Bauwerke durch Klimaveränderung in Gefahr?
- Klimaveränderung und Mängel bei der Bauausführung sind die häufigsten Auslöser für Dacheinstürze.
(22.2.2006) Zahlreiche Nachrichten über eingestürzte oder vom Einsturz bedrohte Dachkonstruktionen verunsichern zur Zeit Verantwortliche und Nutzer gleichermaßen. Starke Schneefälle und das damit verbundene immense Gewicht stellen eine große Belastung für alle Dachkonstruktionen dar. Verschärft wird diese Situation durch den so genannten Gletschereffekt: Die in einigen Regionen fast zweimonatige Frostphase wurde immer wieder kurz durch Tauwetter unterbrochen, was zu schweren Eisschichten auf vielen Dächern führte. Da von diesen Problemen besonders Flachdachkonstruktionen betroffen sind, so kommen angesichts aktueller Vorkommnisse (nicht nur, aber besonders) Flachdach-affine Verbände wie der vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V. in Erklärungsstreß.
Schneelasten bringen Gebäude zwar an Belastungsgrenzen, jedoch nicht zwangsläufig zum Einsturz. Gebäude, die nach den geltenden Belastungsnormen errichtet wurden, können den beschriebenen Gletschereffekt in der Regel verkraften. Zum Einsturz von Dächern kommt es meistens dann, wenn Materialfehler in der Tragkonstruktion, Mängel bei der Bauausführung oder eine unzureichende Bauunterhaltung mit ins Spiel kommen. Dies war bei den Katastrophen in Bad Reichenhall und auch in Kattowitz der Fall. Um es klar zu sagen: Auch eine noch so gute Abdichtung kann eine fehlerhafte Statik des Gebäudes nicht kompensieren.
Die Frage der Dachform spielt in einer Situation außerordentlich hoher Belastungen eine untergeordnete Rolle. Zwar sind Flachdächer in den letzten Wochen in den Mittelpunkt der Diskussionen geraten, da der Einsturz der Hallen in Bad Reichenhall und Kattowitz zahlreiche Menschen das Leben gekostet haben. Die Flachdachkonstruktionen wurden schnell als "Schuldige" identifiziert. Aber spätestens seit dem Einsturz mehrerer Gebäude mit Satteldächern, darunter in Österreich das Rathaus in Mariazell und eine Schule in Kopfing kann das Flachdach als Dachform jedoch nicht mehr allein verantwortlich gemacht werden.
Jedes Gebäude mit baukonstruktiven Mängeln ist also unter großer Belastung gefährdet - unabhängig davon, ob es flach oder steil bedacht ist; wenngleich diesbezüglich ein Steildach Fehlern gegenüber toleranter sein kann. Trotzdem: Es macht keinen Sinn, an der Dachform anzusetzen, um zukünftig solche Schreckensszenarien auszuschließen. Vielmehr sollte die Qualität der gesamten Baukonstruktion im Mittelpunkt stehen.
Der vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V. befasst sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema Klimaveränderung und den Auswirkungen auf das Bauen. Neben den dramatischen Ereignissen in Bayern und Polen muss die Aufmerksamkeit aber auch auf die weiteren Schreckgespenster des Bauherrn gelenkt werden: Stürme, Starkregen und Hagelschläge sind extreme Wetterereignisse, die mit der Klimaveränderung weiter an Häufigkeit und Stärke zunehmen werden. Sicher ist, dass Gebäudeabdichtungen heute und vor allem in Zukunft wesentlich stärkeren Belastungen standhalten müssen als in der Vergangenheit. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es ist, bei der Planung und Erstellung von Bauwerken hochwertige Materialien einzusetzen.
Das sichere Dach über dem Kopf ist eines der wesentlichen Grundbedürfnisse des Menschen. Dies durch eine optimale Statik, eine gewissenhafte Bauausführung und die Wahl hochwertiger Abdichtungsmaterialien sicher zu stellen, darauf sollte in Zukunft alle Aufmerksamkeit gerichtet sein.
siehe auch:
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- Projekt ZEBBRA: Neue Zustandserfassung und -bewertung von Brücken (1.1.2019)
- Roof Protector: Permanentes Feuchtemonitoring von Flachdachkonstruktionen (17.1.2018)
- Handbuch Bauwerksprüfung zur Standsicherheit, Verkehrssicherheit, Dauerhaftigkeit (19.7.2015)
- Hum-ID: Elektronische Dachkontrolle findet Lecks durch kabel- und batterielose Sensoren (22.6.2015)
- weitere Details...
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- vdd-Broschüre über ökologische Aspekte flacher Dächer (14.4.2005)
- Flüssigabdichtungen - Problemlöser für komplizierte Abdichtungsfälle (1.3.2005)