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Energieeffizienzfonds zur Finanzierung energetischer Gebäudesanierungen?


  

(10.5.2015) Um die Rate der energetischen Sanierung von Wohngebäuden zu erhöhen, sollte auch über innovative Finan­zierungslösungen nachgedacht werden. So könnten zögerliche Immobilieneigentümer möglicherweise über einen Fonds gewon­nen werden, der ihnen die Risiken der Investition abnimmt und sich aus den Gewinnen der Energieeinsparungen refinanziert. Die Prüfung derartiger Finanzierungsoptionen schlägt das Deut­sche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer ak­tuellen Studie vor. „Es ist wichtig, nach innovativen Lösungen zu suchen, denn wir vergeuden zur Zeit sehr viele volkswirt­schaftliche Vorteile durch nicht umgesetzte Energieeffizienz­maßnahmen“, erklärt DIW-Experte Karsten Neuhoff.

Nur ein anstatt zwei Prozent Sanierungsrate

Auch wenn im Ausland die Erfahrungen mit derartigen Modellen bisher noch gering sei­en, sollten die Chancen ihrer Umsetzung in Deutschland angesichts der Herausforde­rungen der Energiewende gründlich geprüft werden, so Neuhoff. Klar scheint aber, dass ein Energieeffizienzfonds bestehende Förderinstrumente nur ergänzen, nicht aber ersetzen kann. Die DIW-Experten halten vor allem die Weiterentwicklung bestehender Beratungsprogramme und finanzieller Anreize durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Immobilieneigentümer und eine weitere Verbesserung der Qualifikation sowie eine Zertifizierung der Handwerker für Sanierungsmaßnahmen für notwendig, um die Sanierungsrate nachhaltig zu erhöhen.

Klumpenrisiko energetische Sanierung

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 zu erreichen, ist eine jährliche Sanierungsrate von zwei Prozent des Wohngebäudebestands in Deut­schland erforderlich. Doch trotz staatlicher Förderung und wachsenden Bauvolu­mens stagniert die Sanierungsrate bei rund einem Prozent. Offenbar greifen die beste­henden Förderprogramme bei vielen Immobilieneigentümern nicht ...

  • sei es, weil die Eigentümer nicht den für Investitionsmaßnahmen nötigen langfristigen Anlagehorizont haben,
  • sei es, weil die Risiken in der Beurteilung des Investitionsprojekts hoch gewichtet werden.

Denn die Entscheidung für eine umfassende energetische Gebäudesanierung ist kom­plex und - neben dem reinen Finanzierungsrisiko - gleich mit mehreren Unsicherheiten behaftet:

  •  Wird die Sanierung in technischer Hinsicht richtig ausgeführt?
  •  Wieviel Energie kann tatsächlich eingespart werden?
  • Wie werden sich künftig die Energiepreise und der Wert der Immobilie entwickeln?

Alternative zum Bankkredit: Sanierung aus den Energieeinsparungen refinanzieren

Diese Risiken könnten ganz oder teilweise von Dritten übernommen werden, wobei die Rückzahlung beziehungsweise Vergütung allein aus den Energieeinsparungen bedient wird. Anders als beim klassischen Bankenkredit wäre damit also die Kreditvergabe we­der an die Bonität des Kreditnehmers noch an den Wert der Immobilie gebunden, son­dern an die Erträge der Investition. Das Kapital dafür könnte von großen institutionel­len Anlegern wie Pensionsfonds oder Lebensversicherern kommen, die in der derzeiti­gen Niedrigzinsphase neue Anlagemöglichkeiten suchen und den erforderlichen lang­fristigen Horizont haben.

Ähnlich wie von der Expertenkommission zur „Stärkung von Investitionen in Deutsch­land“ vorgeschlagen, könnte ein geschlossener Fonds privates Kapital einsammeln und als Beteiligungskapital für Investitionen in die Gebäudeenergieeffizienz zur Verfügung stellen. Karsten Neuhoff und seine Co-Autoren Claus Michelsen und Anne Schopp ha­ben untersucht, wo ein derartiger Fonds sinnvoll erscheint, wie er ausgestaltet sein müsste und welche Erfahrungen damit in anderen Ländern gemacht wurden. „Ein sol­cher Energieeffizienzfonds wäre in erster Linie für große, also eher für kommunale oder gewerbliche Projekte interessant“, sagt Claus Michelsen. „Aber wenn man die einzelnen Projekte entsprechend bündelt, zum Beispiel im Kontext von Quartiersan­sätzen, könnte dieses Modell auch für die Sanierung von Wohngebäuden interessant werden.“ Mittelfristig können die Kosten durch technisches Know-how und Standardi­sierung weiter gesenkt werden. Eine staatliche Beteiligung wäre vorteilhaft.

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