Weltneuheiten auf dem BMWi-Mittelstandstag - incl. UV-Schutzfenster und Explosionsschutz
(25.4.2016) Mit rund einem Dutzend Neuheiten allein aus dem Bauwesen versteht sich der Innovationstag Mittelstand auch in diesem Jahr als ein Treffpunkt für Industrieforscher sowie künftige Anwender und Nutzer von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen, die mit Fördermitteln entwickelt wurden. Insgesamt werden am 2. Juni mehr als 200 Zeugnisse mittelständischen Erfindergeistes auf dem Technik-Open Air des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu sehen sein. Das Programmportfolio, mit dem das Ministerium innovationswillige mittelständische Unternehmen unterstützt, wird derzeit im Rahmen der bundesweiten Roadshow „Von der Idee zum Markterfolg - Innovationsprogramme für den Mittelstand“ vorgestellt, die mit dem Innovationstag ihren Abschluss findet.
Mehr als vier Mrd. Euro für über 30.000 ZIM-Projekte
Die meisten der Exponate wurden über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert. Allein für Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bauwesen bewilligte das Ministerium aus diesem Fördertopf von Anfang 2015 bis Ende März 2016 rund 45 Mio. Euro. Mit einem aktuellen Jahresbudget von über 540 Mio. Euro verhilft das ZIM jährlich mehreren Tausend Ideen aus dem Mittelstand zum Durchbruch. Die Unternehmen loben dabei besonders die Branchen- und Technologieoffenheit sowie die vergleichsweise geringen bürokratischen Hürden. Auch die Möglichkeit, dank verschiedener Programmsäulen bedarfsabhängig zwischen einzelbetrieblichen oder kooperativen Vorhaben mit Partnerunternehmen und der Wissenschaft sowie der Unterstützung von Firmennetzwerken wählen zu können, wird geschätzt. Transnationale Kooperationsvorhaben werden im ZIM besonders unterstützt. Seit Programmstart Mitte 2008 wurden für über 30.000 Vorhaben mehr als vier Milliarden Euro bewilligt.
UV-Schutzfenster für den Denkmalschutz
Beim Innovationstag Mittelstand hat u.a. ein Schatten spendendes Sicherheitsfenster speziell für denkmalgeschützte Gebäude Weltpremiere. Die von der Tischlerei Spatzier entwickelte und inzwischen zum Patent angemeldete Neuheit aus dem brandenburgischen Wiesenburg sorgt dafür, dass Sonnenlicht im Inneren von Kirchen, Schlössern und Museen die historischen Anstriche, Tapeten, Fußböden oder Möbel nicht beschädigt. Das gegen UV-Strahlen schützende Fenster kann den ultravioletten Anteil des Sonnenlichts in einem größeren Wellenbereich absorbieren als bisher möglich war. Gegenüber herkömmlicher Bauweisen mit Klebefolien werden bei der Fertigung der Fenster ein Basis- und ein Schutzglas mit einem lichthärtenden Acrylat verklebt, in das der UV-Absorber eingebettet ist. Mit einer Kleberschicht von weniger als einem Millimeter können Gläser unterschiedlicher Dicke und Oberflächenbeschaffenheit spannungsarm verbunden werden. Das Produkt soll dadurch dünner sein als bisherige Scheiben aus industrieller Fertigung und passt so besonders gut in historische Fensterrahmen.
Die Glasscheiben können nach Kundenwunsch in verschiedenen Formen und Größen angefertigt, aber auch im Nachhinein den historischen Vorbildern gemäß angepasst und bearbeitet werden. „Ohne die ZIM-Förderung wäre für uns als mittelständisches Unternehmen mit drei Meistern und zehn Gesellen die Entwicklung der Schutzgläser nicht möglich gewesen“, sagt Projektverantwortlicher Jörg Spatzier. Der Meister ist stolz darauf, dass seine Firma bereits Aufträge für Neuverglasungen in den Schlössern Wörlitz, Oranienbaum und Königs Wusterhausen erhalten hat - alle drei gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hilfe bei der Entwicklung der Verbundgläser erhielten die Wiesenburger Handwerker u.a. von Wissenschaftlern der Uni Potsdam sowie von Klebstoffexperten aus Bitterfeld und Coswig. In der Tischlerei wurde inzwischen eine neue Mitarbeiterin für Produktion, Zuschnitt und Versand eingestellt.
Weitere Informationen zum UV-Schutzfenster können per E-Mail an Tischlerei Spatzier angefordert werden.
Explosionsschutz am Bau
Das ebenfalls ZIM-geförderte Projekt HYDRA - Energieabsorption mit Hybridverbunden aus drapierfähigem Material und Aluminiumschaum - ist auf den Innovationstag nach mehr als zweieinhalbjähriger Entwicklungszeit als Prototyp zu sehen:
Die Innovation aus Sachsen soll Bauwerke vor Explosionen schützen. Dazu wurde ein Verbundwerkstoff aus Stahl, textilen Metalldrahtstrukturen und Aluminiumschaum entwickelt, der die zerstörerische Kraft einer Druckwelle reduziert. Die Sandwich-Platten können je nach Erfordernis fest oder auch nur temporär mit dem zu schützenden Gebäude verbunden werden. Entwickelt wurde diese Neuheit von ...
- dem Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI),
- dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU),
- der Drahtweberei Pausa und
- dem Leichtbau-Planungsbüro SMK Ingenieure GmbH & Co. KG.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- U_CODE: Planungsraum für Bürgerbeteiligungen bei großen Bauprojekten (30.3.2016)
- Warum altern Batterien? (1.3.2016)
- Dem Betonkrebs durch AAR auf der Spur (10.11.2015)
- Carbonbeton C³ verspricht schlanke, korrosionsbeständige, nachhaltige Konstruktionen (10.11.2015)
- Elektrochromes Glas in der Finalrunde beim Europäischen Erfinderpreis 2015 (6.7.2015)
- Microlamellen-Isolierglas als energie- und kosteneffizienter passiver Sonnenschutz (27.8.2014)
- Kastenfenster für höheren Wärme- und Schallschutz beim Innovationstag Mittelstand (10.4.2014)
- Beleuchten ohne Explosionsgefahr (4.11.2011)
siehe zudem: