Erweiterungsbau des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth eröffnet
(3.12.2025) Der Ort Mödlareuth an der bayerisch-thüringischen Landesgrenze gilt seit Jahrzehnten als Symbol der deutschen Teilung. Am 36. Jahrestag des Mauerfalls wurde dort der Erweiterungsbau des Deutsch-Deutschen Museums eröffnet. Der Neubau umfasst 1.350 m² Nutzfläche und integriert eine multimediale Dauerausstellung mit Blick auf Mauerreste, Grenzstreifen und Wachturm. Die Projektleitung übernahm Drees & Sommer im Auftrag des Museums-Zweckverbands.
Projektsteuerung, Vergabe und Fördermittelkoordination
Das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierte Beratungsunternehmen war seit Ende 2020 in sämtliche Projektphasen eingebunden. Dazu zählten die Begleitung des Planerauswahlverfahrens, die Steuerung der beteiligten Fachplanungen, das Fördermittelmanagement, die Funktion als Vergabestelle sowie ein vorausschauendes Anti-Claim-Management. „Wir haben die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten koordiniert und eine transparente Informationslage sichergestellt. Das trug maßgeblich dazu bei, dass alle Prozesse reibungslos und termingerecht ablaufen konnten”, sagt Maximilian Loos, Projektleiter und Experte für Kulturbauten bei Drees & Sommer.
Die Betriebskostenprognose wurde ebenfalls durch Drees & Sommer erstellt, um den wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes langfristig abzusichern. Die Gesamtkosten des Bauprojekts wurden mit rund 22 Mio. Euro veranschlagt und über die Projektlaufzeit eingehalten. Die Finanzierung erfolgte durch Bund und Freistaat Bayern (jeweils 5,6 Mio. Euro), den Freistaat Thüringen (800.000 Euro), die Oberfrankenstiftung (4 Mio. Euro) sowie die Bayerische Landesstiftung (500.000 Euro).
Architektur und Bauausführung
Das Architekturbüro Atelier 30 aus Kassel setzte sich im Wettbewerbsverfahren mit einem Entwurf durch, der das Ziel verfolgte, den Neubau in Maßstab und Materialität in das Dorfgefüge einzubinden. Entstanden ist ein schmaler Holzbau mit geölter Fichtenholzfassade und begrüntem Dach. Die Gestaltung nimmt Anklänge an regionale Scheunenbauten auf. Großformatige Panoramafenster bieten Sichtachsen auf die historischen Grenzanlagen.
Für die technische Gebäudeausrüstung wurden eine Erdwärmepumpe, eine Photovoltaikanlage sowie eine Dreifach-Wärmeschutzverglasung gewählt. Die Umgestaltung des Freigeländes begann bereits im Frühjahr 2022 und wurde im Sommer 2023 abgeschlossen. Neben original erhaltenen Grenzresten werden dort die Abschnitte und baulichen Elemente der mehrstufigen DDR-Grenzbefestigung dokumentiert.
Erweiterter Museumsbetrieb und neue Dauerausstellung
Auf rund 500 m² Ausstellungsfläche zeigt die neue Dauerausstellung die Epochen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung. Großformatige Infotafeln, angeordnet wie Mauerfragmente, strukturieren den Rundgang. Weitere Räume dienen der Besucherbetreuung, der Präsentation von Archivmaterial sowie der Durchführung von Wechselausstellungen. Ein Bistro ergänzt das Angebot.
Museumsleiter Robert Lebegern betont den Fokus auf digitale Vermittlungsformate: „Mit dem neuen Erweiterungsbau erzählen wir die Geschichte der Teilung nicht nur, sondern machen sie für verschiedene Altersgruppen erlebbar.” Insgesamt umfasst die Ausstellung rund 180 Fotografien, 20 Filme und Virtual-Reality-Formate. Ergänzend werden Führungen, Projekttage und mehrtägige Seminare für Schulklassen angeboten.
Einbindung in den historischen Kontext
Das Museumsareal zeigt weiterhin die original erhaltene innerdeutsche Grenzanlage des Dorfes. Der Tannbach, der Mödlareuth teilt, markierte während der Jahrzehnte der deutschen Teilung die unüberwindbare Grenze. Historisch relevante Punkte wie ehemalige Fluchtorte wurden im Freigelände ebenfalls aufgearbeitet. Die neue Gebäudestruktur bietet den notwendigen Raum, um den langfristig hohen Besucherzahlen – rund 80.000 Menschen pro Jahr – zu entsprechen.
Landrat Oliver Bär, Vorsitzender des Zweckverbands, betont die Bedeutung des Projekts: „Wir wollten dem wachsenden Interesse mit einem Gebäude begegnen, das nicht nur funktional ist, sondern auch dem Ort gerecht wird. Ein Museum, das sich ideal in das Dorf einfügt – und sich zugleich öffnet für die Geschichte, die hier sichtbar bleibt.”
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