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Mit Keimfarben herausgeputztes Beethoven-Haus in Bonn

(8.9.2020) Das Beethoven-Haus in Bonn gönnte sich pünktlich zum 250. Geburtstag des Komponisten eine neu konzipierte Ausstellung, durch die auch das Gebäude selbst mehr in den Mittelpunkt rückt. Die Exponate profitieren dabei von den erneuerten mineralischen Putzen und Farbanstrichen im Innenbereich.

Foto © Beethoven-Haus Bonn 

Etwa 100.000 Touristen aus der ganzen Welt versammeln sich jährlich in einer kleinen Gasse im Zentrum von Bonn unweit des Rheins und bestaunen ein Haus mit einer recht unscheinbaren Fassade. Hier wurde im Hinterhaus im Dezember 1770 Ludwig van Beethoven geboren. Heute beherbergt das denkmalgeschützte Gebäude die umfassendste Beethoven-Sammlung der Welt mit bedeutenden Gegenständen aus dem Leben des Komponisten wie etwa Instrumente, Briefe, Notenblätter oder Bilder.

Die Familie Beethoven bewohnte den Gartenflügel des Hauses in der Bonngasse 20 von 1767 bis 1774. Das Gebäude gehört zu den wenigen erhaltenen Bonner Bürgerhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert diente es als Wirtschaft sowie als Wohn- und Geschäftshaus bis sich 1889 der Verein „Beethoven-Haus“ mit dem Ziel gründete, das Haus zu erwerben und als Gedenkstätte zu erhalten.

Nach Instandsetzungen in den 1930er und 1960er Jahren, in die auch das benachbarte Haus „Zum Mohren“ mit dem Beethoven-Archiv einbezogen worden war, folgte 1994 bis 1996 die dritte grundlegende Restaurierung des Hauses.

Die kabinettartigen Räume des Beethoven-Hauses erfuhren eine Farbauffrischung mit mineralischen Produkten, um die Exponate, wie hier z. B. die Bilder vor hellgrauer Wand rund um das Beethoven Porträt von Joseph Karl Stieler, zu präsentieren. (dieses und alle weiteren Fotos © Beethoven-Haus Bonn, David Ertl) 

Heute erstreckt sich das Museum über beide Häuser in der Bonngasse 18 und 20 und es zählt sowohl zu den meistbesuchten Musikermuseen der Welt als auch zu den 100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. „Das Haus Bonnergasse 20 genießt den höchsten Denkmalschutzrang, da es das Geburtshaus von Beethoven ist. Auch das Haus nebenan, die Nummer 18, ist denkmalgeschützt“, erklärt Dr. Nicole Kämpken, Museumsleiterin des Beethoven-Hauses. Mit der Restaurierung 1996 wurde auch die letzte Ausstellung konzipiert.

„Nach über 20 Jahren war die Schau etwas veraltet und der 250. Geburtstag von Beethoven stand vor der Tür und somit auch das Jubiläumsjahr – für uns Anlass genug, eine neue Ausstellung und damit auch eine Renovierung zu planen sowie bei Bund und Land Gelder dafür zu beantragen“, erinnert sich Nicole Kämpken und fährt fort: „2016 starteten wir mit dem Vergabeverfahren. Die Renovierungsarbeiten dauerten sechs Monate - von März bis August 2019 -, und im Dezember 2019 wurde das Haus nach einer kompletten Umstrukturierung der Dauerausstellung und Erweiterung in Zusammenarbeit mit Holzer Kobler Architekturen aus der Schweiz offiziell wiedereröffnet.“

Aufwendige Wandarbeiten

Die grundlegende, bauliche Instandsetzung und Restaurierung der Jahre 1994 bis 1996 fand zusammen mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege statt. Und die Gebäude befanden sich 2019 insgesamt in einem guten Zustand, resümiert die Museumsleiterin.

Generelles Ziel war es daher, die Ausstellung zu aktualisieren: „Eine der aufwendigsten Maßnahmen, die wir 2019 durchgeführt haben, war die Neuverlegung der Elektrik in den kleinen, kabinettartigen Räumen, um ein adäquates Beleuchtungssystem installieren zu können. Dafür mussten wir die Wände öffnen und die Holzdielen vom Boden aufnehmen. Auch wenn ich mich zwischendurch aufgrund der vielen aufgestemmten Schlitze erschrocken habe, wurde der Putz nur dort entfernt, wo Kabel verlegt wur­den - der Rest blieb unversehrt“, erläutert Nicole Kämpken die Maßnahmen. „Die Arbeit hat sich gelohnt, denn früher hatten wir nur eine Ambientebeleuchtung mit zwei Leuchten in jedem Zimmer, und jetzt haben wir viel mehr Licht mit modernen LED-Leuchten und beleuchteten Vitrinen.“

Die Ausstellungsstücke, wie die Lebendmaske des Komponisten, sind in diesem Raum vor einer orangepastellfarbenen Wand platziert. In Szene gesetzt werden sie auch durch ein neues Beleuchtungssystem. 

Mineralische Putze und Farben

Nach den Elektroarbeiten verputzten die Handwerker die Wände mit einem Kalkputz und strichen die Wände neu. „Bereits 1994 wurde Kalkputz auf Grundlage von Rezepturen aus der Zeit des 18. Jahrhunderts verwendet - unter der Voraussetzung, so wenig wie möglich von der Originalsubstanz anzutasten. Vorher wurden damals mehrere Dispersionsanstriche an den Wänden entfernt“, berichtet Frau Kämpken.

