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Groß dimensionierter Brandschutz auf der „Via Mobile” der Messe Frankfurt

(17.8.2011) Mit jährlich über 100 Messen sowie Veranstaltungen  (z.B. ish und light+building) zählt die Messe Frankfurt zu den wichtigsten Messestandorten weltweit. Für das unverwechselbare Gesicht des Messegeländes sorgen die vielen markanten Bauwerke, die das drittgrößte Messegelände der Welt zu einer „Stadt in der Stadt“ gemacht haben (siehe Google-Maps). Verbindendes Element ist die so genannte „Via Mobile“, ein über das gesamte Messegelände führendes Besucherwegesystem (siehe Bing-Maps). Für die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes im letzten Bauabschnitt der Via Mobile war die Baudekor Rohls GmbH verantwortlich und überzeugte dabei mit einer Leistung, die dem Unternehmen aus Nidda den Sieg im Leistungsbereich Brandschutzsysteme bei der Rigips Trophy einbrachte.

Das Wegesystem Via Mobile umfasst eine Strecke von rund 2,6 Kilometern, deren Bewältigung für die Messebesucher durch Laufbänder und Rolltreppen erleichtert wird. Einer der letzten Bauabschnitte vor der endgültigen Fertigstellung war ein wichtiger Kreuzungspunkt zwischen der neu errichteten Messehalle 11 und der bestehenden Halle 9 (siehe Bing-Maps ... vielleicht noch als Baustelle), realisiert nach Plänen des Frankfurter Architekturbüros schneider+schumacher.

Gewaltiges Stahltragwerk

Vor dem Hintergrund des immensen Publikumsverkehrs zu Messezeiten waren höchste Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Der Kreuzungspunkt zwischen den beiden Hallen wird von einem massiven Stahltragwerk überspannt, das sowohl die Lasten aus der Via als auch die des Daches abfängt. Uwe Heppner-Rohls, Geschäftsführer der Baudekor Rohls GmbH, der mit seinem Team ein knappes Jahr mit den brandschutztechnischen Ertüchtigungen in Frankfurt beschäftigt war, berichtet: „Aufgrund der Nutzung als Fluchtweg wurden hier brandschutztechnische Anforderungen in F90 an das Tragwerk gestellt. Gemäß den Berechnungen des Statikers dürfen die Zugglieder, an denen die Via aufgehängt ist, keine Temperaturerhöhung von mehr als 300°K erfahren.“

Grundlage der technischen Ausarbeitung war ein Gutachten der MPA Braunschweig für ein geeignetes Bekleidungssystem des Tragwerks. Ziel war es, einen rund 30 m langen Stahlfachwerkträger mit einer Höhe zwischen 1.200 und 4.000 mm sowie daran angebundene Stahlzugglieder für den Fall einer mehrseitigen Brandbeanspruchung in F 90 gemäß DIN 4102-2:1977-09 zu bekleiden. „Das U/A-Verhältnis der Profile lag generell unter 40 m-1, damit wäre eine nichtbrennbare Bekleidung mit einer Dicke von 20 mm eigentlich ausreichend gewesen. Zur Sicherheit haben wir uns jedoch generell für eine stärkere als die notwendige Bekleidung aus 25 mm dicken Feuerschutzplatten 'Glasroc F (Ridurit)' von Rigips entschieden. Gegenüber dem ursprünglich in der Ausschreibung vorgesehenen System konnten wir hiermit auf eine zusätzliche Unterkonstruktion fast vollständig verzichten. Das hatte den Vorteil, dass wir ohne Probleme punktuell auf eine direkte Bekleidung der Profile übergehen konnten. Für die Zugglieder wurde eine Variante mit einer selbstständig F90 wirkenden Schachtwandkonstruktion gewählt“, so Uwe Heppner-Rohls. Wobei zwischen den Stahlzuggliedern und der Bekleidung des Trägers Bewegungsfugen vorgesehen waren, so dass in Verbindung mit einem Schiebestück (Länge 150 mm) auch bei Temperaturdehnungen der Zugglieder keine Fugen auftreten können, die eine unzulässige Aufheizung der Stahlzugglieder ermöglichen.

Schiebeverbindungen sollen im Brandfall die erwartete Längsausdehnung des Trägers aufnehmen. 

Glasroc F (Ridurit)

Bei der sowohl für die Trägerbekleidung als auch für die Schachtwandkonstruktion zum Einsatz kommenden „Glasroc F (Ridurit)“ handelt es sich um eine spezielle Brandschutzplatte von Rigips, mit besonders glatten und ebenen Oberflächen, die durch ein vorder- und rückseitig eingebettetes Glasfaservliesgewebe armiert sind. Die dadurch erzielte hohe Festigkeit der Platten ermöglicht sichere Verbindungen durch stirnseitiges Klammern oder durch Verschrauben mit speziellen „Ridurit Schnellbauschrauben“. „Die Platten wurden von Rigips bereits vordimensioniert angeliefert, so dass wir für die Bekleidung vor Ort vergleichsweise wenig Zeit benötigten. Die Platten wurden in einem Abstand von circa 100 mm verschraubt“, berichtet Rudolf Ahrens, der verantwortliche Projektleiter der Baudekor Rohls GmbH.

