • Fast jeder sechste der Befragten (15 Prozent) gab zu, niemals nach draußen zu gehen und sich bis zu 24 Stunden pro Tag in geschlossenen Räumen aufzuhalten.

Peter Foldbjerg führt weiter aus: „Die Untersuchungen zeigen, dass wir den Zustand der Innenräume in privaten Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden nicht ignorieren können. Angesichts der vielen Zeit, die wir alle in geschlossenen Räumen verbringen, ist die Menge der Schadstoffe, denen Erwachsene und Kinder täglich ausgesetzt sein können, besorgniserregend.“

In den letzten Jahren bildet sich außerdem der Trend zu energieeffizienteren Gebäuden immer weiter aus. Die unbeabsichtigte Folge ist das „Einsperren“ von Schadstoffen innerhalb der Gebäude. „Die Lösung ist wirklich sehr einfach, um aber etwas zu bewirken, müssen wir bei der Gestaltung von Gebäuden unsere Einstellung ändern. Wir haben der Energieeffizienz zu lange Priorität eingeräumt und Faktoren der menschlichen Gesundheit missachtet. Wir wollen Architekten und alle, die mit der Renovierung von Häusern befasst sind, ermutigen, menschliche und grundlegende gesundheitliche Anforderungen in den Mittelpunkt zu rücken, damit weniger Menschen in ungesunden Gebäuden leben müssen. Wir glauben, der beste Weg, das zu erreichen, ist es, das Bewusstsein für die vielen kleinen Veränderungen zu schärfen, die jeder von uns umsetzen kann und die reale Auswirkungen auf die Luftqualität und letztlich unsere Gesundheit haben“, erläutert Foldbjerg. Veränderungen dieser Art wirken sich auch positiv auf das Bruttoinlandsprodukt aus, da Fehlzeiten sowohl in den Schulen als auch an den Arbeitsplätzen zurückgehen und die Menschen weniger häufig zum Arzt gehen.

Mit der Veröffentlichung der Umfrage hofft Velux, das Bewusstsein für die Wichtigkeit gesunder, gut belüfteter und ausreichend mit Tageslicht und Frischluft versorgter Gebäude schärfen zu können. Langfristig möchte Velux Architekten und Planer anregen, die Themen Belüftung und Belichtung bei der Modernisierung und dem Entwurf von Gebäuden sowie bei der Städteplanung von Anfang an mit Priorität zu behandeln.

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