Die Verantwortlichen entschieden sich für die Renovierung des Hauses 20 für die Produkte von Keimfarben, weil die mineralischen Putze und Farben u.a. aufgrund ihrer Diffusionsoffenheit für denkmalgeschützte Gebäude geradezu prädestiniert sind: „Wir gehen davon aus, dass bereits bei der letzten Renovierung Produkte von Keimfarben Verwendung fanden“, erklärt der ausführende Maler- und Lackierermeister Lucas Lüpschen von der Firma Heinrich Schmid.

„Mit KEIM Universal Putz grob haben wir die Kabelschlitze in allen Räumen geschlossen, um dann mit dem feinen Putz eine ebene Fläche zu schaffen“, erklärt der Handwerker fort. „Es folgte der Auftrag der Sol-Silikatfarbe KEIM Innostar in einer Nass-in-Nass-Technik. Das heißt, wir haben in zwei Schritten gearbeitet: vorgerollt und kurz danach nachgerollt.“

Besonders sind die sogenannten Kölner Decken - Balkenkonstruktionen mit Stuck in fast jedem Raum -, die nur noch in wenigen Häusern in Bonn zu finden sind. Auch diese Decken bekamen mit KEIM Innostar einen Neuanstrich - allerdings wurde die Farbe hier gespritzt:

Die sogenannten Kölner Decken – Balkenkonstruktionen mit Stuck – bekamen mit mineralischer Farbe ebenfalls einen Neuanstrich, wobei die Farbe aber gespritzt wurde. Sie bilden einen dezenten Kontrast zu den pastellig gestalteten Wänden, wie hier zum hellen Grau. 

Frühere Restaurierung als Basis

Aus dem Restaurierungsbericht der Arbeiten aus den 1990er Jahren ging hervor, dass sich die ursprüngliche Farbigkeit im Innern des Beethoven-Hauses anhand von Befunden nur teilweise rekonstruieren ließ. Denn durch die vorangegangenen Renovierungen des Gebäudes kam es besonders an den Wänden zu erheblichen Verlusten an Originalsubstanz. Damals entschieden sich die Verantwortlichen, die bisherige Farbigkeit mit u.a. Rosa-, Resedagrün- und Grautönen mangels Befunden zu übernehmen. Dieser Restaurierungsbericht diente den Verantwortlichen bei der gerade abgeschlossenen Renovierung als Grundlage, so dass bei den jüngsten Arbeiten keine Restauratoren involviert waren.

Harmonischer Farbeindruck

„Also haben wir uns bei der Renovierung auf die Farbtöne gestützt, die auch vorher Verwendung fanden. Die Farbgrundlage ist gleichgeblieben, dies wurde vom Denkmalamt bei der Restaurierung so festgelegt. Jedoch waren die grün-, grau-, blau-grau- und orangefarbenen Pastellfarben an den Wänden sehr vergraut, so dass sie eine Auffrischungskur dringend nötig hatten.“ Auch die Ausstellungsmöbel sind mit der Wandfarbe des jeweiligen Raums abgestimmt und farblich entsprechend monochrom gestaltet.

„Die Außenfarbe der Vitrine haben wir den Wänden angepasst,“ erklärt Nicole Kämpken und beschreibt weiter: „Die Einlegeflächen in den Vitrinen heben sich farblich deutlich davon ab. Dabei haben wir auch die präsentierten Themen berücksichtigt und zum Beispiel Rot für das Thema Liebe und Grün für das Thema Natur gewählt.“

Die eleganten Vitrinen und Ausstellungsbauten fügen sich jetzt harmonisch in die historischen Räume ein und schaffen einen Bezug zur ursprünglichen Nutzung des Gebäudes als Wohnhaus. Dabei wird das historische Haus selbst als zentrales Ausstellungsstück durch die Farbigkeit der Räume und die Ausstellungsmöbel in Szene gesetzt.

Neu konzipiert und erweitert

In diesem farbig aufgefrischten Umfeld werden die Objekte der Beethoven-Sammlung heute nicht mehr wie bisher entlang der chronologischen Beethoven-Biografie präsentiert. Stattdessen zeigen die einzelnen Räume verteilt auf drei Stockwerken diverse Themen rund um Beethoven, sein Leben und sein Wirken. Nach dieser grundlegenden Überarbeitung kommt die Ausstellungschoreografie ohne eine vorgegebene Erzählung aus, die Besucher können sich frei durch die Räumlichkeiten bewegen.

Ein besonderer Raum befindet sich im Dachgeschoss des Hinterhauses, das bisher als Geburtszimmer bezeichnete Elternschlafzimmer der Beethovens. Der Raum kann nun von den Besuchern betreten werden, was bisher nicht möglich war.

Im Nachbarhaus in der Bonngassse 18 entstand im Erdgeschoss ein Musikzimmer für Konzerte auf historischen Tasteninstrumenten sowie ein eigener Bereich für Wechselausstellungen.

Im Kellergewölbe können sich Besucher in einer Schatzkammer Originalmanuskripte von Beethoven anschauen, die früher aus konservatorischen Gründen nicht zugänglich waren. Und auf der anderen Straßenseite ist ein Museumsshop mit Kassenbereich, einem kleinen Café und einem Seminarraum für die Vermittlungsangebote des Beethoven-Hauses zu finden.

Weitere Informationen zu mineralische Putzen und Farben können per E-Mail an Keimfarben angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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