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Filigrane Glasarchitektur und Sichtbeton im kongenialen Zusammenspiel

(5.6.2015) In Baden-Baden hat die lohn-ag.de AG ihren neuen Hauptsitz bezogen. Der gläserne und geradlinige Verwaltungsbau steht für Transparenz, Offenheit und klare Strukturen. Geplant und realisiert wurde das Gebäude von der Kühnl + Schmidt Archi­tekten AG, die filigranen Glas-Alu-Fassaden sind in Zusammenarbeit mit Freyler Metall­bau entstanden.

alle Fotos: © Freyler 

Mit dem Firmensitz hat die Kühnl + Schmidt Architekten AG ein nachhaltiges und wert­stabiles Gebäude realisiert: Die Außenhülle ist hochwärmegedämmt und das Innere ist mit thermoaktiven Bauteilen ausgestattet. Die Betonkernaktivierung dient sowohl zum Heizen als auch zur Kühlung des Gebäudes und ist gekoppelt mit einer Erdwärmepumpe mit einer Leistung von ca. 80 kW/m². Darüber hinaus gibt es eine kontrollierte Be- und Entlüftung, einzelne Raumgruppen sind dazu mit Volumenstromreglern ausgestattet. So kommt der Verwaltungsbau mit einer minimalen Menge an Energie aus.

Lichthalle als Verbindungsglied und Kommunikationszone

Die beiden Büroriegel verbindet eine großzügige Lichthalle, die sich über die komplette Gebäudehöhe erstreckt. Diese Halle ist zugleich Erschließungszone, sie lässt sich über beide Stirnseiten betreten. Im 1. und 2. Obergeschoss verbinden Brücken die zwei Ge­bäudeflügel. Ein vertikal begrünter Garten dient in der Halle als Pufferzone: Er klimati­siert sie und sorgt für eine ausgeglichenes Raumklima.

Die Büroriegel sind ausgeführt als Stahlbeton-Skelett-Konstruktion mit Flachdecken aus Ortbeton und aussteifenden Wänden im Bereich der Treppenhaus- und Aufzugs­kerne. Die seitlichen Außenwände der Stirnseiten bestehen aus Stahlbeton, dem wär­megedämmte Sichtbetonschalen vorgehängt sind. Ebenfalls aus Sichtbeton sind die Eingangsüberdachungen und Attiken sowie der Sockelbereich ab ca. 1 m Höhe. Die Längsseiten, die inneren Fassaden zum Lichthof sowie die Stirnseiten der Lichthalle sind als verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgebildet. Die Büroriegel verfügen über begrünte Flachdächer und der zentrale Lichthof wird von einem zwischen den Massivdächern aufgeständertem Glas-Pultdach überspannt.

Umsetzung des architektonischen Entwurfs

Der dominante Glasanteil der Fassaden liegt bei etwa 80 Prozent: Die Außenfassaden, die Glasfronten der Büros zum Lichthof hin, die Halleneingangsfassaden sowie die Dachkon­struktion aus Stahl und Glas realisierte und montierte Freyler Metallbau. Bereits sehr früh in der Planungsphase zogen die Architekten die Fassadenspezialisten hinzu. Das architekto­nische Konzept stand bereits, aber gemeinsam konnte man so die handwerkliche Umsetzung von Grund auf planen. „Das Basiskonzept stand und war sauber definiert“, berichtet Ge­schäftsbereichsleiter Stefan Gauss von Freyler Metallbau. „Zusammen mit den Architekten haben wir dann alternative Systeme und Detaillösungen zur Fassadenanbindung bespro­chen sowie statische Überlegungen einfließen lassen.“

Geschieht diese integrierte Planung frühzeitig, lassen sich in der Regel Kosten optimie­ren, ohne bei der Architektur oder der Qualität Abstriche machen zu müssen. Hier ging es vor allem um Ideen, wie man die Fassade im Hallenbereich sowie das Dach gestal­ten konnte. „Dank der frühen Einbindung konnten wir mit Halfenschienen arbeiten und dadurch sowohl Kosten als auch Zeit einsparen, da bei der Montage nicht mit aufwän­diger Dübeltechnik gearbeitet werden musste“, berichtet Stefan Gauss. (Zur Erinne­rung: Halfenschienen sind Befestigungselemente, die der Rohbauer mitbetoniert und an denen sich später u.a. Fassadenelemente einfach montieren lassen.)

Filigrane Fassadenkonstruktion

Basis der Außenfassaden ist ein Therm+ A-I 56 Aluminium-Fassadensystem von Raico mit einer hochwärmegedämmten Dreifachverglasung und einem Ug-Wert von 0,7 W/m²K. Im Innenbereich kam ein optisch identisches System mit einer Zweifach-Isolierverglasung und einem Ug-Wert von 1,1 W/m²K zum Einsatz, da dort geringere thermische Anforderungen ge­stellt werden. Die einzelnen Elemente haben Formate von bis zu 2,60 x 1,66 m. In die Glasfronten wurden zudem kleinere separate Einsatzelemente zum Öffnen und individuellen Lüf­ten eingebracht.

Bei den Außenfassaden der Lichthalle fungieren horizontale Stahlträger als Primär-Tragkonstruktion, so ließen sich die zwei 10 m hohen Eingangsfassaden mit nur 56 mm schmalen Ansichten-Profilen ausführen. Die Gläser haben hier Maße von 1,6 x 3,6 m. An beiden Kopfseiten sind zudem 3,6 m hohe Lamellenfenster eingesetzt, über die die große Halle mit Frischluft versorgt wird.

Sonnen- und Schallschutz

Raffstorelamellen dienen bei den Glas-Elementen mit direkter Sonneneinstrahlung als Sonnenschutz. An den Lichthofseiten ohne separaten Sonnenschutz hat Freyler spe­zielles Sonnenschutzglas eingesetzt. Die erhöhten akustischen Anforderungen Rich­tung Bahnlinie und B3 (siehe Google-Maps) werden mit einem Schallschutzglas erfüllt.

Gläserne Überdachung



Für das 270 m² große Glasdach mit seiner Spannweite von 10 m hat Freyler Metallbau auch die Stahl-Tragkonstruktion geliefert. Das Unternehmen besitzt dazu eine eigene Produk­tionsstätte im badischen Kenzingen. „Aufgrund der Spann­weiten haben wir mit einem Aufsatzsystem gearbeitet“, er­klärt Stefan Gauss. „Wir haben Stahl IPE-Träger eingesetzt und dort die Systemkomponenten, die Schraubkanäle, aufge­schweißt. So ließ sich dann wieder eine konventionelle Dach­verglasung realisieren.“ Auch hier wurde für eine einheitliche Optik das Raico System Therm+ mit 56 bzw. 76 mm Profil-Breite eingesetzt. Die Neigung wurde mit 5° Grad so gewählt, dass der Regen abfließt. In die senkrechten Wandscheiben sind zur Entlüftung auf jeder Seite Öffnungselemente mit La­mellenfenstern integriert, das Dach selbst muss daher nicht geöffnet werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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