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Plädoyer für WDVS mit Schilf-Dämmung

(28.11.2006) In Zeiten des immer rapider anwachsenden Treibhauseffektes kann auch beim Dämmstoff am eigenen Haus ein klimagünstiger Weg zum Wohle der Umwelt eingeschlagen werden. Denn was nützt es, wenn die Primärenergie (Herstellungsenergie) eines Dämmstoffes bald schon höher ist als diejenige Energie, die man einzusparen versucht. Die Ernte und Produktion, inklusive der Lieferung vom österreichisch/ungarischen Grenzgebiet zum deutschen Großhandel, eines Quadratmeters Schilfdämmplatte mit einer Stärke von 5 cm liegt mit ca. 6,00 Euro (Endverbraucherpreis in Deutschland ca. 10 Euro/m²) dagegen recht günstig. Dieser Preis kann mit der Weiterentwicklung des Erntevorgangs, der ca. 75% der Herstellungskosten ausmacht (der Webeanteil liegt bei ca. 25%), zukünftig möglicherweise auch noch kostengünstiger gestaltet werden.

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Schilf ist nicht nur einer der ältesten Naturbaustoff für Vollwärmeschutz auf dieser Erde (erste Nutzung in der Jungsteinzeit), sondern in der Herstellung auch einer der natürlichste. Das Schilf wird geschnitten und gebunden und kommt ohne Zusatz von chemischen Mitteln an die Wand. Schilf, welches zur Schonung und Erhaltung der Schilfbiotope ohnehin geschnitten werden muß, ist als Wasserpflanze natürlich wasserfest und wächst rasch wieder völlig selbstständig nach.

In Außenputzen ist dieser Naturbaustoff schon Hunderte von Jahren unbeschadet alt geworden. Schilfdämmsysteme, die heute angeboten werden, erhalten eine Dickputzschale - das heißt, dass die Putzfläche wesentlich stabiler als bei herkömmlichen Dünnputzsystemen ausgeführt ist. Aufgrund dessen, dass die Dämmplatten bzw. die Schilfhalme untereinander verschiebbar sind, können auch leichte Bewegungen im Untergrund leicht überarbeitet werden.

Einige Fakten zum Dämmstoff Schilf:

  • Sehr niedriger Primärenergieverbrauch. Schilf muss z.B. nicht unter hohem Energieverbrauch geschmolzen und aufgeschäumt werden, denn das natürliche Wachstum des Schilfrohres hat schon für reichlich "Porengehalt" gesorgt. Das Rohr wird lediglich geschnitten, zusammengepresst und mit rostfreien Drähten gebunden.
  • Da es sich um eine Wasserpflanze handelt, ist eine hohe Wasserbeständigkeit gegeben. Schön zu sehen ist die Verrottungsbeständigkeit zum Beispiel in Putzen, bei welchen Schilfmatten als Putzträgermatten eingesetzt wurden und die oft mehrere hundert Jahre in den historischen Gebäuden verweilten. Einzig die damalige Flachsbindung ist über die Jahre verrottet, das Schilfrohr ist oft unangegriffen.
  • Der hohe Silikat-Gehalt des Schilfrohrhalmes bewirkt kein bemerkbares Schwinden und Quellen.
  • Bei der Außendämmung ist keine Verklebung erforderlich, es wird nur gedübelt.
  • Im Entsorgungsfall fällt kein naturfremder Abfall an. Den Verschnitt kann man ohne Bedenken häckseln und einfach kompostieren und als Dünger dem eigenen Garten zuführen.
  • Durch die relativ hohe Eigendichte wird zugleich eine gewisse Schalldämmung erreicht.
  • Der Rohstoff Schilf ist ein ständig nachwachsender Dämmstoff. Durch die jährliche Ernte der Schilfgürtel wird ein erheblicher Beitrag zur Landschaftspflege geleistet und das Nachwachsen gesichert.
  • Durch die grobflächige Oberflächenstruktur wird eine gute Putzhaftung erreicht.
  • Altputze können direkt überarbeitet werden, historische Substanzen bleiben hierbei vollständig erhalten.
  • Da Schilfrohre in sich verschiebbar sind, können auch leichte Bewegungen im Untergrund problemlos überarbeitet werden.
  • Auch als Innendämmung im Fachwerkbereich mit Lehm eignet sich Schilfdämmung und ist kombinierbar mit modernen Wandflächenheizungen.
  • Im Brandfall werden keine giftigen Gase, wie z.B. bei Polystyrol- oder Polyurethan-Dämmstoffen abgegeben. Das Schilf im Putz ist schwer entflammbar.

