kostengünstig bauen - Einsparpotenziale beim Eigenheimbau
(24.9.2003) Preiswert bauen, ohne auf Stil, Komfort und Sicherheit zu verzichten: Welcher Bauherr möchte das nicht? Doch wo anfangen? Am besten ganz oben: "Sparen beginnt im Kopf", ist Schwäbisch Hall-Expertin Ingrid Lechner überzeugt, "man braucht Anregungen, wo Kostensenkungen möglich sind und konkrete Beispiele, was wie viel bringt." Die wichtigsten "Bauspar-Tipps" – vom Grundstück bis zum Innenausbau – mit Einsparmöglichkeiten bis zu 50.000 Euro hat die Bausparkasse für Häuslebauer zusammengestellt.
Grundstück parzellieren
Wer bauen will, braucht zunächst einmal ein Grundstück – trotz
großer regionaler Unterschiede oft der größte Kostenfaktor beim Eigenheimbau.
Große Grundstücke werden meist zu einem günstigeren Quadratmeterpreis angeboten
als mittlere oder kleinere. Auch wenn das Teilen des Baugrunds nicht immer
erlaubt wird, kann man oft mehrere Häuser darauf bauen – die Fläche wird
parzelliert. Vorteile: Nur eine Erschließung, nur eine Zuwegung, Leitungen
können gemeinsam genutzt werden, der anteilige Preis ist niedriger.
Einsparpotenzial: mehrere Zehntausend Euro
Grundstück in Erbpacht
Man kauft oder baut ein Haus auf einem fremden Grundstück und
bezahlt an den Grundstückseigner eine Erbpacht für eine vertraglich vereinbarte
Laufzeit von meist 99 Jahren. Endet der Erbpachtvertrag, fällt das Haus entweder
gegen Zahlung einer Entschädigung an den Grundstückseigentümer oder der
Erbpachtvertrag wird verlängert.
Einsparpotenzial (je nach Grundstück, Hypotheken- und Erbpachtzins): mehrere
Hundert Euro pro Monat
Baupreise vergleichen
Bei Baupreisen gibt es erhebliche Unterschiede. Kostenbewusste
Architekten bemühen sich um eine sehr präzise Ausschreibung der Bauarbeiten und
holen verschiedene Angebote von Baufirmen ein. Aber auch bei Bauträgern und
Fertighausherstellern können die Preise für gleichwertige Häuser differieren.
Ein Laie kann solche Angebote allerdings nur schwer beurteilen. Deshalb sollte
man die Bewertung besser einem unabhängigen Gutachter oder Architekten
anvertrauen!
Einsparpotenzial (für das komplette Haus): mehrere Zehntausend Euro
Bauberatung
Geld ausgeben, um später nichts für Mängelbeseitigung zahlen zu
müssen, können Häuslebauer beispielsweise beim Verband Privater Bauherren. Neben
dem Monatsbeitrag (sieben Euro) zahlt man nur für die Beratungsleistung, die man
wirklich braucht. Für eine Rundumbetreuung fällt im Durchschnitt ein Prozent der
Baukosten an, bei 300.000 Euro also 3.000 Euro. Laut Verband sind bei über
50.000 Bauvorhaben Mängel aufgedeckt oder vermieden worden, deren Beseitigung
bis zu 50.000 Euro gekostet hat bzw. hätte.
Einsparpotenzial: im Einzelfall bis zu 50.000 Euro
Fördermittel für Umwelttechnik
Der Einbau umweltschonender Technik macht das Eigenheim nicht
unbedingt teurer, sondern dank Zuschüssen von Bund, Ländern und Gemeinden
preisgünstiger. Beispiel Bund: Für Solarkollektoren gibt es 125 Euro pro m²
Kollektorfläche, für Pelletheizungen ab 1.500 Euro.
Einsparpotenzial: einige Hundert bis mehrere Tausend Euro (siehe
auch Meldung
Ab 2004
weniger Solarförderung)
Auf den Keller verzichten
Der Keller macht fünf bis 15 Prozent der Baukosten aus. Das
Baukosteninformationszentrum hat für ein Passivhaus (193 m² Wohnfläche) folgende
Zahlen dokumentiert: Gesamtkosten 400.000 Euro ohne Keller, jedoch mit drei
Ersatzräumen. Deren Anteil an den Gesamtkosten belief sich auf 31.000 Euro, ein
Keller hätte (mit Aushub der Baugrube) 58.000 Euro gekostet.
Einsparpotenzial: hier 27.000 Euro
Kleiner bauen
Ein gut geplantes Haus von 120 m² kann größer wirken als eines
mit 150m³: Wenn es mit weniger Fluren auskommt, Nischen für Einbauschränke
vorgesehen sind und ein offener Grundriss die Großzügigkeit unterstützt.
