Wohntrends 2035: Digitalisierung revolutioniert das Wohnen
(18.11.2018) Die Digitalisierung schreitet mit hohem Tempo voran und sorgt u.a. auch dafür, dass die Wohnwünsche immer vielfältiger und anspruchsvoller werden (können). „Die digitale Revolution ist der Motor für die Zukunft des Wohnens in Deutschland“, erklärte GdW-Präsident Axel Gedaschko bei der Vorstellung der neuen Studie „Wohntrends 2035“ in Berlin. Sie wurde von den wissenschaftlichen Instituten InWIS und Analyse & Konzepte erstellt und liefert fünf Jahre nach der letzten Wohntrends-Ausgabe eine Neubewertung der sich abzeichnenden Rahmenbedingungen.
Die Wohnwünsche der Zukunft lassen sich laut aktueller Wohntrends-Studie nach acht übergeordnete Trends klassifizieren:
- Digitales Wohnen: Die Breitband-Infrastruktur ist
zentral für das Wohnen der Zukunft. Einen großen Meilenstein wird wohl der
neue Mobilfunkstandard 5G bilden, der einen drahtlosen Datenaustausch in
Echtzeit ermöglicht. Für die Wohnungswirtschaft ergeben sich daraus neue
Geschäftsmodelle und neue strategische Kooperationspartner.
- Smartes Leben im Quartier: Die Anforderungen an die
Städte hinsichtlich Verkehr, Mobilität, Kommunikation, Energieversorgung,
Partizipation und Integration steigen. Dabei helfen neue digitale
Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Wohnungswirtschaft kann
dabei eine wichtige Rolle als Vorreiter und Treiber smarter Quartiere und
Städte einnehmen.
- Wohnungsvermietung 4.0: Beim digitalen
Vermietungsprozess hilft die Vielzahl der Informationen und deren
Verknüpfung dabei, die Wohnwünsche zukünftiger Mieter mit der für sie
passenden Nachbarschaft zusammenzubringen. Die Organisation der Vermietung
könnte damit einfacher werden - wovon Interessenten und Wohnungsunternehmen
profitieren.
- Mehr Service online: Die Onlinekommunikation mit Kunden
per App und/oder Chatbot wird in der Wohnungswirtschaft zum Normalfall
werden. 90% der Anliegen können zukünftig rund um die Uhr bearbeitet werden.
Für Mieter wird der Kundenservice zeit- und ortsunabhängig sowie
verbindlicher, für Wohnungsunternehmen durch Standardprozesse schlanker.
- Vielfältige Wohnformen: Die Wohnwünsche differenzieren
sich immer weiter aus. Die Nachfrage nach flexiblen Wohnformen, z.B.
Zwischennutzung, sowie nach gemeinschaftlichem Wohnen steigen, ebenso der
Wunsch nach Mitgestaltung. Die Anforderungen an die Wohnungswirtschaft
wachsen, Angebote zwischen Miete und Eigentum zu schaffen.
- Neue Wohnformen: Es gibt immer mehr kleinere Haushalte,
der Zuzug in die Städte hält an. Dadurch wächst die Nachfrage nach neuen
Wohnformen wie Wohnen auf Zeit, Mikrowohnungen, Tiny-Houses und
Service-Apartments. Optimierte Grundrisse und kostengünstige Wohnungen sind
die Herausforderungen für Wohnungsunternehmen.
- Neue Wohnungsgestaltung: Zusatzausstattungen wie
barrierearme Wohnräume sind zur Normalität geworden. Sowohl jüngere als auch
ältere Haushalte profitieren davon. Neue Technologien
wie BIM helfen, steigenden
Anforderungen an Grundriss und Raumaufteilung besser zu begegnen und Kosten
einzusparen.
- Neue Innenraumgestaltung: Die digitale Grundausstattung der Wohnung wird selbstverständlich und erhöht den Komfort für Mieter. Die Technik funktioniert im Hintergrund, die Innenraumgestaltung folgt den Aspekten Wohlfühlen und Gemeinschaft. Die Nachfrage nach wohnfertigen Lösungen steigt.
„Die Anforderungen an den Vermieter der Zukunft steigen mit der fortschreitenden Digitalisierung weiter. Um die Chancen bestmöglich zu nutzen und den Risiken wirkungsvoll vorzubeugen, brauchen die Wohnungsunternehmen zügig ganzheitliche Digitalisierungsperspektiven. Für die Entwicklung unternehmensweiter digitaler Strategien macht sich die Wohnungswirtschaft stark“, so der GdW-Chef.
Vielfältigere Gesellschaft, Polarisierung bei räumlicher Entwicklung und Einkommen
Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre hat großen Einfluss auf die Entwicklung der Wohntrends in Deutschland. Hier zeichnen sich drei übergeordnete gesellschaftliche Trends ab:
- Deutschland
wird vielfältiger, insbesondere im Zuge der starken Zuwanderung: Die
Einwohnerzahl Deutschlands wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich stagnieren
oder nur leicht ansteigen - gleichzeitig altert die Gesellschaft weiter. 2030
wird rund ein Viertel der Menschen in Deutschland älter als 65 Jahre sein.
Die Vielfalt der Wohnwünsche und der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum wird
also weiter zunehmen.
- Mehr Wohlstand bei größerem Armutsrisiko:
Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre
wächst in Deutschland das Armutsrisiko - insbesondere die Gefahr der
Altersarmut. Die Wohnkostenbelastung steigt vor allem in den Großstädten.
Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wird in den kommenden Jahren weiter
wachsen, gerade für Senioren, Alleinerziehende und Haushalte mit
Migrationshintergrund.
- Attraktive Städte und schrumpfende ländliche Räume: Ballungszentren verzeichnen weiter Wanderungsgewinne und bieten in puncto Infrastruktur, Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitschancen eine hohe Attraktivität. Es sind bereits „Überschwappeffekte“ auf das jeweilige Umland erkennbar, insbesondere Familien und Ältere suchen nach naturnahem Wohnen.
Politische Kernfelder der Zukunft:
Integration, Stadt & Umland,
Quartier, Neubau-Klima
„Die politischen Anforderungen wachsen mit den Wohnwünschen der Zukunft“, betonte Gedaschko. „Insbesondere die Integrationsaufgaben steigen und sind eine nationale Daueraufgabe, die gerade vor Ort in den Quartieren stattfindet. Daher ist ein bundesweites, flexibles Sonderprogramm Integration notwendig. Die Fördermittel in diesem Bereich müssen dringend auch für die Wohnungsunternehmen zugänglich gemacht werden.“ Angesichts der alternden Gesellschaft müsse zudem die ambulante und telemedizinische Versorgung weiter ausgebaut werden. Dazu müsse das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ vom Bund weiter verbessert und mittelfristig mit jährlich 100 Mio. Euro ausgestattet werden - siehe auch Beitrag „Barrierereduzierung wird wieder gefördert“ vom 9.8.2018.
„Der anhaltende Druck auf die Städte beim Thema Wohnen wird sich nur abmildern lassen, wenn die Infrastruktur in ländlichen Regionen ausgebaut und dadurch deren Attraktivität langfristig gesteigert wird“, so Gedaschko. „Der Blick muss dabei gleichzeitig stark auf die Quartiere gerichtet werden“, sagte der GdW-Präsident. Hier gehe es neben einem stark ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr zur Vernetzung der Quartiere auch um zukunftsfähige Konzepte im Bereich E-Mobilität. Für die Energieversorgung der Zukunft sollten zudem endlich Mieterstromprojekte ermöglicht werden. „Die vielen Hindernisse für den Mieterstrom, ganz neu die geplante Absenkung des Mieterstromzuschlags durch das Energiesammelgesetz, müssen aus dem Weg geräumt werden. Nur so wird die dezentrale Energiewende funktionieren“, so Gedaschko.
Und für die Bezahlbarkeit von Maßnahmen des Klimaschutzes und des altersgerechten Umbaus gelte generell: Sowohl Mieter als auch Vermieter können jeweils nur einen Teilbetrag der notwendigen Investitionen aufbringen. Dieses Dilemma könne nur der Staat lösen, indem er den übrigen Teilbetrag der Kosten der Energiewende übernimmt, der wirtschaftlich von den Unternehmen und sozialpolitisch von den Mietern nicht geschultert werden kann. Oder aber die Politik muss neue Wege dafür finden.
„Damit die
Wohnwünsche der Menschen Realität werden können, gilt das Motto: bauen statt
bremsen!“, betonte der GdW-Chef. Dazu sei ein dauerhaft ausgewogenes
Mietrecht notwendig. Investitionen in die Modernisierung des
Wohnungsbestandes dürften nicht durch einseitige Eingriffe abgewürgt werden.
Für ein gutes Bauklima müssten Planungsverfahren vereinfacht und
beschleunigt werden. Bauland muss verstärkt mobilisiert, Baukosten im Zuge
der entsprechenden Kommission reduziert und das Bauen deutlich
vereinheitlicht werden. „Wir brauchen eine bundesweit verbindliche
Musterbauordnung und eine Typengenehmigung, damit wir die Wohntrends schnell
und zielgruppengerecht - auch in serieller Bauweise - umsetzen können“, so
der GdW-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Wohntrends 2035 – GdW Branchenbericht 7
- GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
- Interesse an Tiny Houses nimmt zu (15.11.2021)
- Kleiner Wohnen 2021/2022 – das Tiny-House-Magazin (19.9.2021)
- XScubes: Schwebende, 19 m² große Tiny Houses für zusätzlichen Wohnraum über Garagen (9.9.2021)
- Jahresmagazin „Kleiner Wohnen 2020/2021“ thematisiert den Tiny-House-Trend (6.9.2020)
- „Trendometer 2020“ für die Bau-/Bauzulieferindustrie (17.11.2019)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- BFW: „Bundesrat mit Scheuklappen bei Baukosten“ (29.10.2018)
- BFW: Statt über Baukostensenkung reden, Dämpfung des Anstiegs organisieren! (15.10.2018)
- Property Index 2018: „Wohnen in Deutschland noch immer erschwinglich“ (7.10.2018)
- Scope-Report: Steigende Preise und zunehmende Bauaktivitäten auf den Top 10-Immobilienmärkten (23.9.2018)
- Wohngipfel 2018 - Ergebnisse und Kommentare (23.9.2018)
- Die meistgesuchte Wohnung Deutschlands: 66 m² für 446 Euro Kaltmiete (23.9.2018)
- Wer finanzierte 2017 den privaten Wohnungsbau? (2.9.2018)
- Europaweiter Wettbewerb liefert Konzepte zum schnellen, kostengünstigen Wohnungsbau (4.6.2018)
siehe zudem:
- (Bau- und Wohnungs-)Politik sowie serielles Bauen und Immobilien und Immobilienpreise bei Baulinks