Im Allgemeinen werden Dämmmatten in Abmessungen von 1,25 · 1 m angeboten, dabei sind Dicken von 2 und 5 cm beziehbar (da es sich um ein Naturprodukt handelt, weichen die Maße in aller Regel immer ein wenig ab). Eingeordnet wird Schilf als Dämmstoff in die Wärmeleitfähigkeitsgruppe 055, wie nahezu alle Naturdämmstoffe.

Bei der Dübelung von den oben genannten Dämmstärken müssen Schraubdübel der Dübellastklassen 0,15 KN mit einem Tellerdurchmesser von 60 mm verwendet werden. Hierbei ist in jedem Fall der Untergrund zu beachten (Beton = 0,5 KN; Vollstein = 0,25 KN; Lochstein = 0,20 KN; Porenbeton = 0,15 KN. Bei Gebäuden bis zu einer Höhe von 8 m werden in der Fläche 6 Dübel pro Quadratmeter verwendet und im Randbereich 10. Wie bei allen anderen Dämmungen müssen die Matten im Verband verlegt werden, mit der üblichen Verzahnung an Gebäudeecken. Plattenstöße dürfen auch hierbei nicht auf Öffnungsecken treffen. Bei einer zweilagigen Dämmung (10 cm) müssen in jedem Fall beide Lagen gedübelt werden, so als ob jede Lage für sich stehen bleiben muss.

Untergründe sollten frei von losen Teilen und eben egalisiert sein, Verschmutzungen in Form von Staub spielen hierbei keine große Rolle, da die Matten nicht verklebt werden.

Die Platten können aufgrund der Abrutschsicherung des Putzes (beim Aufbringen) mit waagerechter Schilfhalmanordung verlegt werden. Dies erleichtert den Putzauftrag, beeinträchtigt jedoch nicht das Dämmverhalten, wenn die Ausführung zum Dach- und Sockelanschluss luftdicht ist. Bei den Systemaufbauten müssen die Herstellerangaben beachtet werden. Im Allgemeinen empfiehlt sich ein dreilagiges Putzsystem mit einem hochreißfesten Armierungsgewebe, einer Oberputzlage und dem dementsprechenden Anstrich.

In den Anschlussbereichen unterhalb der Fensterbänke und zu eventuellen Sparren oder Sichtpfetten-Anschlüssen etc. ist ein vorkomprimiertes Butylband als Abdichtung einzubringen.

Bei eventuell vorkommenden Dämmlücken, in welche man keine Schilfstücke bündig einbauen kann, ist eine Ausschäumung mit PU-Dämm-Schaum (B1-Schaum) unumgänglich, um Wärmebrücken auszuschließen. Auch wenn die DIN aussagt, dass solche Lücken mit dem dämmstoffgleichen Material auszuführen sind - es gibt leider noch keinen Schilfschaum. Die Gefahren von Wärmebrücken sind nicht behoben, wenn in solche Fehlstellen eine Schließung mit einem Unterputz vorgenommen wird!

Für Sockel (Spritzwasserschutzzone; 30 cm) und im erdberührten Bereich ist nur eine dafür zugelassene Perimeterdämmung mit der zusätzlichen Abdichtung erlaubt. Hierbei (wie bei allen Sockelputzen) ist auch die flexible Abdichtung auf dem Sockelputz durchzuführen. Die althergebrachte Meinung "ein Zementputz ist ausreichend" ist überholt und bei weitem nicht mehr Stand der Technik. Bei Abstufung des Sockels zur Fassade sollte eine dafür entwickelte Sockelleiste mit Tropfnase eingesetzt werden.

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