Der große Vorteil der Platten liegt vor allem in ihrer leichten Bearbeitbarkeit, was auch hier dem ausführenden Betrieb zugute kam: Vorkonfektionierte Plattenstreifen konnten auf der Baustelle wie ein Baukastensystem direkt final angepasst werden. Durch die Stabilität der Platten war so ein rationelles und schnelles Arbeiten möglich. Da bei einer entsprechend dichten Ausführung auch die Verspachtelung entfallen kann, kann diese Art der Trägerbekleidung im Plattenbereich als eine der wirtschaftlichsten überhaupt betrachtet werden.

Profilfolgende Konstruktion

Die besondere Raffinesse der Frankfurter Konstruktion und damit eine der Herausforderungen für das Ausbauteam bestand in der Ausbildung der Details speziell im Bereich der Dehnfugen, die über die gesamte Trägerlänge eingebaut werden mussten sowie in der Ausbildung der Gleitlager.

Die Dehnfugen wurden - ähnlich wie bei den Zuggliedern - über Schiebestücke ausgebildet, da die Fugen immer hinterlegt sein mussten. In Absprache mit dem Statiker wurden über die gesamte Länge drei Stücke vorgesehen, die dann entsprechend an jedem Stab des Fachwerks ausgebildet wurden. Die im Brandfall auftretende Längendehnung des Stahlfachwerkträgers von etwa 80 mm wird so durch die entsprechenden Schiebemöglichkeiten vollständig abgefangen. Die seitliche Bekleidung des Stahlfachwerkträgers läuft kragarmförmig in den Kopfpunkt der Stahlbetonstütze ein und wurde mechanisch nicht befestigt.

Von der ursprünglichen Absicht, den Träger flächig zu verkleiden, wurde während der Vorbesprechungen mit den Planern Abstand genommen: Vielmehr wurde eine profilfolgende Konstruktion gewählt, die im Bereich der vielfachen Kreuzungspunkte besondere Anforderungen an Maßgenauigkeit und Optik stellte. „Es handelt sich hier um eine hochwertig ausgeführte Brandschutzmaßnahme, die alleine schon durch ihre Dimension auf gewisse Art und Weise erhaben wirkt. Diese beeindruckende Geometrie wollten wir nicht verstecken, sondern offen zeigen“, bekräftigt Uwe Heppner-Rohls die Wahl der Konstruktion.

Maßvoll und „hart im Nehmen“

Insbesondere die einfache Verarbeitung sprach aus Sicht von Uwe Heppner-Rohls dabei für das gewählte Bekleidungssystem. „Teilweise mussten auch Verstärkungsbleche mit verkleidet werden. Bei üblichen Lösungen wäre das nur mit einer zusätzlichen Unterkonstruktion gegangen, was bei einem so komplex ausgebildeten Stahltragwerk schier unmöglich gewesen wäre. Die Ridurit-Platten hingegen ließen sich quasi auf den Millimeter genau an die Geometrie des Trägers anpassen.“

Maßarbeit war auch an weiteren neuralgischen Punkten gefragt: Im Bereich des Daches musste die Auflagerung von den Trapezblechen der Eindeckung sichergestellt werden - hierfür wählte das Rohls-Baustellenteam eine selbstständige Brandschutzbekleidung aus 2 x 20mm Ridurit-Platten. Der Vorteil: Die harten Feuerschutzplatten konnten die Auflagenlast des Daches direkt, ohne weitere Zusatzkonstruktionen, aufnehmen. „Die Belastung wurde in Absprache mit dem Statiker geklärt und mit den Druckfestigkeitswerten der Platten verglichen. So konnte durch eine gute Abstimmung der Beteiligten und eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie eine einfache und wirtschaftliche Lösung gefunden werden“, so Uwe Heppner-Rohls.

Zusätzlich mussten auch die Befestigungspunkte der Glasfassade an den Stahlträger (drei bis vier Stück auf Trägerhöhe, jeweils am Stoßpunkt der Fassade) brandschutztechnisch bekleidet werden, um im Brandfall eine Temperaturerhöhung des Trägerwerks auch über diesen Weg zuverlässig auszuschließen.

Weitere Informationen zu den Feuerschutzplatten Glasroc F (Ridurit) können per E-Mail an Rigips angefordert werden.

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