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Forschen für Ressourcen schonendes Sanieren: Umnutzung statt Neubau

(24.8.2008) Bauingenieure der FH und der TU Kaiserslautern starten ein Forschungsprojekt, im Rahmen dessen wissenschaftlich gesicherte Kriterien zur Beurteilung der Standsicherheit alter Bausubstanz beim Bauen im Bestand erarbeitet werden sollen.

In Deutschland sind nur etwa 10% des Wohnungsbestandes jünger als 15 Jahre und entsprechen somit dem Neubaustandard. Diesen Standard unter energetischen und statischen Gesichtspunkten auch in Altbauten zu erreichen, ist häufig sehr schwierig. Oft wird alte Bausubstanz deshalb kompromisslos abgerissen. Das erzeugt nicht nur große Mengen von Bauschutt - etwa die Hälfte des Primärabfallaufkommens stammt aus dem Bauwesen -, bei Neubauten ist zudem auch oft ein Anstieg des Flächenverbrauchs zu verzeichnen. Angesichts der Knappheit an nicht-erneuerbaren Ressourcen sowie unter umweltpolitischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten steht das Bauwesen hier vor großen Herausforderungen. „Umnutzung statt Neubau“ lautet deshalb die Devise, wenn es darum geht, mit einem Minimum an nicht-erneuerbaren Ressourcen auszukommen.

Anwendung von Neubaunormen auf Bestandumbauten auf Dauer nicht tragbar

Dass erhaltenswerte Bausubstanz abgerissen oder in unnötig aufwändiger Weise verstärkt wird, liegt auch daran, dass die technischen Baubestimmungen in Deutschland fast ausnahmslos für die Errichtung von Neubauten konzipiert sind. Der Gedanke an Katastrophen, wie der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall (zur Erinnerung siehe Beitrag vom 5.1.2006), lässt eine strikte Anwendung dieser „Neubaunormen“ auf ältere und alte Bausubstanz zwar als notwendig erscheinen, unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist eine solche Vorgehensweise auf Dauer jedoch nicht tragbar.

Abhilfe aus diesem scheinbar unlösbaren Dilemma wollen die Wissenschaftlern der FH und TU Kaiserslautern schaffen: Die FH Professoren Peter Bindseil, Dr. Marcus Rühl und Claus Flohrer sowie die TU Professoren Dr. Jürgen Schnell und Dr. Wolfgang Kurz sind sich einig, dass auch bei einer Ressourcen schonenden Vorgehensweise ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet werden kann - allein, es fehle das Wissen, wie vorhandene Baustoffe und Bauweisen nach aktuellen Sicherheitsansprüchen spezifiziert werden können. Dieses Wissen will die Arbeitsgruppe erarbeiten und hat dafür vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz eine Förderung für zwei Jahre erhalten.

Aufgabe wird es in diesen zwei Jahren sein, zulässige Abweichungen von den aktuellen Baubestimmungen zu entwickeln, die eine möglichst vom Einzelfall unabhängige Beurteilung des technischen Potentials vorhandener Bausubstanz erlauben. „Mit diesem Wissen, das wir Entscheidern der Bauaufsicht an die Hand geben wollen“, erläutert Professor Bindseil, „wollen wir mit dazu beitragen, im Sektor Bauwesen zukünftig erhebliche Umweltbelastungen zu vermeiden, und das gewaltige, im Baubestand gebundene Vermögen im Wert zu erhalten.“ Um eine geeignete „Forschungsstätte“ bemüht, konnte er die Filiale der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) in Landau dafür gewinnen, ein altes Gebäude aus den 1930er Jahren zum Untersuchen zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, den Zustand des Bauwerkes und seine Schäden bzw. Defizite zu erforschen und ggf. Maßnahmen zur Anpassung an heutige bautechnische Erfordernisse zu ermitteln, um das Bauwerk für eine neue Verwendung nutzbar zu machen.

Wegen der Vielzahl der in der Vergangenheit verwendeten Baustoffe und Baukonstruktionen soll sich das Forschungsvorhaben im Wesentlichen auf Bauwerke aus den am meisten verwendeten Bauarten Stahlbetonbau, Stahlbau und Mauerwerkbau beschränken.

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