Außerdem spart eine offene Raumaufteilung auch Baumaterial.
Einsparpotenzial: pro 10 m² weniger bis zu 15.000 Euro
Bauzeit verkürzen
Je kürzer die Bauzeit, desto kürzer die Phase der
Doppelbelastung, in der gleichzeitig Wohnungsmiete und Zinsen für die
Baudarlehen anfallen. Für ein Einfamilienhaus in konventioneller Bauweise muss
man üblicherweise ein Jahr kalkulieren. Eigenleistungen verbilligen zwar die
Baukosten, verlängern allerdings die Bauphase.
Einsparpotenzial: bei einer Monatsmiete von 600 Euro zwischen
1.800 Euro und 9.000 Euro.
Gemeinsam bauen
Sich mit anderen Bauwilligen zusammenzutun kann sich für alle
lohnen. Beispiel: Für ein Reihenmittelhaus können ca. 200 m² "Privatfläche"
genügen. Schließen sich zehn Familien zusammen und erwerben zusätzlich eine
Gemeinschaftsfläche von 500 m² kauft jeder Bauherr seine eigenen 200 m² plus
weitere 50 m². Dafür sind durchschnittlich ca. 50.000 Euro fällig. Dafür hat
jede Familie aber auch deutlich mehr Platz wegen der Gemeinschaftsfläche. Für
die gleiche Fläche müsste der Bauherr eines frei stehenden Einfamilienhauses
etwa 140.000 Euro aufbringen.
Einsparpotenzial: mehrere Zehntausend Euro
Bauherrengemeinschaft
Wer mit Bauherrengemeinschaften baut, kann auch nach der
Fertigstellung durch eine gemeinsame Heizungsanlage Kosten sparen. Außerdem
können Kanal-, Trinkwasser-, Strom- und Gasanschlüsse in gemeinsamen
Leitungsgräben geführt werden.
Einsparpotenzial: bis zu 10.000 Euro
Eigenleistung
Beim Hausbau gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten, die ein
talentierter Heimwerker kostensparend selbst erledigen kann. Dabei kann der
Bauherr die Baugrube ausheben, das Dach dämmen oder den Innenausbau selbst
tätigen – die Liste ist lang (siehe Grafik).
Durchschnittliches Einsparpotenzial für ein 120-m²-Haus: über 20.000 Euro.
Ausbauhaus selbst ausbauen
Das Bauunternehmen stellt nur eine wetterfeste Haushülle aufs
Grundstück und überlässt dem Bauherrn den Innenausbau. Auch hier gilt wie für
alle Eigenleistungen: Die eigene Leistungsfähigkeit nicht überschätzen.
Erfahrungsgemäß braucht man etwa das Dreifache der Zeit, die ein
Profi-Handwerker benötigt. Zeit spart man mit der Muskelhypothek nicht, Geld
schon.
Einsparpotenzial: bis zu 50.000 Euro.
Baumaterial ab Werk
Hersteller von Ausbauhäusern wissen genau, welches Material in
welcher Menge benötigt wird, um das Haus fertigzustellen. Hier lohnt es sich,
statt sich im Baumarkt vermeintlich preiswertere Einzelteile zusammenzusuchen,
maßgeschneiderte Ausbaupakete ab Werk zu ordern.
Einsparpotenzial: bis zu 3.000 Euro
Dachgeschoss später ausbauen
Vor allem für junge Familien, die ihr Haus schon für späteren
Nachwuchs planen, ist das Dachgeschoss eine wichtige Platzreserve. Trotzdem kann
das Erdgeschoss in aller Regel so geplant werden, dass Eltern mit einem Kind
dort ausreichend Platz haben und das Dach erst ausgebaut wird, wenn ein zweites
oder drittes Kind kommt.
Einsparpotenzial: ca. 750 Euro pro m² Wohnfläche, bei 40 m² also
30.000 Euro
Pult- statt Satteldach
Je einfacher die Dachform, desto preiswerter. Beispiel: Ein
Pultdach über 75 m² Fläche kostet komplett (Holzdachstuhl, Flachdachpfannen) ca.
13.500 Euro, ein ähnliches Satteldach mit Pfettendachstuhl rund 23.500 Euro -
allerdings entsteht unter Letzterem auch mehr Nutzfläche. Ein Walmdach bietet
mehr Höhe, kommt aber noch teurer. Wichtig: Möglicherweise ist die Art des Dach
im Bebauungsplan festgelegt!
Einsparpotenzial: ab 10.000 Euro
Holzfassade statt Klinker
Eine Fassade mit Holzverschalung oder Wärmedämmverbundsystem ist
deutlich günstiger als Klinkermauerwerk. Allerdings ist sie auch
pflegeintensiver: Sie muss regelmäßig lasiert bzw. gestrichen werden. Hier
sollte man also längerfristig genau kalkulieren.
Einsparpotenzial: ca. 15.000 bis 20.000 Euro
Materialien für Wände
Auch bei der Wahl der Materialien für Außen- und Innenwände gibt es große Unterschiede. Hier spielen allerdings auch Qualitäts- und Geschmacksfragen eine wichtige Rolle.
Aufbau Außenwände |
Preis/m²
|
Hochlochziegel 12/0,8, 36,5 cm dick, außen Kalkzementputz mit Dispersionsbeschichtung, innen Kalkgipsputz |
€ 150
|
Hochlochziegel, 17,5 cm dick, mit Wärmedämmverbundsystem aus 80 mm Polystyrol, Feinputz und Dispersion, innen Kalkgipsputz |
€ 165
|
Hochlochziegel 12/0,8, 30 cm dick, mit hinterlüfteter, Stülpschalung, lasiert, und 60 mm Mineralfaserdämmung, innen Kalkputz |
€ 177
|
Holzständerkonstruktion, 16 cm dick, 160 mm Mineralfaser, außen hinterlüftete Boden-Deckel-Schaltung, innen Gipskartonbekleidung |
€ 191
|
Zweischalig aus Hochlochziegel 12/1,2,24 cm dick, hinterlüftete Außenschale aus Kalksandstein und 80 mm Mineralfaser, innen Kalkzementputz |
€ 211
|
Aufbau Innenwände |
Preis/m²
|
Kalksandhohlbocksteine, 11,5 cm dick, beidseitig Silikatbeschichtung |
€ 55
|
Holz in Ständerkonstruktion, 12 cm dick, beidseitig Gipsfaserbekleidung, Naturharzdispersion |
€ 66
|
Hochlochziegel, 11,5 cm dick, Kalkgipsputz und Kalkzementputz |
€ 77
|
Porenbetonmauerwerk, 11,5 cm dick, beidseitig Kalkzementputz mit Silikatbeschichtung |
€ 91
|
Hochlochziegel, 24 cm dick, beidseitig Kalkgipsputz mit Dispersionsbeschichtung |
€ 99
|
Porenbetonmauerwerk, 24 cm dick, beidseitig Kalkzementputz mit Silikatbeschichtung |
€ 103
|
Carport statt Garage
Eine Unterstellmöglichkeit fürs Auto ist nicht nur komfortabel,
sondern sichert auch den Wert des Fahrzeugs. Die Preisunterschiede sind
allerdings beachtlich: ein einfacher Carport ist ab 600 Euro zu haben, eine
gemauerte Garage kostet je nach Größe ab 10.000 Euro, steigert allerdings auch
den Wert der Immobilie. Kompromiss: Eine Garage aus Betonfertigteilen, zu einem
Preis ab etwa 3.500 Euro.
Einsparpotenzial: mehrere Tausend Euro
siehe auch:
- Baupreise werden nicht nachgeben (23.12.2005)
- WEKA MEDIA bringt automatischen Bauvertragsgenerator auf den Markt (7.11.2005)
- "ABC der Gemeinheiten" bei Bauverträgen vom VPB (24.10.2005)
- Gemeinheiten bei Bauverträgen mit Bauträgern (23.10.2005)
- Qualität der Ausstattung beim „ABC der Gemeinheiten bei Bauverträgen“ (23.10.2005)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Baugeldzinsen sinken leicht (15.9.2003)
- Bundesregierung startet Förderprogramm für Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen (25.7.2003)
- böses Erwachen nach zehn Jahren - Vorsicht bei der Baufinanzierung (21.7.2003)
- (never?) ending story: Eigenheimzulage soll mal wieder gekippt werden! (27.6.2003; mit zeitnahen Stimmen verschiedener Verbände zum Thema)
- Immobilien-Preisspiegel für über 300 Städte erschienen (19.6.2003)
- Grundschuld nicht vorschnell löschen! (24.10.2002)
- verschiedene Tipps zum kostengünstigen Bauen (22.9.2001): Tricks und Kostenfallen • Grundstück, Maklergebühren, Erschließung • Erfolgshonorar, Ausschreibung • Muskelhypothek, Selbstbaupartner, Nachbarschaftshilfe, Schwarzarbeit • Risiken mit Bauträgern minimieren
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Bauen", "Immobilienfinanzierung", "Eigenheimförderung" bei Amazon
- Rechenmodelle für die Baukostenberechnung
- "Immobilienseiten" • "Bausparkassen, Banken" auf Baulinks