ifo-Studie: Deutschland nur Mittelmaß bei Digitalisierung
(26.11.2021) Viel Handlungsbedarf für die neue Bundesregierung bei der Digitalisierung sieht eine ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern. „Deutschland zeigt bislang im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung eine deutliche Tendenz zum Mittelfeld“, fasst ifo-Experte und Studienautor Oliver Falck zusammen.
„Damit Deutschland ein führendes Innovationsland bleibt, muss die Regierungskoalition jetzt dringend die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche digitale Transformation in den kommenden Jahren setzen“, resümiert IHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „An etlichen Stellen liegt es allerdings auch an den Unternehmen selbst, die Chancen der Digitalisierung in ihrer ganzen Breite zu erkennen und zu nutzen“. Großer Nachholbedarf bestehe vor allem ...
- bei digitalen Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung sowie
- bei der digitalen Innovationsfähigkeit der Betriebe.
Auch alle anderen in der Studie „Benchmarking – Digitalisierung in Deutschland“ untersuchten Digitalisierungsfelder müssten angepackt werden:
- Die Wirtschaft werde behindert durch einen zu engen Regulierungsrahmen für digitale Innovationen sowie fehlende digitale Kompetenzen.
- Verbreitete Datenschutz-Bedenken und schwacher digitaler Gründergeist bremsten den überfälligen digitalen Aufbruch.
Digitale Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung unterdurchschnittlich
Die öffentliche Verwaltung hat laut Studie insbesondere Nachholbedarf bei der Nutzerfreundlichkeit ihrer digitalen Dienstleistungen, beim Datenaustausch zwischen den Behörden und bei den digitalen öffentlichen Dienstleistungen für Unternehmen. Hauptursachen hierfür seien ...
- fehlende Entscheidungskompetenzen in den föderalen Strukturen,
- mangelnde innovationsorientierte Beschaffung im öffentlichen Sektor und
- die fehlenden digitalen Kompetenzen in der öffentlichen Verwaltung.
Die Wirtschaftsforscher sehen insgesamt einen großen Hebel in der besseren Anwendung digitaler Schlüsseltechnologien und Daten für neue Produkte und Dienstleistungen. Zu selten würden jedoch digitale Innovationen in marktfähige Geschäftsmodelle umgesetzt. Schwachpunkte seien dabei ...
- die seit Jahren rückläufige Gründungsrate in der IT-Branche sowie
- die untergeordnete Rolle stark skalierbarer, plattformbasierter Geschäftsmodelle.
Ausbau digitaler Kompetenzen im ganzen Bildungssystem gefordert
Digitale Anwendungskompetenzen seien zwar insgesamt gut verbreitet, bei den für Innovationen entscheidenden Spitzenkompetenzen schneide Deutschland aber deutlich schlechter ab. Die ifo-Autoren fordern daher ...
- den Ausbau digitaler Kompetenzen im ganzen Bildungssystem,
- einen vereinfachten Regulierungsrahmen für die Digitalwirtschaft,
- weniger Bürokratie und
- bessere Zugänge zu Wagniskapital.
Mehr Offenheit in Bezug auf Datenschutz angemahnt
Laut ifo-Studie hat die Bereitstellung anonymisierter persönlicher Daten - beispielsweise durch die öffentliche Hand - großes Potenzial, Impulse für Innovationen zu geben. Bei der digitalen Infrastruktur wie Breitband und Mobilfunk sieht die Studie ebenfalls noch Lücken, wobei der Ausbauzustand oft besser sei als die öffentliche Meinung vermuten lasse. Teilweise gebe es kein Angebots- sondern ein Nachfrageproblem - das heißt, dass die vorhandene Infrastruktur nicht annähernd ausgeschöpft werde. Die Gigabit- und 5G-Netze sollten aber dennoch ambitioniert weiter ausgebaut werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Studie „Benchmarking – Digitalisierung in Deutschland“ (direkte PDF-Download)
- ifo Institut für Wirtschaftsforschung
- IHK für München und Oberbayern
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siehe zudem:
- BIM und Digitalisierung im Bau IT-Magazin sowie Baubranche, Architektur und Ingenieurbau bei Baulinks